Akademisches Selbstkonzept

Akademisches Selbstkonzept

Akademisches Selbstkonzept ist ein verbreiteter Anglizismus für den Begriff schulisches Selbstkonzept (academic self-concept). Man versteht darunter den Teil des Selbstkonzepts einer Person, der sich im Zusammenhang mit schulischen (akademischen) Bereichen entwickelt. Es enthält alle auf die eigene Person bezogenen Informationen, wie zum Beispiel das Wissen über die eigenen Fähigkeiten, Vorlieben, Überzeugungen und Absichten in schulischen Bereichen wie beispielsweise Mathematik oder Sprachen. Zusätzlich zu dieser kognitiven, das heißt beschreibenden und bewertenden, Komponente beinhaltet das akademische Selbstkonzept auch eine emotionale Komponente, also die Einstellung gegenüber der eigenen Person in schulischen Bereichen auf der emotionalen, gefühlsmäßigen Ebene. Man kann diese Komponente auch unter dem Begriff des Selbstvertrauens zusammenfassen.

Struktur

In der Forschung geht man davon aus, dass es ein akademisch/mathematisches und ein akademisch/verbales Selbstkonzept gibt. Diese sind voneinander unabhängig, das heißt sie korrelieren zu Null. Das akademisch/mathematische Selbstkonzept setzt sich aus den Selbstkonzepten in den naturwissenschaftlichen Bereichen und in Mathematik zusammen, während das akademisch/verbale Selbstkonzept aus den Selbstkonzepten in den einzelnen sprachlichen Bereichen besteht (vergleiche Wild, Hofer & Pekrun, 2006). Inzwischen konnte gezeigt werden, dass das schulische Selbstkonzept noch stärker inhaltsspezifisch gefasst und diagnostiziert werden muss (Rost, Sparfeldt & Schilling, 2007).

Einflüsse auf das akademische Selbstkonzept

Nach anfänglichen Kontroversen über Wirkungsrichtung zwischen Leistung und Selbstkonzept geht man heute davon aus, dass sowohl das schulische Selbstkonzept die Leistung beeinflusst (self-enhancement-model), als auch die Leistung auf das Selbstkonzept rückwirkt (skill-development-model) (vergleiche Helmke & van Aken, 1995).

Einen maßgeblichen Einfluss auf das akademische Selbstkonzept einer Person haben die so genannten Referenzrahmen (vergleiche Streblow, 2004) . Darunter sind Standards zu verstehen, gegen die eine Person ihre eigenen schulischen Leistungen vergleicht. Für das akademische Selbstkonzept sind zwei Vergleichsarten von großer Bedeutung: Der soziale Vergleich (Vergleich der eigenen Leistungen in einem schulischen Bereich mit den Leistungen anderer Personen in demselben Bereich) und der dimensionale Vergleich (Vergleich der eigenen Leistungen in einem schulischen Bereich mit den eigenen Leistungen in einem anderen schulischen Bereich; vergleiche Köller, Trautwein, Lüdtke & Baumert, 2006). Zu den Auswirkungen des sozialen Vergleichs auf das akademische Selbstkonzept siehe auch: Big-Fish-Little-Pond-Effekt.

Literatur

Aufsätze
  • Andreas Helmke, Marcel A. van Aken: The causal ordering of academic achievement and selfconcept of ability during elementary school. A longitudinal study. In: Journal of Educational Psychology, Bd. 87 (1995), S. 624-637.
  • Olaf Köller u.a.: Zum Zusammenspiel von schulischer Leistung, Selbstkonzept und Interesse in der gymnasialen Oberstufe. In: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, Bd. 20 (2006), S. 27-39.
  • Herbert W. Marsh: Verbal and math self-concepts. An internal/external frame of reference model. In: American Educational Research Journal, 23 (1), 1986, S. 129-149.
  • Joachim Tiedemann, Elfriede Billmann-Mahecha: Zum Einfluss von Migration und Schulklassenzugehörigkeit auf die Übergangsempfehlung für die Sekundarstufe I. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 10 (2007), S. 108-120.
  • Elke Wild, Manfred Hofer, Reinhard Pekrun: Psychologie des Lernens, S. 225. In: Andreas Krapp, Bernd Weidenmann (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch. Beltz, Weinheim 2006, ISBN 3-621-27564-9
Bücher
  • Detlef H. Rost, Jörn Sparfeldt, Susanne R. Schilling: Differentielles schulisches Selbstkonzept-Gitter mit Skala zur Erfassung des Selbstkonzepts schulischer Leistungen und Fähigkeiten. Verlag Hogrefe, Göttingen 2007.
  • Schöne, C., Dickhäuser, O., Spinath, B. & Stiensmeier-Pelster, J. (2002). Die Skalen zur Erfassung des schulischen Selbstkonzepts (SESSKO). Hogrefe, Göttingen 2002.
  • Lilian Streblow: Bezugsrahmen und Selbstkonzeptgenese. Waxmann, Münster 2007, ISBN 3-8309-1353-2 (zugl. Univ. Diss. Bielefeld)

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