Evangelischer Brüderverein

Evangelischer Brüderverein

Der Evangelische Brüderverein ist eine Freikirche mit Wurzeln im Kanton Bern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünge

Ihre Ursprünge gehen zurück auf die Erweckungsbewegung im Emmental, Gürbetal und im Berner Oberland im 19. Jahrhundert und speziell auf die sogenannte Heiligungsbewegung. Im Rahmen der Evangelischen Gesellschaft wirkten damals in Bern Männer wie Elias Schrenk, Arnold Bovet und Franz Eugen Schlachter, und im Gefolge von Schlachter traten auch Laienevangelisten auf, z.B. Albrecht Käser (1860-1937), Christian Grünig (1858-1925), Christian Portner 1870-1951), Gottfried Schwarz (1877-1958), Fritz Ryser (1857-1926), Christian Streit (1846-1926), Christian Fankhauser (1863-1937) und Fritz Schüpbach (1841-1917).

Fritz Berger

Der Gründer des Evangelischen Brüdervereins, Fritz Berger (1868-1950), kam ebenfalls aus diesem Umfeld. Von Beruf war er Wagner und Kleinbauer. Er war dem Alkohol und dem Kartenspiel verfallen und betrieb Wilddieberei. 1899 erlebte er eine Bekehrung, trat dem Blauen Kreuz bei, begann einen ordentlichen Lebenswandel und wurde abstinent. Genau zwei Jahre später erlebte er eine Wiedergeburt und erfuhr dabei eine tiefe Heilsgewissheit.

Gründung

Er begann dann im Rahmen des Blauen Kreuzes und der Evangelischen Gesellschaft zu wirken. 1908 wurde er aus der Evangelischen Gesellschaft wegen Zusammenarbeit mit den suspendierten Evangelisten Portner und Grünig ausgeschlossen. Er gründete daraufhin 1909 den Verein Dürrgraben des Freien Blauen Kreuzes. Ab 1913 entstanden eigene Versammlungsgebäude. 1914 wurde das Werk in einen Verein umgewandelt und in Evangelischer Brüderverein umbenannt.

Erste Evangelisten

Das Werk stellte eigene Evangelisten (hauptamtliche Prediger) an, wie z. B. 1917 Johann Schneider. Fritz Berger arbeitete ebenfalls vollzeitlich. Im Berner Jura wirkte der Fabrikant Louis Schwab im Sinne Bergers. Fritz Röthlisberger war einer der weiteren Evangelisten des Werkes. Er war durch Fritz Berger zum Glauben gekommen.

Ausbreitung nach Deutschland

In den folgenden Jahren breitete sich das Werk kontinuierlich aus und eröffnete auch Zweige in Deutschland, z.B. bei Karl Kugler vom Weidenhof bei Welzheim, in Stuttgart-Vaihingen entstand eine Versammlung um Jakob Braun. In Süddeutschland entstanden dann kontinuierlich Versammlungen mit eigenen Versammlungshäusern. Versammlungen werden aber auch in zur Verfügung gestellten Sälen und Räumlichkeiten abgehalten. Einzelne Versammlungsplätze gibt es inzwischen in anderen Teilen Deutschlands. Nebst mehreren, kleineren, regionalen Konferenzen gibt es zwei große Konferenzen pro Jahr.

Präsidenten des Evangelischen Brüdervereins

Nach Bergers Tod 1950, wurde sein Schwiegersohn Max Graf Präsident. Auf ihn folgten 1976 Fritz Pulfer, 2002 Max Schlumpf und 2007 Beat Strässler.

Spaltung

In den 1960er Jahren spaltete sich der Brüderverein in eine konservativere und eine offenere Richtung. Die offenere Richtung konstituierte sich am 1. November 1967 unter der Leitung des Evangelisten Peter Zürcher zur Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG), die heute eng mit den Freien Evangelischen Gemeinden und der Pilgermission St. Chrischona zusammenarbeitet.

Neuorientierung

Die konservativere Richtung durchläuft seit Beginn des 21. Jahrhunderts eine Reform mit dem Ziel, die biblische Lehre uneingeschränkt, ohne sektiererische Tendenzen ("selbstgeschnitzte Steckenpferdchen") und in einem schlichten aber zeitgemässen Rahmen zu verkündigen. Das Verhältnis zwischen dem Evangelischen Brüderverein und der Vereinigung Freier Missionsgemeinden hat sich inzwischen deutlich entspannt. Nach einer umfassenden Mitgliederbefragung hat der Brüderrat mit grosser Mehrheit beschlossen, der Gemeinde zum 100-jährigen Jubiläum am 4. Juli 2009 den neuen Namen Gemeinde für Christus zu geben.

Zentrale Lehren

  • volle Autorität der Bibel als das inspirierte Wort Gottes
  • Bekehrung und Wiedergeburt
  • Aussonderung durch Gott
  • völlige Erlösung in Christus gemäß Römer 6 bis 8

Glaubensbekenntnis

Wir glauben an die Bibel, das von Gott inspirierte Wort. Sie allein ist Grundlage und Massstab für Lehre, Glauben und Leben. Wir glauben an die Dreieinigkeit Gottes: Vater – Sohn (Jesus Christus) – Heiliger Geist. Wir glauben an Gott den Vater, Schöpfer Himmels und der Erde. Wir glauben an die Menschwerdung von Jesus Christus, an sein sündloses Leben, sein Leiden, seinen stellvertretenden Kreuzestod, seine Auferstehung, seine Himmelfahrt und an seine Wiederkunft. Wir glauben an den Heiligen Geist mit seinem Wirken im Menschen zur Busse (Reue), Bekehrung (Umkehr zu Gott), Wiedergeburt (Empfang des Heiligen Geistes) und Heiligung (göttliche Veränderung unseres Lebens). Wir glauben dass alle Menschen durch den Sündenfall von Gott getrennt sind und allein durch den Glauben an das Erlösungswerk Gottes in Jesus Christus gerettet werden. Wir glauben an die Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, mit Jesus Christus, unserem Herrn und mit allen wiedergeborenen Menschen. Wir glauben an das Endgericht Gottes, an die ewige Seligkeit (Glück) der geretteten Gläubigen und an die ewige Verdammnis aller, die Jesus Christus als ihren Erlöser verwarfen. Wir glauben an einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo die Erlösten in völliger Gemeinschaft mit Gott leben werden.

Mission

Seit 1954 pflegt der Brüderverein eine eigene Missionstätigkeit in Papua-Neuguinea, später kamen Missionsfelder in Australien, Österreich, Frankreich, Kanada sowie unter Gastarbeitern in der Schweiz hinzu. In Rumänien, Italien, Ghana und Bolivien sowie im Rahmen der Missions-Fluggesellschaft Mission Aviation Fellowship (MAF) unterstützen Missionare des Evangelischen Brüdervereins Pastoren und Missionare anderer evangelikaler Freikirchen. Über die Verbreitung Christlicher Schriften in Biel wird christliche Literatur in vielen Sprachen in alle Welt versandt.

Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden

Der Evangelische Brüderverein ist nicht Mitglied in übergeordneten Organisationen (wie z.B. Evangelische Allianz), lehrt aber, dass alle bekehrten und wiedergeborenen Christen - unabhängig davon, zu welcher Organisation sie gehören - die weltweite Gemeinde Christi bilden. Er pflegt freundschaftliche Kontakte mit Christen anderer evangelikaler Freikirchen und Missionen (hauptsächlich konservativer Prägung) und stellt ihnen auch seine Infrastruktur zur Verfügung. Die Evangelisten (Prediger) werden nicht nur in der eigenen Bibelschule in Wydibühl ausgebildet, sondern auch in Zusammenarbeit mit anderen Bibelschulen, zum Beispiel der Akademie für Weltmission (AWM) in Korntal und der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) in Basel. Die Ausbildung der Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit erfolgt in Kollaboration mit der Kinder-Evangelisations-Bewegung (KEB) in Bern.

Literatur

  • Alfred Güdel: Fritz Berger und der Evangelische Brüderverein. Ein Beitrag zur Untersuchung der religiösen Strömungen im Kanton Bern seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, Bern 1980
  • Rudolf Dellsperger, Markus Nägeli, Hansueli Ramser: Auf dein Wort, Berchtold Haller Verlag, 1981


Beispiele gemeindeeigener Publikationen (Verlag Evangelischer Brüderverein, Herbligen)
  • Fritz Berger: Von der überschwenglichen Gnade Gottes in meinem Leben, 1988
  • Ernst Käser: Die Rechtfertigung des Lebens, 1984
  • Mein Wort behalten. 75 Jahre Evangelischer Brüderverein, 1985
  • Eine offene Tür in Papua Neuguinea. 25 Jahre Mission des Evangelischen Brüdervereins, 1975
  • Monatsblatt Friedensbotschaft: je 1 deutsche Ausgabe für die Schweiz, Deutschland und Österreich. Außerdem redaktionell unabhängige Ausgaben auf französisch, italienisch, englisch und spanisch
  • Monatszeitschrift Auf der Spur (ehemals Schäflihirt) für Kinder. Ähnliche Publikationen auf französisch (Le Petit Messager) und spanisch (Rescatados)

Weblinks


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