Gemeinde für Christus

Gemeinde für Christus

Die Gemeinde für Christus ist eine Freikirche mit Wurzeln im Kanton Bern. 1909 gegründet als Verein des Freien Blauen Kreuzes, wurde sie 1914 in Evangelischer Brüderverein umbenannt und 2009 dann in Gemeinde für Christus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünge

Die Ursprünge der Gemeinde gehen auf die Erweckungsbewegung im Emmental, Gürbetal und im Berner Oberland im 19. Jahrhundert und speziell auf die sogenannte Heiligungsbewegung zurück. Im Rahmen der Evangelischen Gesellschaft wirkten damals in Bern Männer wie Elias Schrenk, Arnold Bovet und Franz Eugen Schlachter. Im Gefolge von Schlachter traten auch Laienevangelisten wie Albrecht Käser (1860-1937), Christian Grünig (1858-1925), Christian Portner 1870-1951), Gottfried Schwarz (1877-1958), Fritz Ryser (1857-1926), Christian Streit (1846-1926), Christian Fankhauser (1863-1937) oder Fritz Schüpbach (1841-1917) auf.

Fritz Berger

Der Gründer des Evangelischen Brüdervereins Fritz Berger (1868-1950) kam ebenfalls aus diesem Umfeld. Von Beruf war er Wagner und Kleinbauer. Er litt an der Alkoholkrankheit und der Spielsucht und betrieb Wilderei. 1899 erlebte er eine Bekehrung, trat dem Blauen Kreuz bei, begann einen ordentlichen Lebenswandel und wurde abstinent. Genau drei Jahre später erlebte er eine Wiedergeburt und erfuhr dabei eine tiefe Heilsgewissheit.

Gründung

Fritz Berger begann dann im Rahmen des Blauen Kreuzes und der Evangelischen Gesellschaft zu wirken. 1908 wurde er aus der Evangelischen Gesellschaft wegen Zusammenarbeit mit den suspendierten Evangelisten Portner und Grünig ausgeschlossen. Er gründete daraufhin 1909 den Verein Dürrgraben des Freien Blauen Kreuzes. Ab 1913 entstanden eigene Versammlungsgebäude. 1914 wurde das Werk in einen Verein umgewandelt und in Evangelischer Brüderverein umbenannt.

Erste Evangelisten

Das Werk stellte eigene hauptamtliche Prediger, sogenannte Evangelisten an, wie z. B. 1917 Johann Schneider. Fritz Berger arbeitete ebenfalls vollzeitlich. Im Berner Jura wirkte der Fabrikant Louis Schwab im Sinne Bergers. Fritz Röthlisberger war einer der weiteren Evangelisten des Werkes. Er war durch Fritz Berger zum Glauben gekommen.

Ausbreitung nach Deutschland

In den folgenden Jahren breitete sich das Werk kontinuierlich aus und eröffnete auch Zweige in Deutschland, z. B. bei Karl Kugler vom Weidenhof bei Welzheim und in Stuttgart-Vaihingen entstand eine Versammlung um Jakob Braun. In Süddeutschland entstanden dann kontinuierlich Ortsgemeinden mit eigenen Gemeindehäusern. Versammlungen werden aber auch in zur Verfügung gestellten Sälen und Räumlichkeiten abgehalten. Einzelne Versammlungsplätze gibt es inzwischen in anderen Teilen Deutschlands. Nebst mehreren kleineren, regionalen Evangelisationen gibt es zwei große Konferenzen pro Jahr. Auch in Deutschland wurden nach und nach eigene Evangelisten angestellt.

Organisation

Die Gemeinde für Christus ist nach dem schweizerischen Vereinsrecht organisiert. Der Brüderrat besteht aus den Deligierten der einzelnen Gemeinden. Die Leitung geschieht durch das Komitee, dieses verteilt die Aufgaben an verschiedene Kommissionen. Vertreten wird der Verein durch den Präsidenten. Es gibt keine Mitgliederlisten und keine Mitgliedsbeiträge. Die Finanzierung geschieht ausschließlich über freiwillige Beiträge. Für Deutschland gelten vergleichbare Regelungen.

Präsidenten der Gemeinde für Christus

Nach Bergers Tod 1950 wurde sein Schwiegersohn Max Graf Präsident. Auf ihn folgten 1976 Fritz Pulfer, 2002 Max Schlumpf und 2007 Beat Strässler.

Spaltung

In den 1960er Jahren spaltete sich der Brüderverein in eine konservativere und eine offenere Richtung. Die offenere Richtung konstituierte sich am 1. November 1967 unter der Leitung des Evangelisten Peter Zürcher zur Vereinigung Freier Missionsgemeinden (VFMG), die heute eng mit den Freien Evangelischen Gemeinden und der Pilgermission St. Chrischona zusammenarbeitet.

Neuorientierung

Die konservativere Richtung durchläuft seit Beginn des 21. Jahrhunderts eine Reform mit dem Ziel, die biblische Lehre uneingeschränkt, ohne sektiererische Tendenzen ("selbstgeschnitzte Steckenpferdchen") und in einem schlichten aber zeitgemäßen Rahmen zu verkünden. Das Verhältnis zwischen der Gemeinde für Christus und der Vereinigung Freier Missionsgemeinden hat sich inzwischen deutlich entspannt. Nach einer umfassenden Mitgliederbefragung beschloss der Brüderrat mit großer Mehrheit, der Gemeinde zum 100-jährigen Jubiläum am 4. Juli 2009 den neuen Namen Gemeinde für Christus zu geben. Der Evangelische Brüderverein in Deutschland schloss sich dieser Namensänderung im Jahr 2010 an.

Zentrale Lehren

  • volle Autorität der Bibel als das inspirierte Wort Gottes
  • strenge Unterscheidung von Busse, Bekehrung und Wiedergeburt
  • Aussonderung durch Gott, Heiligung
  • völlige Erlösung in Christus gemäß Römer 6 bis 8


Mission

Seit 1954 pflegt der Brüderverein eine eigene Missionstätigkeit in Papua-Neuguinea, später kamen Missionsfelder in Australien, Österreich, Frankreich, Kanada sowie unter Gastarbeitern in der Schweiz hinzu. In Rumänien, Italien, Ghana und Bolivien sowie im Rahmen der Missions-Fluggesellschaft Mission Aviation Fellowship (MAF) unterstützen Missionare des Evangelischen Brüdervereins Pastoren und Missionare anderer evangelikaler Freikirchen. Über die Verbreitung christlicher Schriften in Biel wird christliche Literatur in vielen Sprachen in alle Welt versandt.

Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden

Die Gemeinde für Christus ist nicht Mitglied in übergeordneten Organisationen wie z.B. der Weltweiten Evangelische Allianz, lehrt aber, dass alle bekehrten und wiedergeborenen Christen die weltweite Gemeinde Christi bilden - unabhängig davon, zu welcher Organisation sie angehören. Die Gemeinde pflegt freundschaftliche Kontakte mit Christen anderer evangelikaler Freikirchen und Missionen hauptsächlich konservativer Prägung und stellt ihnen auch ihre Infrastruktur zur Verfügung. Die Evangelisten (Prediger) werden nicht nur in der eigenen Bibelschule in Widibühl ausgebildet, sondern auch in Zusammenarbeit mit anderen Bibelschulen wie der Akademie für Weltmission (AWM) in Korntal und der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) in Basel. Die Ausbildung der Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit erfolgt in Kollaboration mit der Kinder-Evangelisations-Bewegung (KEB) in Bern.

Literatur

  • Alfred Güdel: Fritz Berger und der Evangelische Brüderverein. Ein Beitrag zur Untersuchung der religiösen Strömungen im Kanton Bern seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, Bern 1980
  • Rudolf Dellsperger, Markus Nägeli, Hansueli Ramser: Auf dein Wort, Berchtold Haller Verlag, 1981
  • Elisabeth Altenweger, Sintemalen. Roman, Berlin 2006
  • Mathias Welz: Fritz Berger und die Heiligungsbewegung, ein Darstellungsversuch und Beitrag zum 100-jährigen Jubiläum des Evangelischen Brüdervereins, Diplomarbeit am Theologischen Seminar St. Chrischona, 2008. Download als PDF
Gemeindeeigene Publikationen (Verlag Evangelischer Brüderverein, Herbligen)
  • Fritz Berger: Von der überschwenglichen Gnade Gottes in meinem Leben, 1988
  • Ernst Käser: Die Rechtfertigung des Lebens, 1984
  • Mein Wort behalten. 75 Jahre Evangelischer Brüderverein, 1985
  • Eine offene Tür in Papua Neuguinea. 25 Jahre Mission des Evangelischen Brüdervereins, 1975
  • Monatsblatt Friedensbotschaft: je 1 deutsche Ausgabe für die Schweiz, Deutschland und Österreich. Außerdem redaktionell unabhängige Ausgaben auf französisch, italienisch, englisch und spanisch
  • Monatszeitschrift Auf der Spur (ehemals Schäflihirt) für Kinder. Ähnliche Publikationen auf französisch (Le Petit Messager) und spanisch (Rescatados)
  • Jubiläumsbroschüre: Unterwegs mit Christus - Rückblick - 100 Jahre Evangelischer Brüderverein, 2009

Weblinks


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