Experimentatoreffekt

Experimentatoreffekt

Der Experimentatoreffekt (genauer: "Experimentator-Erwartungs-Effekt") ist ein Begriff aus der Wissenschaftskritik und bezeichnet die Wirkung der Erwartungen eines Versuchsleiters auf ein Experiment.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftskritik

Der Versuchsaufbau beeinflusse demnach bereits das Ergebnis des Experiments, denn dieser bestimme, welche Ergebnisse überhaupt möglich seien und welche nicht. Die Erwartungen des Experimentators könnten beeinflussen, was er sehe und was er nicht sehen wolle. Der Wunsch nach einem bestimmten Ergebnis lasse ihn dieses schon beim Versuchsaufbau beeinflussen.

Das Problem werde, so die Kritiker, heutzutage nicht in allen Bereichen der Wissenschaft ausreichend ernst genommen. Während der Experimentatoreffekt in Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung eine wichtige Rolle spielt, werde in anderen Bereichen kaum Notiz davon genommen.

Veranschaulichung am Beispiel der Hochenergiephysik

Wenn genügend viele einflussreiche Wissenschaftler glauben, dass ein Teilchen existiert und fordern, dass es gesucht wird, werden teure Geräte gebaut, um eben dieses Teilchen zu finden. Aufgrund der Erwartung wird es dann im Experiment entdeckt, obwohl es, so die Kritiker, vielleicht gar nicht existiert und nur durch die Erwartungen der darauf fixierten Physiker entdeckt wurde. Ist es erst einmal entdeckt, wird es danach immer häufiger experimentell bestätigt und dadurch die zugrunde liegende Theorie etabliert. Dies rechtfertigt dann die hohen Investitionen und den Bau noch leistungsfähigerer Geräte für die Entdeckung weiterer postulierter Teilchen.

Gegenmaßnahmen

In einigen Wissenschaften kann man sich durch den Einfachblindversuch, den noch sichereren Doppelblindversuch oder sogar durch den Dreifachblindversuch teilweise gegen den Effekt schützen. Dies schließt jedoch nicht den grundsätzlichen Einfluss des Aufbaus auf das Ergebnis aus.

Probleme der Gegenmaßnahmen

Nicht alle Experimente lassen sich gleich gut als Einfachblindversuch oder Doppelblindversuch durchführen. Diese Verfahren sind auf Experimente an Testpersonen zugeschnitten. So kann gerade in den Naturwissenschaften, in denen häufig an Objekten experimentiert wird, ein solches Verfahren nicht zum Einsatz kommen.

Eine Möglichkeit zur Verblindung in einem solchen Fall ist, das Experiment von jemandem durchführen zu lassen, der das erwartete Ergebnis nicht kennt. Außerdem müssen mehrere Aufbauten zur Verfügung gestellt werden, von denen einige das erwartete Ergebnis liefern können, andere jedoch, z.B. durch unscharf Stellen einer Beobachtungsoptik oder ähnliches, nicht. Falls nicht mehrere Aufbauten zur Verfügung stehen, wie es bei den Beschleunigern der Hochenergiephysik der Fall ist, kann dieser erste Schritt der Verblindung nicht geschehen.

Außerdem müssten die Daten von einer zweiten Person ausgewertet werden, die das erwartete Ergebnis ebenfalls nicht kennt. Falls im ersten Teil keine Verblindung stattfinden konnte, müssen hierbei die gemessenen Datensätze mit zufälligen oder aus Simulationen stammenden Datensätzen vermischt werden. Allerdings unterliegt auch die Erzeugung solcher Zufallsdatensätze dem Experimentatoreffekt, so dass sie von Personen erzeugt werden müssten, die die Messdatensätze und das erwartete Ergebnis nicht kennen.

Die Kritik der Naturwissenschaftler ist, dass diese Verblindungsverfahren extrem aufwändig seien, da die Aufbauten oft sehr teuer seien und die Datenanalyse oft sehr große Zeiträume in Anspruch nehmen könne. Außerdem müssten die Auswerter der Datensätze einerseits die Verfahrensweisen der statistischen Auswertung entsprechender Datensätze sehr genau kennen, andererseits dürften sie aber nicht das erwartete Ergebnis kennen, was schwer durchführbar sei.

Es wird daher von Naturwissenschaftlern häufig darauf verwiesen, dass es zu jeder These eine Antithese gebe, die auch immer von einigen Naturwissenschaftlern vertreten werde, so dass diese für eine kritische Betrachtung der Ergebnisse sorgten.

Siehe auch

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Beispiele


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