- Familie Chotzen
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Die Familie Chotzen war eine Familie jüdischen Glaubens in Berlin. Elsa Chotzen führte von 1937 bis 1946 ein Haushaltsbuch, in dem über die genannte Zeitspanne alle Ausgaben und Einkünfte der Familie eingetragen sind. Bei diesem Haushaltsbuch handelt es sich um das einzig erhaltene Haushaltsbuch einer deutsch-jüdischen Familie, das über den gesamten Zeitraum des Zweiten Weltkrieges geführt worden ist. Ebenso gibt es andere Aufzeichnungen des Familienlebens, wie zum Beispiel Fotos, Postkarten und Interviews wodurch die Familie Chotzen zu den bestdokumentierten jüdischen Biographien zählt.
Im Haushaltsbuch sind am Monatsanfang alle Einnahmen verzeichnet, aufgeschlüsselt nach den Einkünften jedes einzelnen Familienmitgliedes. Dann folgen die monatlichen Festkosten Miete, Licht, Gas, Krankenkasse, Volkswohl und Zeitung. Anschließend ist jeder einzelne Tag mit jedem ausgegebenen Pfennig exakt aufgeführt.
Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges heiraten Josef Chotzen und Elsa Arndt. Da Josef Jude und Elsa Protestantin war, gab es in beiden Familien Widerstand gegen die Hochzeit, die somit erst 1914 erfolgte, sieben Jahre nach der Geburt des erstes Kindes, Josef "Eppi" Chotzen. Nach der Heirat konvertierte Elsa zum Judentum. Es folgten drei weitere Söhne, Hugo-Kurt, Erich und Ullrich.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war die Familie wie alle jüdischen Familien erheblichen Repressionen ausgesetzt, die letztendlich zum Tod Josefs und drei seiner Söhne führten. Erich Chotzen und seine Frau Ilse starben im Ghetto Riga, Hugo-Kurt und Ullrich in einem Außenlager des KZ Dachau und Hugo-Kurts Frau Lisa in Bergen-Belsen.
Somit überlebten nur Elsa und "Eppi" sowie Ruth Chotzen, die Frau von Ullrich, die Zeit des Nationalsozialismus. Eppi vermachte die Korrespondenz der Familie dem Haus der Wannsee-Konferenz.
Die Chronik der Familie ist vom Deutschen Historischen Museum und der Bundeszentrale für politische Bildung mit Unterstützung der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz sowohl auf DVD als auch im Internet veröffentlicht worden. Das Haushaltsbuch ist im Frühjahr 2008 erschienen.
Weblinks
- Multimediale Chronik der Familie. Ein Onlineangebot der Bundeszentrale für politische Bildung und des Deutschen Historischen Museums.
- Materialien zur Sonderausstellung
- Bericht über eine Ausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz
Literatur
- Schieb, Barbara: Nachricht von Chotzen - "Wer immer hofft, stirbt singend". Berlin: Edition Hentrich 2000, 286 S., ISBN 3-89468-261-2 (Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Bd 9)
- Pieken, Gorch/Kruse, Cornelia (Hg.), Das Haushaltsbuch der Elsa Chotzen. Schicksal einer jüdischen Familie 1937-1946, Berlin: Nicolai 2008, 216 S., ISBN 978-3-89479-298-5
Film
- el Bitar, Sönke und Pieken, Gorch: "Chronik eines verordneten Todes - Die Vernichtung einer deutschen Familie", Dt. 2004, 50' Dokumentarfilm über Familie Chotzen
Kategorien:- Opfer des Holocaust
- Deutsche Familie
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