Faust (Oper)

Faust (Oper)
Werkdaten
Titel: Margarete
Originaltitel: Faust
Originalsprache: französisch
Musik: Charles Gounod
Libretto: Jules Barbier, Michel Carré
Uraufführung: 19. März 1859
Ort der Uraufführung: Théâtre Lyrique, Paris
Spieldauer: ca. 3 Stunden
Personen

Faust (mit deutschem Titel auch „Margarete“) ist eine Oper in fünf Akten von Charles Gounod. Das Libretto stammt von Jules Barbier und Michel Carré nach Goethes Faust I.

Die Uraufführung fand am 19. März 1859 in Paris (Théâtre Lyrique) statt, die deutsche Erstaufführung am 15. Februar 1861 in Darmstadt. Eine Neufassung durch den Komponisten wurde am 3. März 1869 an der Pariser Oper erstmals aufgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gounod lernte Goethes Faust-Dichtung bereits um 1828 kennen. Doch erst durch Carrés französische Fassung Faust et Marguerite wurde er zu einer Oper angeregt, die schließlich 1856 bis 1858 in Zusammenarbeit mit dem Librettisten Barbier entstand. Von der Pariser Opéra wurde das Werk abgelehnt, so dass es schließlich am Théâtre Lyrique seine Uraufführung erlebte. Diese Erstfassung wurde im Stile der Opéra comique aufgeführt, also mit gesprochenen Dialogen. Später wurden diese durch komponierte Rezitative ersetzt. Auch einige Szenen kamen für die Erstaufführung an der Opéra noch dazu (Romanze des Siébel, Arie des Valentin, Ballettmusik zur Walpurgisnacht, Serenade Mephistos). Diese Version ist auch die heute noch übliche Fassung der Oper.

Faust war von Beginn an ein großer Erfolg. In den ersten zehn Jahren wurde sie alleine an ihrer Uraufführungsstätte etwa 300 Mal aufgeführt, daneben folgten Inszenierungen in Straßburg (1860), Deutschland und Italien (ab 1862). An der Pariser Opéra folgten 3000 Aufführungen.

Die erste Vorstellung an der Metropolitan Opera in New York ging 1883 über die Bühne. Diese Bühne machte sich um die Pflege von Gounods Oper bis heute besonders verdient.

Handlung

1. Akt

Faust sitzt in seinem Studierzimmer. Er ist alt und der dauernden Grübeleien über den Sinn des Lebens überdrüssig, weshalb er seinem Leben ein Ende setzen will. In dem Moment, als er den Giftbecher zu seinem Munde führen will, hört er von draußen den Gesang junger Frauen: „Toute la nature / S'éveille à l'amour“ (die ganze Natur erwacht zur Liebe). Faust hadert mit Gott und dem Leben. Auf seinen Ruf nach Satan hin erscheint Méphistophélès und verheißt ihm Ruhm und Reichtümer. Daran aber hat Faust kein Interesse, denn er begehrt Jugend und Liebe. Prompt lässt Mephisto das Bild Marguerites erscheinen, das Faust so sehr fasziniert, dass er sich dem Bösen verschreibt. Er erhält einen Verjüngungstrank und verlässt mit Mephisto die Gelehrtenstube.

2. Akt

Viel Volk hat sich zur Kirmes vor der Stadt versammelt. Valentin tritt auf, der sich der Einberufung zu militärischen Verpflichtungen stellen muss, und betrachtet ein Amulett, das er von seiner Schwester Margarete bekommen hat. Er unterstellt seine Schwester der Fürsorge seines Freundes Siébel. Wagner stimmt ein fröhliches Lied an, um die sorgenvollen Gedanken zu vertreiben, wird aber von Méphistophèlès unterbrochen, der seinerseits das „Rondo vom goldenen Kalb“ anstimmt, in welches die gesamte Gesellschaft mit einstimmt. Anschließend prophezeit er, dass Wagner beim nächsten Festungssturm zu Tode kommen wird, dass auch Valentins Ende nahe bevorstehe und dass jede Blume, die Siébel anfasst, verwelken wird. Anschließend preist er mit höhnischen Worten die Schönheit Marguerites. Valentin dringt zornig auf den Spötter ein, doch vermag seine Waffe nichts gegen den magischen Schutz, der Mephisto umgibt. Allein der Kreuzgriff des Schwertes drängt Mephisto zurück. Die Menge zerstreut sich, und Faust erinnert Mephisto an die schöne Frau, die er ihm gezeigt hat. Marguerite tritt auf, weist aber das Geleit zurück, das Faust ihr anbietet.

3. Akt

Siébel pflückt im Garten nahe bei Margeretes Haus Flieder und Rosen, um Marguerite einen Strauß zu hinterlegen, doch schnell welken die Blumen in seiner Hand. Erst nachdem er sie in Weihwasser getaucht hat, ist der Bann gebrochen. Faust und Mephisto treten auf. Méphistophélès legt ein Schmuckkästchen vor Margaretes Tür nieder, das sie bald darauf findet. Sogleich öffnet sie es und legt den enthaltenen Schmuck an. Mephisto berichtet Marthe vom Tode ihres Gatten und macht ihr gleichzeitig Komplimente, die sie sich auch gefallen lässt. Währenddessen gelingt es Faust, sich Marguerite zu nähern, die ihn mit ihrer Reinheit bezaubert. Mephisto beschwört den Zauber der Nacht, um Marguerite mit Liebe zu erfüllen. Faust ist von ihrer Unschuld fasziniert und will sich von ihr entfernen, doch Mephisto hält ihn zurück, so dass Faust die Liebesworte hört, die Marguerite - sich alleine wähnend - von ihrem Fenster aus leise in die Nacht spricht. Beide stürzen sich jubelnd in die Arme, während Mephisto teuflisch lachend abgeht.

4. Akt

Marguerite sitzt in ihrer Stube und beklagt ihr trauriges Los, da sie von Faust verlassen und von ihren Freundinnen verspottet wird. Im Wahnsinn darüber hat sie ihr Kind getötet. Siébel besucht sie, um sie zu trösten, doch Marguerite sucht den Trost in der Kirche. Sie will im Dom die Vergebung des Himmels erbitten, doch Méphistophélès erscheint und zerstört ihre letzte Hoffnung auf Gottes Gnade. Marguerite bricht ohnmächtig zusammen. Während dessen ist Faust, den seine Untreue reut, zurückgekehrt und versucht, Marguerite ans Fenster zu locken. Valentin fordert von ihm Rechenschaft, und es kommt zum Handgemenge. Valentin bezeichnet Marguerites Amulett als entweiht und wirft es von sich. Mephisto unterstützt Faust im Kampf, so dass er ohne Schwierigkeiten seinen Gegner niederstechen kann. Er reißt Faust mit sich fort. Durch das Getöse des Kampfes angelockt, kommen Leute herbei. Marguerite kniet bei ihrem sterbenden Bruder, dessen letzte Worte seiner Schwester zum Fluch werden.

5. Akt

Faust und Méphistophélès befinden sich auf dem Blocksberg zur Feier der Walpurgisnacht. In einem prächtigen Saal tobt ein orgiastisches Bacchanal. Doch schon nach kurzer Zeit hat Faust eine Erscheinung: Er sieht Marguerite mit einem roten Streifen um den Hals wie von einem Henkersbeil. Für Faust gibt es kein Halten, und er verlangt von Mephisto zu Marguerite gebracht zu werden. Die Szene verwandelt sich. Marguerite ruht im Kerker und harrt nun des Schuldspruchs vor Gericht. Mit tiefer Bewegung betrachtet Faust die Schlafende. Sie erwacht und umarmt ihn, durchbebt von der Erinnerung an ihre erste Begegnung. Mephisto drängt auf rasche Flucht, doch Marguerite weicht bei seinem Anblick schaudernd zurück. Faust versucht sie gewaltsam mitzunehmen, doch sie entzieht sich seinem Zugriff und bricht zusammen. Mephisto brüllt: „Gerichtet!“, ein himmlischer Chor aber respondiert: „Gerettet!“.

Einspielungen

  1. Margarete: Mirella Freni – Faust: Plácido Domingo – Mephisto: Nicolai Ghiaurov – Chor und Orchester der Nationaloper Paris – George Prêtre 1978
  2. Marguerite: Victoria De Los Angeles, Faust: Nicolai Gedda, Méphistophélès: Boris Christoff, Chor und Orchester der Nationaloper Paris, Dirigent: André Clutens (1959; Digital remastering 1989)

Sonstiges

Der preußische Militärmusiker Gottfried Piefke komponierte nach Motiven dieser Oper den Margarethenmarsch (Armeemarsch II, 182), der heute zu den bekanntesten deutschen Militärmärschen gehört.

Der belgische Comiczeichner Hergé verwendete in seinen Tim-und-Struppi-Heften die Juwelenarie der Margarethe (Ah, je ris de me voir si belle) als Paradestück der fiktiven Opernsängerin Bianca Castafiore, für deren Charakter sich Hergé Maria Callas zum Vorbild nahm.

Weblinks


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