Ferdinand Tutenberg

Ferdinand Tutenberg

Ferdinand Tutenberg (* 27. Mai 1874 in Braunschweig; † 12. März 1956 in Oberursel) war ein deutscher Gartengestalter und Gartendirektor. Sein Hauptwerk ist die Planung und der Bau des Volksparks in Hamburg-Altona.

Der Sohn des Kunst- und Handelsgärtners Fritz Tutenberg begann seine gärtnerische Ausbildung 1888–1892 mit einer Lehre in einer Handelsgärtnerei in Braunschweig. Bis 1899 arbeitete er als Gehilfe in zahlreichen Orten, so in Salzuflen, Dortmund und Düsseldorf. Nach seinem Militärdienst in Straßburg wurde er Gehilfe in Zweibrücken, zwei Jahre arbeitete er als Obergehilfe in den Königlichen Garten in Herrenhausen bei Hannover. Anschließend war er in Stuttgart und Oberursel tätig, ab 1899 als Gartentechniker in Mainz, wo er eine erste Auszeichnung für einen Gartenentwurf im Rahmen der Allgemeinen Deutschen Gartenbauausstellung erhielt. In Offenbach/M. (1905–1911) und Bochum (1911–1913) war er mit der Planung der Stadtparks betraut. Zwischenzeitlich hatte er 1909 die Gartenarchitekturprüfung an der Höheren Gärtner-Lehranstalt im thüringischen Köstritz mit der Note „sehr gut“ abgelegt.

1913 wurde Tutenberg Gartendirektor in der preußischen Großstadt Altona, um anlässlich des 250jährigen Stadtjubiläums (1914) die Deutsche Gartenbauausstellung zu organisieren. Gleichzeitig begann er mit der Planung für den Altonaer Volkspark, heute mit 115 Hektar die größte öffentliche Grünanlage in Hamburg. Die Bauausführung erfolgte in drei Abschnitten; kurz vor Kriegsausbruch wurde mit den Arbeiten am 14 Hektar umfassenden Hauptteil des Parks begonnen, der im Sommer 1915 der Öffentlichkeit übergeben wurde. Trotz einer zweieinhalbjährigen Unterbrechung konnten 1920 weitere Teile feierlich eröffnet werden.

Tutenberg verknüpfte in seinen Gartengestaltungen Gesichtspunkte der Freizeitgestaltung und Volksgesundheit mit einer ideologischen Aufwertung der Natur („Waldpark“) und folgte damit der zeitgenössischen Auffassung großer Parkneuschöpfungen. Der schlechten soziale Lage, insbesondere den beengten Wohnverhältnissen breiter Bevölkerungsschichten sollte durch Schaffung neuartiger Grünanlagen, die Spiel und Sport ermöglichten, entgegengewirkt werden. Ästhetische Aspekte traten dabei, ähnlich wie bei Leberecht Migge, zurück; geometrische Elemente, wie sie im Kunstpark des frühen 20. Jahrhunderts noch verbreitet waren, lehnte Tutenberg entschieden ab. In seinem Konzept sollten die jeweiligen naturlandschaftlichen Gegebenheiten und die vorgefundenen Materialien für die Gestaltung von Grünanlagen ausschlaggebend sein. Seine gestalterischen Intentionen deckten sich mit den sozialpolitischen und stadtplanerischen Zielen der Oberbürgermeister Bernhard Schnackenburg und Max Brauer sowie der Bausenatoren Friedrich Sylvester und Gustav Oelsner (letzterer wie Brauer ab 1924 im Amt). Bis 1933 blieb neben der Verwirklichung der „grünen Ringe“ Altonas und der Elbufergestaltung die Realisierung zahlreicher Details im Volkspark Tutenbergs Hauptaufgabe.

Die nationalsozialistischen Machtübernahme machte neue Vorgaben für Zweck und Gestaltung von Grünanlagen: Ab 1934 sollte der Volkspark verstärkt forstwirtschaftlich genutzt werden. Zahlreiche Auseinandersetzungen mit seinen neuen Vorgesetzten führten zu einer Verschlechterung von Tutenbergs Gesundheitszustand; 1934, nach anderen Quellen erst 1937, wurde er in den Ruhestand versetzt.

Tutenberg zog sich nach Südhessen zurück, über sein weiteres Lebens ist wenig bekannt. Sein 1902 in Mainz geborener Sohn Fritz setzte die gärtnerische Familientradition nicht fort, sondern war als Oberregisseur am Hamburger Stadttheater tätig. Eine späte Anerkennung erfuhr Ferdinand Tutenbergs Hauptwerk: Der Altonaer Volkspark wurde 2002 unter Denkmalschutz gestellt; ein künstlicher Bergkegel darin wird im Volksmund „Tutenberg“ genannt.

Literatur

  • Fritz [sic!] Tutenberg. Zu seinem 40jährigen Berufsjubiläum. In: Die Gartenwelt, Jg. 32, 1928, S. 208.
  • Paul T. Hoffmann: Neues Altona 1919–1929. Zehn Jahre Aufbau einer deutschen Großstadt, Diederichs, Jena 1929 (2 Bde.)
  • Christoph Timm: Gustav Oelsner und das neue Altona. Kommunale Architektur und Stadtplanung in der Weimarer Republik. Kabel, Hamburg 1984, ISBN 3-921909-27-9
  • Lars Ruge: 75 Jahre Volkspark Altona. Ein Parkführer, hrsg. von der Umweltbehörde Hamburg, Hamburg 1995
  • Michael Breckwoldt: Ferdinand Tutenberg. In: Historische Gärten in Schleswig-Holstein. Hrsg. von Adrian von Buttlar und Margita Marion Meyer. 2. Auflage. Westholsteinische Verlagsanstalt Boysen, Heide 1998, ISBN 3-8042-0790-1, S. 675.

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