Festrumpfschlauchboot

Festrumpfschlauchboot
Zodiac-RIB auf der Passamaquoddy Bay beim Whale-Watching, 2007

Ein Festrumpfschlauchboot RIB/RHIB (Rigid (Hull) Inflatable Boat) ist ein Schlauchboot mit einem statischem Rumpf. Es verfügt deshalb über bessere Navigations- und Auftriebseigenschaften als gewöhnliche Schlauchboote und ist für Off-Shore-Anwendungen tauglich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits im 2. Weltkrieg setzte die US-Marine Schlauchboote und Rettungsinseln in großem Maßstab als Rettungsmittel ein. Der französische Arzt und Abenteurer Alain Bombard kam auf die Idee, alle drei bis dahin bereits existierenden Konstruktionselemente aus dem Bereich des Bootsbaues, nämlich Schläuche in Bootsform, den festen Boden und den Außenbordmotor zu einem Festrumpfschlauchboot zu verbinden. Dabei hatten Bombards erste experimentelle Fahrzeuge im Gegensatz zu den modernen Festrumpfbooten noch einen flachen Boden.

Bei dem ehemaligen französischen Flugzeughersteller Zodiac fand Bombard die Werkstätten und das Personal, mit denen eine Serienfertigung aufgenommen werden konnte. Dabei wurden zunächst noch normale Schlauchboote und erst später echte Festrumpfschlauchboote produziert. Sie sind heute weltweit bei Behörden, Militär, Umweltorganisationen, Fischern und privaten Nutzern im Einsatz.

Konstruktion

Der Rumpf eines Festrumpfschlauchboote ist in der Regel aus Glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK), Aluminium oder Kevlar gefertigt. Festrumpfschlauchboote nennt der Fachmann RIB (Rigid (Hull) Inflatable Boat).[1] Die Boote haben den Vorteil, bis zu dreimal leichter zu sein, als vergleichbare konventionelle Boote. Durch den Auftrieb der Luftschläuche sind sie schwer sinkbar und können auch in schwerer See kenterfrei gefahren werden.[2]

Die Seitenwülste, eben die „Schläuche“, und auch die eventuell aufblasbaren Böden sind heute meistens in mehrere Kammern unterteilt. Dies dient dazu, ein Einfallen des gesamten Schlauches bei Beschädigung zu verhindern. Zur Lenkung von RIB können Paddel verwendet werden, bei größeren Booten kommt meist eine Mechanik mit Lenkseil und Ruder zum Einsatz. Kleine Boote werden direkt über die Bewegung des Außenbordermotors gesteuert.

RIBs haben heute eine Länge von bis zu knapp 20 Meter. Meist werden sie durch einen oder mehrere Außenbordmotoren angetrieben. Es gibt inzwischen auch Schlauchboote mit Innenbordmotor und Z- oder Innenbordmotor und Wasserstrahlantrieb. Alternativ können Schlauchboote auch gerudert oder gesegelt werden. Nur der Schachtmotor als Antrieb ist vollständig verschwunden. Je nach Konstruktion und Motorausstattung können die Boote 40 bis 70 km/h erreichen.

Bei den Schlauchbooten mit festem Rumpf lassen sich zwei Konstruktionsarten unterscheiden:

  • Festrumpfschlauchboote, das „Rigid Inflatable Boat“ (oder auch „RIB“) lässt man die von einigen Herstellern im Rumpf untergebrachten Auftriebskammern außer Acht, wäre dieser Typ ohne die aufgeblasenen Schlauchwülste nicht oder nur leer schwimmfähig.
  • Festrumpfboote mit umlaufendem Schlauchwulst zur Stabilitätserhöhung, „rigid boats with tubes“, haben einen aus beliebigem Material gefertigten Rumpf, der auch allein schon schwimmfähig, jedoch ohne Schlauch in geringerem Maße seetüchtig ist. Diese Festrumpfboote mit umlaufenden Schlauchwülsten sind keine echten Schlauchboote, werden aber sowohl von Laien als auch in Fachbüchern als solche bezeichnet. Eine unbemannte, ferngesteuerte Ausführung ist: Protector USV.

Haltbarkeit

Jedes Schlauchboot verliert Luft. Bei ansonsten hochwertigen Schlauchmaterialien ist meist das Ventil die Leckstelle. Ein RIB verlangt etwa einmal im Monat einen geringen Luftnachschub.

Die Nutzbarkeit eines RIB lässt dann merklich nach, wenn die Abstände, in denen die Schläuche nachbefüllt werden müssen, signifikant kürzer und die nachzufüllenden Luftmengen erheblich zunehmen. Bei einem hochwertigen RIB mit Schläuchen aus reinem Mehrlagen-Neopren-/PU-Material ist nach 10 bis 15 Jahren der Zeitpunkt erreicht, an dem das Boot fast jeden Tag wiederbefüllt werden muss.

Die Hersteller von professionell eingesetzten RIBs geben auf ihre Produkte eine Garantie von mehreren Jahren.

Schlauchmaterial

Hochwertige Festrumpfschlauchboote sind ausschließlich aus Mehrlagenmaterial gefertigt, von denen je nach Einsatzzweck des Verwenders und Philosophie des Herstellers zumindest die äußerste entweder aus möglichst reinem Hypalon oder Polyurethan besteht. Da beide Materialien nicht gasdicht sind, ist zumindest eine der inneren Lagen aus möglichst reinem Neopren gefertigt. Derartige RIBs lassen sich nahezu beschädigungssicher und auch beschusshemmend herstellen.

  • Hypalon-Neopren-Gemische die reine Mehrlagenfertigungen aus jeweils reinem, hochwertigen Hypalon und Neopren altern quasi nicht und jeder, der schon einmal einen Fahrradschlauch geflickt hat, kann es reparieren. Ein aus solchem Material gefertigtes Schlauchboot ist teuer, hält dafür aber ein paar Jahrzehnte.
  • PU: Reine Mehrlagenfertigungen aus jeweils reinem, hochwertigem Polyurethan und Neopren sind bei einem neuen RIBs weitgehend beschädigungssicher. In entsprechender Qualität gefertigt, ist es, ohne besonderen Aufwand zu treiben, stich- und beschussfest. Allerdings lässt sich Polyurethan nur schwer verarbeiten, kaum reparieren und altert sowohl durch thermische, als auch durch mechanische Beanspruchung. Ein aus diesem Material gefertigtes Schlauchboot hält auch bei pfleglicher Behandlung nur etwa 15 Jahre.
  • Neopren ist das Material, welches PU und Hypalon gasdicht macht, ist aber leider auch sehr empfindlich gegen äußere Einflüsse, weshalb man es in Mehrlagenverwendung mit reinen Hypalon- oder PU-Lagen kombiniert, nicht jedoch als äußerste oder innerste, sondern immer als eine mittlere Schicht.
  • Sonstige Gewebe: Verbindet man mehrere Lagen gleicher (PVC-PVC) oder unterschiedlicher (Hypalon-Neopren-Hypalon oder PU-Neopren-PU) Materialien miteinander, um entweder die Haltbarkeit (PVC) oder die Gasdichtigkeit (Hyplanon-Neopren-Hyplaon oder PU-Neopren-PU) des Schlauches signifikant zu erhöhen, müssten bei Krümmungen des Mehrlagenmaterials (im Verlauf der Produktion, beim Entleeren und transportvorbereitenden Falten) die einzelnen Lagen unterschiedliche Längen einnehmen. Hierdurch werden die Verbindungen der Lagen zerstört. Lediglich die Varianten Hypalon-Neopren-Hypalon und PU-Neopren-PU bleiben auch bei Trennung der Lagen gasdicht. Allerdings sind die Lagen bei Trennung gegeneinander beweglich, wodurch das Neopren an den Knickstellen im Laufe der Zeit verschleißt. Lediglich die Variante Hypalon-Neopren-Hypalon ist dann noch reparabel.

Hersteller

Bekannte Hersteller von Festrumpfschlauchbooten sind:

Anwender

Serbisches RIB-Patrouillenboot

Festrumpfschlauchboote werden weltweit von unzähligen Nutzern verwendet. Bekannte Anwender sind:

  • Umweltschutzorganisationen (Greenpeace, Sea Shepherd)
  • Feuerwehren und Polizei
  • die Marine unterschiedlicher Länder
  • Rettungsgesellschaften (DGzRS, DLRG u.a.)
  • wissenschaftliche Einrichtungen (AWI u.a.)
  • maritimen Ölindustrie
  • Fischer
  • kommerzielle Anbieter von Expeditionen (Whale-Watching etc.)
  • private Nutzer.

Weblinks

Fußnoten

  1. Die Entwicklung des RIB [1]
  2. Zodiac Professional and military boats programme 2008 brochure

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • DGzRS — Logo Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine Seenotrettungsorganisation. Im Seenotfall ist sie zuständig für den Such und Rettungsdienst (SAR: Search and Rescue). Die nicht staatliche DGzRS finanziert sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Dgzrs — Logo Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine Seenotrettungsorganisation. Im Seenotfall ist sie zuständig für den Such und Rettungsdienst (SAR: Search and Rescue). Die nicht staatliche DGzRS finanziert sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Seenotretter — DGzRS Logo Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine Seenotrettungsorganisation. Im Seenotfall ist sie zuständig für den Such und Rettungsdienst (SAR: Search and Rescue). Die nicht staatliche DGzRS finanziert sich… …   Deutsch Wikipedia

  • See-Rettungsdienst — DGzRS Logo Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine Seenotrettungsorganisation. Im Seenotfall ist sie zuständig für den Such und Rettungsdienst (SAR: Search and Rescue). Die nicht staatliche DGzRS finanziert sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Gummiboot — voll aufblasbares Kunststoff Schlauchboot ohne Einlageboden (das „Gummi “ oder „Badeboot“) GFK Schlauchbootrumpf ohne Schlauch …   Deutsch Wikipedia

  • Luftboot — voll aufblasbares Kunststoff Schlauchboot ohne Einlageboden (das „Gummi “ oder „Badeboot“) GFK Schlauchbootrumpf ohne Schlauch …   Deutsch Wikipedia

  • Schlauchboot — am Strand voll aufblasbares Kuns …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger — Abkürzung DGzRS Zweck Seenotrettung Gründungsdatum 29. Mai 1865 Gründungsort Kiel Sitz …   Deutsch Wikipedia

  • Seenotkreuzer — Seenotrettungskreuzer Vormann Leiss am Anleger von Nordstrand Seenotrettungskreuzer (SK Theodor Heuss) im …   Deutsch Wikipedia

  • Protector USV — Modell des Protector USV Der Protector USV ist ein unbemanntes, ferngesteuertes und bewaffnetes Festrumpfschlauchboot. Es wurde in Israel von Rafael Advanced Defense Systems Ltd. entwickelt. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”