Fiat iustitia, et pereat mundus

Fiat iustitia, et pereat mundus

Der lateinische Satz Fiat iustitia et pereat mundus wird zumeist übersetzt Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde (oder sinngemäß).

Luther übersetzt ihn mit: Es geschieht, was recht ist, und solt die welt drob vergehen. (Predigt vom 10. Mai 1535),

Kant mit: Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme in der Welt mögen auch insgesamt daran zugrunde gehen.[1]

Gemeint ist im ursprünglichen Kontext, dass die Welt im Sinne auch der Mächtigen der Gerechtigkeit unterworfen ist.

Die erste Bezeugung dieses Sinnes wird Papst Hadrian VI. (1459-1523) entlehnt.[1] Bedeutung hat der Satz auch als Wahlspruch des Kaisers Ferdinand I. (1503–1564). Er überliefert und charakterisiert eine Haltung, die sich Recht um jeden Preis verschaffen will. In dieser Bedeutung wird der Satz auch heute zumeist verstanden, d.h. als eine Maxime, die um der Gerechtigkeit willen selbst den Weltuntergang in Kauf nimmt.

Der Satz wird ironisch in dem Sinne zitiert, um eine Rechtsauffassung und Rechtspraxis zu kritisieren, die die Bewahrung der Rechtsprinzipien um jeden Preis, auch zum Schaden der Gesellschaft, durchzusetzen gewillt ist.

König Friedrich Wilhelm I. in Preußen schrieb, als er das mildere Urteil im Katte-Verfahren in ein Todesurteil umwandelte: er sei „auch die Schule durchgegangen und (habe) das Sprichwort gelernt: Fiat iustitia aut pereat mundus (Schreiben des Königs an Kriegsgericht zu Koepenick, Berlin 1. Nov. 1730, abgedruckt in Klosterhuis, Katte Ordre und Kriegsartikel, 2005, S. 88). Dies kehrt das Wort ins Gegenteil um: wenn keine Gerechtigkeit geschieht, geht die Welt unter.

Sonstiges

Weblinks

Literatur

  1. a b Otfried Höffe: Gerechtigkeit. Eine philosophische Einführung. Beck, München, 3. Aufl. 2007, ISBN 978-3-406-44768-6, S. 54

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