Figaro lässt sich scheiden

Figaro lässt sich scheiden
Daten des Dramas
Titel: Figaro läßt sich scheiden
Gattung: Komödie
Originalsprache: Deutsch
Autor: Ödön von Horváth
Literarische Vorlage: Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit
Erscheinungsjahr: 1937
Uraufführung: 2. April 1937
Ort der Uraufführung: Deutsches Theater Prag
Ort und Zeit der Handlung: einige Zeit nach der Hochzeit des Figaro
Personen
  • Graf Almaviva
  • Die Gräfin, seine Frau
  • Figaro, Kammerdiener des Grafen
  • Susanne, dessen Frau, Zofe der Gräfin
  • Vier Grenzbeamte
  • Offizier
  • Ein Arzt
  • Ein Forstadjunkt
  • Hebamme
  • Hauptlehrer
  • Eine Magd
  • Antonio, Schloßgärtner, Susannes Onkel
  • Fanchette, seine Tochter
  • Pedrillo, deren Gatte, ehemaliger Reitknecht des Grafen Almaviva
  • Wachtmeister
  • Cherubin, ehemaliger Page des Grafen Almaviva
  • Ein Gast
  • Carlos, Findelkind
  • Maurizio, Findelkind

Figaro lässt sich scheiden ist eine Komödie in drei Akten und neun Bildern von Ödön von Horváth. Das Theaterstück wurde am 2. April 1937 in Prag uraufgeführt. Die Hauptpersonen sind dieselben wie in Beaumarchais' Komödie Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit bzw. wie in Mozarts Le nozze di Figaro.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Die Geschichte spielt zur Zeit „der Revolution“, wahrscheinlich der Französischen, doch ist die Handlung auch im Kontext des zeitgenössischen Problems des Nationalsozialismus zu sehen: Horváth beschreibt das Schicksal des Einzelmenschen und seine Anpassung an die Gesellschaft und warnt dabei vor dem Aufgeben menschlicher Werte.

Das Theaterstück beginnt mit Graf Almaviva, seiner Frau, dem Figaro und dessen Frau Susanne auf der Flucht vor der Revolution. Die Flucht gelingt ihnen; sie leben als Emigranten. Der Graf kommt damit allerdings überhaupt nicht zurecht; er will nicht auf seinen Luxus verzichten und leistet sich diesen, obwohl er keinerlei Einkünfte vorzuweisen hat. Wie vorherzusehen war, folgen finanzieller Ruin und sozialer Abstieg, denn der Graf wird zum Betrüger. Im Gegensatz zum Grafen weiß Figaro, was auf ihn zukommt und wie er sich zu helfen hat. Er hat vor, sich mit einem Friseurgeschäft selbstständig zu machen. So feiert er dann auch große Erfolge mit seinem Handwerk, allerdings basiert das weniger auf seinem Können, sondern eher darauf, dass er redet, wie es den Kunden gefällt. Für seine Frau Susanne ist er zu einem heuchlerischen Spießer geworden, der es jedem rechtmachen will außer ihr, denn er verweigert ihr das sehnlichst gewünschte Kind und gibt als Begründung nur die „unsichere“ Zukunft an. Susanne kommt mit anderen Männern ins Gespräch, und so passiert es, dass sie Figaro betrügt. Die Ehe zerbricht an diesem Seitensprung und Susanne geht zurück zu den Almavivas. Figaro muss sein Geschäft aufgeben, da er all seine Kunden auf Grund des Geredes der Leute verliert. Susanne hat inzwischen Arbeit als Kellnerin in einem „Emigrantencafé“ gefunden; als allerdings ihre Arbeitserlaubnis abläuft, geht sie, gemeinsam mit dem Grafen, dessen Frau gestorben ist, zurück in ihre Heimat und zurück zu Figaro. Der ist inzwischen Verwalter auf dem ehemaligen Besitz des Grafen, in dem nun ein Kinderheim untergebracht ist. Die beiden Eheleute finden wieder zueinander. Nicht dass die Revolution beendet wäre, nur hat sie menschenfreundlichere Züge angenommen.

Rolleninventar

Figaro

Figaro ist im Grunde der einzige, der mit der neuen Situation (der Revolution) zurecht kommt. Er versteht sein Handwerk und weiß, was er den Menschen bieten muss, um sie für sich zu gewinnen. So hat auch sein Geschäft ziemlichen Erfolg und das allein, weil er weiß, wie er mit den Menschen umgehen muss – er sagt ihnen einfach das, was sie hören wollen. Figaro kann seine Mitmenschen gut einschätzen und reagiert damit auf sie in richtiger Art und Weise. Da er allerdings so mit den anderen Menschen beschäftigt ist, verliert er seine Frau und ihre Bedürfnisse und Wünsche aus den Augen.

Susanne

Susanne ist, wie Figaro, beim Grafen eingestellt, als Zofe der Gräfin. Man kann also sagen, dass sie ähnliche Interessen wie Figaro hat, immerhin üben die Beiden beinahe denselben Beruf aus. Susanne wünscht sich nichts mehr als ein Kind von ihrem Mann, dieser ist aber nicht bereit, ihr diesen Herzenswunsch zu erfüllen. Susanne verzweifelt daran und weiß nicht mehr weiter. Sie ist zwar eine treue Seele, kann es aber nicht mehr ertragen, dass ihr ihr Mann keine Aufmerksamkeit mehr schenkt und betrügt ihn schließlich. Es scheint, dass sie nicht etwa aus Trotz so gehandelt hat, eher aus Verzweiflung und weil ihr der eine Mann die Aufmerksamkeit schenkte, die sie so nötig brauchte.

Graf Almaviva

Der Graf kommt überhaupt nicht mit der neuen Lebenssituation zurecht. Er weiß nicht, wie man bescheiden lebt und will es auch nicht versuchen. So kommt es, dass er finanziell aus dem letzten Loch pfeift und zu betrügen beginnt, um wenigstens etwas zum Leben zu haben. Man merkt, wie überfordert der Graf ist und dass er sich nicht helfen kann, auch ist er zu stolz, jemanden (Figaro) um Hilfe zu bitten.

Bedeutung und Wirkung

Das amüsante Stück, dessen Uraufführung im Neuen Deutschen Theater Prag stattfand, gehört nicht zu den bedeutendsten Stücken Horváths, erschien aber dennoch im Zuge der Wiederentdeckung des Verfassers in zahlreichen Ausgaben und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Außerdem liegen eine Bearbeitung für das Musiktheater des Komponisten Giselher Klebe sowie eine TV-Fassung mit Helmuth Lohner als Graf Almaviva (1999) vor.


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