- Fischbacher Schlößchen
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Im Osten von Eisenach, im Stadtteil Fischbach bemerkt man ein an der Bundesstraße 7 gelegenes, repräsentatives Fachwerkgebäude – das sogenannte Fischbacher Schlösschen. Das Dorf Fischbach, bereits 1269 als Vispach überliefert, gehörte bis zur Reformation zum Grundbesitz des Eisenacher Nikolaiklosters.
Geschichte
Über dem Dorf errichtete in den Wirren des thüringisch-hessischen Erbfolgekrieges Mitte des 13. Jahrhunderts ein Ritter aus dem benachbarten Dorf Stockhausen die Malittenburg – dies war eine noch heute deutlich erkennbare, durch Gräben und Wälle gesicherte hölzerne Spornburg. Am Anfang des Hohlweges, welcher zur Malittenburg hinaufführt, entstand ein Anwesen, wohl der Fronhof des Klosters. Mit der Säkularisierung wechselte dieser Hof vielfach den Besitzer: er wurde 1613 von den Brüdern Schellhase an den Eisenacher Bürger Georg Kley verkauft, noch während der Abwicklung der Übereignung trat der in Marksuhl residierende Herzog Johann Ernst in den Kauf ein, übernahm das Gut und schenkte es 1614 seiner Frau Christine. Sie war eine Tochter des Landgrafen von Hessen-Kassel. Der Hersfelder Baumeister Hans Weber - ein Meister der Spätrenaissance - wurde beauftragt das Gut repräsentativ um- und auszubauen. Bedeutende Teile der vorhandenen Bausubstanz gehören dieser Zeit an. Auf dem steinernen Erdgeschoss setzte Weber ein reich geschmücktes Fachwerkgeschoss. An das Hauptgebäude im Süden fügte er einen Treppenturm und einen Seitenflügel an. An der Hofseite des Schlösschens ist in mehrere Balkenköpfe die Jahreszahl „1624" eingeschnitten worden. Die Portale der Hauptzugänge wurden mit Wappen geschmückt. Verdeckt von dem Haupthaus befanden sich hinter dem Schlösschen damals noch einige Remisen und Wirtschaftsgebäude. Die Erben der Herzogin Christine veräußerten das Fischbacher Schlösschen noch vor 1684 an den Eisenacher Bürger Heinrich Gebhard. Aus dieser Familie ging es, wiederum durch Kauf, an die Herzogin Christine Juliane über, gelangte aber bereits 1704 wieder an die Gebhards zurück. 1719 waren diese abermals zum Verkauf und der damit verbundenen Zerstückelung des Gutes gezwungen, der größte Teil ging dabei in den Besitz der Stadtgemeinde über. Das Schlösschen selbst muss bereits im 18. Jahrhundert zum Gasthof geworden sein. Johann Wilhelm Storch weiß ihn zu rühmen. Seiner Beschreibung nach hatte der geräumige Gasthof mehrere Besuchszimmer, einen Tanzsaal, eine überdachte Kegelbahn und einen Garten, mit schattigen Lauben versehen. Und er fährt fort: „Der Lustwandelnde findet hier einen humanen freundlichen Wirth, der seine Gäste mit der größten Artigkeit empfängt und eben so entlässt. Der Besucher genießt einen guten Kaffee, eben solches Bier, die reichlich und um den billigsten Preis gereicht werden. Sonntags nach dem Gottesdienste ist der Gasthof ein Tummelplatz der jungen Welt aus Eisenach, die scharenweis dahin zieht und sich mit Tanzen belustigt." Um 1910, im Besitz eines Otto Liebetrau, wurden Gebäude und Wirtshaus erneut umgebaut, hierbei verschwanden wohl auch die hohe steinerne Schutzmauer und das Portal. Nach 1980 übernahm die Eisenacher Filiale des staatlichen Instituts für Denkmalpflege den stark sanierungsbedürftigen Bau und richtete hier ihre Verwaltungsbüros, Archiv, Schulungsräume und Werkstätten ein. Der gesamte Gebäudekomplex wurde generalsaniert, ein eingelagerter Torbogen wurde am Malittenburgweg aufgebaut und deutet so die einstige Wehrmauer an. Im Hofgelände entstand ein kleiner Park. Der Gebäudekomplex wurde teilweise der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, hier fanden Ausstellungen und Konzerte und Theateraufführungen statt. Nach der Wende 1989 wurde das Anwesen privatisiert.
Quellen
- Scherf, H. Das Fischbacher Schlößchen, … - In: Bau und Kunstdenkmale in Stadt und Kreis Eisenbach. Teil II Stadt Eisenach. Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. Heft 15, S. 67 –70. Eisenach 1981.
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