Fleckenfieber

Fleckenfieber
Klassifikation nach ICD-10
A75 Fleckfieber
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Fleckfieber, auch „Läusefieber“ oder Faulfieber, ist eine Infektion mit Mikroorganismen der Gattung Rickettsien (Rickettsia prowazekii), die durch Läuse, Milben, Zecken oder Flöhe übertragen wird. In Deutschland muss nach dem Infektionsschutzgesetz der Nachweis des Fleckfiebererregers mit dem Namen des betroffenen Patienten gemeldet werden.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Die Inkubationszeit beträgt 10–14 Tage. An der Stichstelle kommt es häufig zu Juckreiz und einer Blauschwarz-Färbung. Dann kann es zu hohem Fieber, einem aufgedunsenen roten Gesicht, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Bewusstseinsstörungen (wenn das Gehirn mit betroffen ist) kommen. Die Krankheit tritt vorwiegend in den Subtropen und Tropen auf. Eine eventuelle Zweitinfektion verläuft aufgrund der aktiven Immunisierung mit abgeschwächten Symptomen.

Diagnostik

Die Diagnose kann klinisch oder serologisch gestellt werden. Das Serum eines Patienten, der Antikörper gegen Rickettsien besitzt, kreuzreagiert mit dem Erreger Proteus OX19 und flockt aus (Agglutination, Weil-Felix-Reaktion).

Behandlung

Bei Rickettsieninfektionen sind vor allem Tetrazykline wirksam, Standardbehandlung ist Doxycyclin.

Geschichte

Früher wurde das Fleckfieber auch als Typhus levissimus, Typhus ambulatorius, Hunger- oder Kriegstyphus bezeichnet (obwohl nicht mit Typhus verwandt), da es sich unter schlechten hygienischen Bedingungen in Kriegszeiten mitunter epidemieartig ausbreitete. Dass es sich um eine eigenständige Erkrankung handelt, entdeckte William Jenner in London 1847.

Für Napoleons und Hitlers Armeen wurde das Fleckfieber während der Russlandfeldzüge zu einem ernsthaften Problem. Die bittere Winterkälte zwang die Soldaten, ihre Kleidung nahezu permanent zu tragen, ohne sie wechseln oder säubern zu können. Außerdem nutzten sie Kleidungsstücke Gefallener, um sich notdürftig warm zu halten. Für die mit Fleckfieber infizierten Kleiderläuse war es daher ein Leichtes, sich zu vermehren und auszubreiten. Von den ursprünglich (mit der Reserve) über 600.000 Mann des napoleonischen Heeres, das 1812 auszog, Russland zu erobern, waren ein Jahr später bis auf lediglich 3.000 Mann alle tot. Die weitaus meisten waren jedoch nicht durch Folgen von Kampfhandlungen gestorben, sondern an Fleckfieber, Kälte und Hunger.

Zur Untersuchung von möglichen Impfstoffen wurden von nationalsozialistischen Ärzten, vor allem E.-O. Ding-Schuler, Menschenversuche an Gefangenen im Konzentrationslager Buchenwald durchgeführt [1]. An der künstlich herbeigeführten Infektion starben dort mehrere hundert Menschen.[2] Auch im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seinem Außenlager Vorbruck-Schirmeck und im Konzentrationslager Bergen-Belsen wurden derartige Versuche vorgenommen.[3]

Einzelnachweise

  1. www.gesch.med.uni-erlangen.de - Informationsmaterial der Universität Erlangen zu Fleckfieberversuchen im Konzentrationslager Buchenwald
  2. Eugen Kogon: Der SS-Staat. (25. Auflage) Heyne, München 1993, ISBN 3-453-02978-X, S. 192 passim.
  3. Der Nürnberger Prozess, Einhundertneunundneunzigster Prozesstag, Vormittagssitzung, Freitag 9. August 1946, Bd. 20, S. 596f.

Weblinks

Gesundheitshinweis
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