- Juckreiz
-
Klassifikation nach ICD-10 L29 Pruritus F45.8 Sonstige somatoforme Störungen
Psychogener PruritusICD-10 online (WHO-Version 2011) Juckreiz, auch als Pruritus (lat. prurire = „jucken“) bezeichnet, ist eine unangenehme Empfindung der Haut, die Kratzen provoziert. Oft ist der Juckreiz das Symptom für eine Erkrankung. Die Botenstoffe (Mediatoren), die den Juckreiz auslösen, wie Histamin, welches beispielsweise von Makrophagen freigesetzt wird, können aber auch durch Medikamente (z. B. Hydroxyethylstärke), Nahrungsmittel, Allergene, Pflanzen- oder Insektengifte und ähnliches freigesetzt werden. Chronische Formen des Pruritus sind oft therapieresistent.
Die verursachten Hautveränderungen stellen sich als strichförmige Rötungen, Krusten, Hyperpigmentierung, Lichenifikation und Pyodermie dar. Rund 70% der Pruritus-Patienten leiden laut einer Studie zusätzlich an psychosomatischen oder psychiatrischen Erkrankungen.[1]
In der Vergangenheit wurde vielfach vermutet, dass Juckreize als unterschwelliger Schmerzreiz auf der Haut von denselben Rezeptoren wahrgenommen werden wie Schmerz und über dieselben Signalwege weitergeleitet werden. Jüngere Forschungen zum histamin-vermittelten Juckreiz machen Nervenfasern der Haut verantwortlich, die keinen Schmerz auslösen können. Zudem bestehen offensichtlich getrennte Signalwege für Schmerz und Juckreiz.[2][1]
Juckreiz wird, ähnlich wie Schmerz, mit dem Gedächtnis verknüpft - das bedeutet, dass Personen mit chronischem Pruritus den Juckreiz schon ab einer niedrigeren Schwelle wahrnehmen. Außerdem wirkt Juckreiz über Spiegelneurone ansteckend - der gleiche Effekt wie beim Gähnen.[1]
Pruritus cum materia ist Juckreiz als Begleiterscheinung von Hauterkrankungen, beispielsweise atopisches Ekzem, Urtikaria, Dermatomykosen.
Pruritus sine materia ist Juckreiz ohne primäre sichtbare Hautveränderungen, der auf die Erkrankung innerer Organe (z. B. Cholestasesyndrom und billäre Zirrhose durch Anstieg der Gallensäuren im Blutplasma, Niereninsuffizienz, Urämie, Diabetes mellitus, Leukämie, Lymphome, maligne Tumoren) hinweisen kann oder in zirka 50% der Fälle ohne nachweisbare auslösende Faktoren (idiopathisch) ist, etwa in Form von aquagenem Pruritus.
Pruritus senilis oder Altersjuckreiz beruht auf zu trockener Haut, die durch altersbedingte degenerative Hautveränderungen verursacht wird.
Als neuropathischer Pruritus wird ein Juckreiz bezeichnet, der durch Kompression oder Degeneration von Nervenfasern entsteht. Dies ist oder kann unter anderem bei folgenden Erkrankungen der Fall sein: Notalgia paraesthetica (am Rücken), Cheiralgia paraesthetica (an der Hand), Meralgia paraesthetica (am Oberschenkel).[3]
Behandlung
Medikamente, die langfristig und sicher helfen, sind nicht bekannt. Opioid-Antagonisten (Naltrexon) konnten nach einer Studie Erfolge erzielen. Bei lokalem Juckreiz hilft Kühlung. Zum Teil hilft auch warmes Wasser, was jedoch zu trockener Haut und damit selbst wieder zu Juckreiz führen kann. Eine Lichttherapie mit UVB-Strahlen wird ebenfalls eingesetzt.[1]
Weblinks
- http://pruritus-forschung.de - Interdisziplinärer Arbeitskreis zur Erforschung des Juckreizes
- http://www.juckreiz-informationen.de/ Patienteninfo des Universitätsklinikums Münster für Patienten mit chronischem Juckreiz.
- http://www.itchforum.net/ - Internationales Forum zur Erforschung des Juckreizes in englischer Sprache
- http://www.wissenschaft.de - Warum das Kratzen so gut tut
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Pruritus: Auch bei chronischem Juckreiz existiert ein „Gedächtnis“, Leinmüller, Renate, Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 1-2 vom 9. Januar 2006, Seite A-22 / B-16 / C-16
- ↑ Wen juckt's?, Spektrum der Wissenschaft 10/07 S12
- ↑ S2-Leitlinie Chronischer Pruritus der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. In: AWMF online (Stand 08/2009)
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! Kategorien:- Dermatologie
- Krankheitssymptom
Wikimedia Foundation.