Flughafen Sperenberg

Flughafen Sperenberg
Südliche Start- und Landebahn

Der Flughafen Sperenberg war bis 1994 ein sowjetischer Militärflugplatz in Sperenberg, auf dem große Flugzeuge wie zum Beispiel die Truppentransporter IL-76 und AN-22 fest stationiert waren. Er galt zeitweise als potentieller Standort für den Flughafen Berlin Brandenburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Entwicklung

Heidelandschaft an der südlichen Start- und Landebahn

Entgegen der landläufigen Meinung befand sich auf dem Gelände nicht von Anfang an ein Flughafen, auch nicht zu Wehrmachtszeiten.

Das Gelände des Flughafens gehörte ursprünglich zur Heeresversuchsanstalt Kummersdorf, wo bereits von 1870 an militärische Mittel auf ihre Nutzbarkeit untersucht und geprüft wurden. Bis zum Zweiten Weltkrieg war hier eine Ausbildungsstelle der Eisenbahnpioniere. Davon zeugen zahlreiche Brücken- und Schienenreste sowie ein Denkmal für die im ersten Weltkrieg gefallen Eisenbahnpioniere auf dem Gelände. Während des Zweiten Weltkrieges war hier unter anderem die Deutsche Raketenversuchsanstalt unter Wernher von Braun untergebracht, bevor diese nach Peenemünde umzog. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die umfangreiche Nutzung des Geländes weitgehend eingestellt. Die Sowjetarmee war in den 1950er Jahren auf der Suche nach einem Flughafen zur ausschließlich militärischen Nutzung. Nach intensivem Streit mit der DDR um die Finanzierung wurde dann schließlich, nachdem man sich auf die Teilung der Kosten geeinigt hatte, ab 1958 auf dem Areal von der DDR ein Flughafen errichtet, um den bereits existenten, größeren Flughafen Berlin-Schönefeld vom militärischen Luftverkehr zu entlasten und ausschließlich zur zivilen Nutzung zu verwenden. Sperenberg wurde von den sowjetischen Streitkräften bis zum Abzug 1994 genutzt. Auf dem Gelände des Flughafens verbrachte der zu dem Zeitpunkt per Haftbefehl gesuchte ehemalige Staatsratsvorsitzende der DDR, Erich Honecker, 1991 seine letzte Nacht auf deutschem Boden, bevor er von russischen Streitkräften ausgeflogen wurde.

Die Verwendung des Flugplatzes

Sperenberg war als Standort für die Sowjets geradezu prädestiniert. Durch die lange Geschichte als Truppenstandort konnten bereits vorhandene Gebäude wie Kasernen, Garagen, Versorgungsgebäude mit genutzt werden. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Gelände zu einer eigenen sowjetischen Stadt auf dem Boden der DDR. Es befanden sich hier eine Schule sowie Kindergärten für die Kinder der Soldaten, Großbäckerei, Geschäfte, ein Kino, Krankenhäuser und weitere Einrichtungen. Es bestand eine eigene, tägliche Zuganbindung sowohl nach Potsdam als auch nach Moskau. Zu Spitzenzeiten waren hier über 5.000 Soldaten und Zivilisten stationiert. Die Rote Armee nutzte Sperenberg intensiv. Es waren auf dem Flughafen sowohl Transport- und Passagierflugzeuge, als auch Kampfhubschrauber und Bomber stationiert.

Die Diskussion um den Ausbau als Flughafen Berlin-Brandenburg

Als potentieller Standort für das Projekt Flughafen Berlin Brandenburg erhielt der Flughafen Sperenberg Anfang der 1990er Jahre bis 1995 nationale Aufmerksamkeit. Während Befürworter in den damaligen Diskussionen besonders die bereits vorhandene Infrastruktur sowie die versteckte Waldlage und damit verbundene geringe Lärmbelästigung unterstrichen, sahen Kritiker eine zu große Entfernung zur Hauptstadt als Negativkriterium. Ein Argument gegen Sperenberg war auch der Ausbau des Flughafens Halle-Leipzig. Mit ICE-Anbindung aus dem Berliner Raum wären beide Flughäfen stark in Konkurrenz getreten. So bleibt die Nähe von Schönefeld zu Berlin ein Standortvorteil des neuen Großflughafens.

Obwohl die in Auftrag gegebenen Gutachten mehrheitlich zu dem Entschluss kamen, dass der Flughafen Sperenberg der am besten geeignete Standort für den neuen Großflughafen sei, entschied sich die Politik letztendlich für den Flughafen Schönefeld als zukünftigen Standort.[1][2]

Aktuelle Situation

Der Flughafen sowie das umliegende Gelände, ein insgesamt rund 2400 Hektar großes Areal[3], befinden sich im Besitz der Bundesrepublik Deutschland und werden derzeit weitgehend nicht genutzt. Sämtliche Gebäude und Installationen sind dem Verfall und Vandalismus preisgegeben. Auf der Haupt-Start- und Landebahn werden zur Zeit verschiedene Bodenbeläge aufgebracht und Schallschutzwände von diversen Fakultäten getestet. Eine Rollbahn wird von TÜV und Dekra als Versuchsstrecke für Crash-Tests genutzt.

Weblinks

 Commons: Flughafen Sperenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Katrin Schoelkopf: Flughafen: Sperenberg im Aufwind. Berliner Morgenpost, 10. Juni 2008 (kostenpflichtig)
  2. „Die Bahnanbindung an einen möglichen Flughafen in Sperenberg käme ziemlich genau um zwei Drittel billiger als der jetzt geplante Anschluss für den Ausbau des Flughafens Schönefeld.“ - Jürgen Schwenkenbecher: In 26 Minuten von Berlin nach Sperenberg.Berliner Zeitung, 16. Februar 2005
  3. Berliner Morgenpost: Berlin vom 22. April 2005: Flughafen: Sperenberg im Aufwind (leitet weiter zu 2008-Artikel)
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