Flugzeugunglück am 17. Juni 1989 in Berlin-Schönefeld

Flugzeugunglück am 17. Juni 1989 in Berlin-Schönefeld
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Flugzeugunglück am 17. Juni 1989 in Berlin-Schönefeld
Zusammenfassung
Datum 17. Juni 1989
Typ Überschießen der Startbahn
Ort Flughafen Berlin-Schönefeld
Getötete 21
Flugzeug
Flugzeugtyp Iljuschin Il-62M
Fluggesellschaft Interflug
Kennzeichen DDR-SEW
Passagiere 105
Besatzung 8
Überlebende 93

Am 17. Juni 1989 rollte ein Verkehrsflugzeug vom Typ Iljushin Il-62M beim Start über die Startbahn in Berlin hinaus, zerschellte und fing Feuer. Flug IF 102 der Interflug, der staatlichen Fluggesellschaft der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), war mit 105 Passagieren und acht Besatzungsmitgliedern besetzt. Ursache des Startabbruchs war ein blockiertes Höhenruder.

Inhaltsverzeichnis

Ablauf

Die Maschine mit der Luftfahrzeug-Kennung DDR-SEW (Werksnummer 2850324) war erst ein Jahr alt, als sie am Morgen des 17. Juni 1989 (einem Samstag) mit einer schwachen Auslastung gegen 8:15 vom Flughafen Berlin-Schönefeld starten wollte. Ziel des Fluges IF 102 war Moskau. Als die Piloten beim Erreichen der Abhebegeschwindigkeit feststellten, dass das Höhenruder blockiert war, waren sie zum Startabbruch gezwungen. Statt die Triebwerke auf Leerlauf und anschließend die äußeren Triebwerke auf Umkehrschub zu stellen, schaltete der Flugingenieur die Triebwerke versehentlich ab. Dies führte dazu, dass die Maschine nicht mehr auf der Startbahn zum Stehen kam, sondern hinter dem Bahnende mit Hindernissen kollidierte, auseinanderbrach und Feuer fing.

Ursache

Ursache des Unglücks war eine bekannte, aber von Interflug nicht kommunizierte Fehlkonstruktion des Höhenruders der Iljuschin Il-62.[1] Die entsprechenden Warnsignale im Cockpit haben nicht funktioniert.

In einem Gerichtsverfahren am 5. November 1997 wurde der Bordingenieur vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen.[2]

Rettung der Passagiere

Das Katastrophen-Management versagte an diesem Tag auf dem Flugplatz komplett. Zwischen dem Unfall und dem Eintreffen der ersten Hilfskräfte vergingen viele Minuten. Die Lage wurde in der Vorfeldkontrolle beispielsweise erst nach mehr als 10 Minuten tatsächlich erkannt. Bis zu diesem Zeitpunkt gingen die Mitarbeiter im Flughafengebäude davon aus, dass die Maschine wegen eines technischen Defektes wieder auf ihren Vorfeld-Platz zurückrollt und die Passagiere dort aussteigen sollten. Wertvolle Zeit verstrich, bis die ersten Flughafen-Angestellten u. a. mit den Vorfeld-Bussen zum Ende der Startbahn fahren konnten. Diese Busfahrer waren die ersten Helfer vor Ort. Geschätzte 20 Minuten nach dem Unglück befanden sich die ersten verunglückten Passagiere teilweise schwer verletzt in den Bussen. Kein Rettungswagen, keine Feuerwehr, kein Arzt waren zu diesem Zeitpunkt vor Ort. Anweisungen an die Fahrer, wohin die Verletzten zu bringen sind, unterblieben. Eigenmächtig fuhr daraufhin ein Bus mit ca. 20 Menschen an Bord in das 10 km entfernte Krankenhaus Hedwigshöhe in Berlin-Bohnsdorf. Erste Rettungswagen trafen erst danach am Unglücksort ein.

Die Rettungswagen des DDR-Rettungsdienstes kamen zum Großteil aus bis zu 30 km entfernten Krankenhäusern in Ost-Berlin. Unterdessen standen am direkt neben dem Flughafen Schönefeld gelegenen Grenzübergang Rudower Chaussee mehrere Rettungswagen aus West-Berlin bereit, die aber nicht in die DDR einfahren durften. Diese Fahrzeuge wären deutlich früher am Unfallort gewesen.

15 Personen verstarben an der Unfallstelle, zwei auf dem Transport und vier später im Krankenhaus. Alle Opfer konnten identifiziert werden.

Ob es im Nachhinein Konsequenzen aus diesem Unfall und den katastrophalen Abläufen gegeben hat, ist nicht bekannt.

Einzelnachweise

  1. Berliner Zeitung − Gutachter: Sicherheitsmängel bei Interflug 1. November 1997
  2. Berliner Zeitung − Bordingenieur der Interflug freigesprochen 6. November 1997

Weblinks


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