Flugzeugwerke Pilatus

Flugzeugwerke Pilatus
Pilatus Flugzeugwerke AG
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Gründung 1939
Unternehmenssitz Stans, Schweiz
Unternehmensleitung

Oskar J. Schwenk
(CEO und VR-Präsident)

Mitarbeiter 1372 (2007)
Umsatz 656 Mio. CHF (2007)
Branche Flugzeugbau
Website

www.pilatus-aircraft.com

Die Pilatus Aircraft Ltd. bzw. Pilatus Flugzeugwerke AG ist der wichtigste Flugzeughersteller der Schweiz. Am Unternehmenssitz in Stans werden Trainings- und kleinere Mehrzweckflugzeuge hergestellt. Darüber hinaus verfügt Pilatus über Tochtergesellschaften in den USA und in Australien sowie über eine weitere Tochtergesellschaft für den Flugzeugunterhalt, die Altenrhein Aviation AG in Thal. Die Unternehmensgruppe erwirtschaftete 2007 mit weltweit 1372 Mitarbeitern einen Umsatz von 656 Millionen Schweizer Franken.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mehrzweckflugzeug Pilatus PC-12

Die Gründung der Pilatus Ltd. fand im Jahr 1939 statt. In den 1940er- und 1950er-Jahren legte das Unternehmen mit den beiden Modellen Pilatus P-2 und P-3 den Grundstein zu seiner Bedeutung als Hersteller von Trainingsflugzeugen. Mit dem legendären PC-6, auch Pilatus Porter genannt, wurde ab 1959 das zweite Standbein im Mehrzweckflugzeugmarkt aufgebaut.

Ab den späten Siebzigerjahren löste die von einer Turboprop-getriebene Pilatus PC-7 die P-3 ab. Über 450 Stück konnten davon in den nächsten Jahrzehnten abgesetzt werden. Mitte der 1980er Jahre ergänzte die leistungsstärkere Pilatus PC-9 das Angebot von Pilatus Aircraft im Markt für Trainingsflugzeuge. Das neueste Trainingsflugzeug aus Stans ist die PC-21, das Typenzertifikat wurde Ende 2004 vom Bundesamt für Zivilluftfahrt erteilt. Während eines Trainingsfluges Mitte Januar 2005 ist ein Prototyp der PC-21 abgestürzt. Das darauf verhängte Flugverbot für den Typ konnte jedoch schon bald wieder aufgehoben werden, da sich herausstellte, dass der Unfall durch einen Pilotenfehler ausgelöst wurde.

Da nach dem Ende des Kalten Krieges deutlich weniger Kampfpiloten auszubilden waren und folglich weniger Trainingsflugzeuge abgesetzt werden konnten, fokussierte sich Pilatus Aircraft in den Neunziger Jahren wieder stärker auf den Mehrzweckflugzeugmarkt. Die PC-12 schuf ab 1994 eine neue Klasse von effizienten einmotorigen Mehrzweckflugzeugen mit Turboproptriebwerk. Sie wies bei weit niedrigeren Betriebskosten ähnliche oder bessere Flugleistungen als viele ihrer mehrmotorigen Konkurrenten auf. Bis 2006 konnte Pilatus 700 PC-12 absetzen. Die PC-12 kostet ab 2,9 Mio. USD und ist mit 3,5 Mio. USD schon voll ausgestattet.

Kritik

Trainingsflugzeug Pilatus PC-21

Die Turboprop-Trainingsflugzeuge wurden vor allem an Luftstreitkräfte verkauft. Die Firma kam seit den 1970er-Jahren immer wieder in die Schlagzeilen, weil sie mit Waffenbehältern ausrüstbare Versionen in Entwicklungsländern verkaufte.

Der Export von militärischen Trainingsflugzeugen untersteht nicht dem Schweizerischen Kriegsmaterialgesetz, sondern dem Güterkontrollgesetz. Deshalb können Lieferungen von solchen Flugzeugen von den Behörden nur unterbunden werden, wenn gegen ein Empfänger-Land ein von der UNO verhängtes Waffenembargo besteht. Dies wird seit den 1970er-Jahren von Menschenrechts- und Friedensorganisationen kritisiert, da Pilatus-Trainingsflugzeuge in verschiedenen Entwicklungsländern und Krisengebieten nachträglich bewaffnet und zur Luftnahunterstützung eingesetzt wurden.

So gab der Bundesrat 1989 bekannt, dass Pilatus-Flugzeuge in Burma und Guatemala gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden[1]. Wenig später wurde publik, dass die irakische Armee unter Saddam Hussein mit Pilatusflugzeugen Einsätze gegen kurdische Aufständische im Nordirak flogen[2]. Im Januar 1994 wurden Pilatus-Flugzeuge gegen zapatistische Bauerndörfer in Chiapas (Mexiko) eingesetzt [3]. Vermutungen, wonach die Tschadische Armee Pilatus-Flugzeuge gegen Flüchtlingslager in Darfur einsetzt, bestätigten sich im Januar 2008[4]. Der Export von mehreren PC-9 war bereits im Jahr 2006 von verschiedenen Organisation kritisiert worden[5] [6].

50 PC-9 waren Teil des umstrittenen „Al Yamamah“-Geschäfts zwischen Grossbritannien und Saudi-Arabien[7], was ebenfalls zu Kritik an Pilatus führte[8].

Pilatus Britten-Norman

Im Jahr 1979 übernahm Pilatus Aircraft den britischen Flugzeughersteller Britten-Norman, einen Hersteller von robusten, auf einfache Verhältnisse zugeschnittenen Mehrzweckflugzeugen. Bis zum Verkauf des Unternehmens im Jahr 1998 wurden die Typen Islander und Trislander unter dem Firmennamen Pilatus Britten-Norman vertrieben.

Pilatus Segelflugzeuge

Pilatus Segelflugzeug

In den 1970er Jahren begab sich die Firma Pilatus mit der Serienproduktion des Ganzmetall-Segelflugzeugs B4 auf absolutes Neuland. Die B4 wurde von den deutschen Ingenieuren Ingo Herbst, Manfred Küppers und Rudolf Reinke entwickelt und konnte ihren Erstflug Ende 1966 durchführen. Nach umfangreichen Marktforschungen entschlossen sich die Pilatus-Werke 1970, die B4 in ihr Produktionsprogramm aufzunehmen. Die ganze Konstruktion wurde überarbeitet und den verschärften Bauvorschriften angepasst, so dass die Zusatzbezeichnung PC-11 gerechtfertigt erschien. Die erste B4/PC-11 führte ihren Jungfernflug am 5. Mai 1972 durch. Die B4/PC-11 ist ein Segelflugzeug der Standardklasse und eignet sich für den Gruppenbetrieb wie für den Leistungspiloten, aber auch für Höhen- und Wolkenflüge und vor allem für uneingeschränktes Kunstflugtraining. Bis zum Verkauf der Produktionsrechte an die japanische Firma Nippi konnten weltweit 322 Ganzmetall-Segelflugzeuge B4/PC-11 ausgeliefert werden.

Mit zusätzlichen Stringern am Rumpf ausgerüstet, sind auch gerissene und gestossene Figuren zulässig, die Bezeichnung ist dann B4/PC-11AF.

Besonderes

1964 wurde das Gelände und die nähere Umgebung der Pilatus-Flugzeugwerke zum Drehort einiger Szenen des dritten James-Bond-Films „Goldfinger“. Die Pilatus-Flugzeugwerke stellen im Film Goldfingers (Gert Fröbe) die Tarn-Fabrik „Auric Enterprises“ dar, wo der Protagonist die Einzelteile seines als Rolls Royce getarnten Goldes zu Goldbarren einschmelzen liess. Die Frontansicht und Front-Gebäude der Pilatus-Flugzeugwerke haben sich seit 1964 verändert, aber die übrigen Gebäudeteile sind im Vergleich zu den Szenen im Film immer noch grösstenteils identisch vorhanden.

Im 2006 entstandenen Film Vitus von Fredi M. Murer spielt Pilatus Aircraft ebenfalls eine Rolle. Vitus' Flugbegeisterung überträgt sich auf seinen Grossvater, der in der Folge das Unternehmen besucht und sich einen PC-6 kauft, auf welchem Vitus am Schluss der Geschichte den Ausbruch in 'sein' Leben zelebriert.

Fussnoten

  1. swissinfo (span.), 20. Juli 2006, http://www.swissinfo.org/spa/swissinfo.html?siteSect=1525&sid=6908168&cKey=1153406570000&ty=st
  2. „Eine Waffe gegen die Waffen“, herausgegeben von der Gesellschaft für bedrohte Völker, http://www.gfbv.ch/pdf/02-04-050.pdf
  3. Bundesrätliche Antwort auf die Motion 94.3072 vom 2. März 1994. http://search.parlament.ch/cv-geschaefte?gesch_id=19943072
  4. 10vor10, SF DRS, 17. Januar 2008, http://www.sf.tv/sf1/10vor10/index.php?docid=20080117
  5. GSoA Zeitung September 2006, http://www.gsoa.ch/gsoa/zeitung/127/index.php?id=372
  6. swissinfo, 7. Juli 2006, http://www.swissinfo.org/ger/swissinfo.html?siteSect=882&sid=6879231
  7. http://en.wikipedia.org/wiki/Al_Yamamah
  8. http://www.kriegsmaterial.ch/blog/archives/47-Ruestungsgeschaefte-und-Korruption.html

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pilatus Aircraft — Pilatus Flugzeugwerke AG Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1939 Sitz …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus P 3 — Beschreibung Rolle Schul / Trainingsflugzeug Besatzung Zwei Abmessungen Länge 8,75 m Spannweite 10,40 m Höhe 3,05 m …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus P-3 — Beschreibung Rolle Schul / Trainingsflugzeug Besatzung Zwei Abmessungen Länge 8,75 m Spannweite 10,40 m …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus Aircraft — Saltar a navegación, búsqueda Pilatus PC 21 Pilatus Aircraft Ltd. es una compañía fabricante de aviones primordialmente destinados al entrenamiento militar. La compañía está localizada en Stans, Suiza y emplea aproximadamente a 1.100 personas …   Wikipedia Español

  • Pilatus PC-6 — Porter/Turbo Porter …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus PC-7 — Pilatus PC 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus P-2 — Pilatus P 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus Porter — …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus P-4 — Die Pilatus P 4 war ein Entwicklungsprojekt der Schweizer Firma Pilatus Flugzeugwerke AG. Der P 4 wurde nicht spezifisch als Passagierflugzeug ausgelegt, sondern als Arbeitsflugzeug mit verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Ziel war, ein Flugzeug… …   Deutsch Wikipedia

  • Pilatus PC-8D — Die Pilatus PC 8D, auch PC 8 Twin Porter, war ein Entwicklungsprojekt der Schweizer Firma Pilatus Flugzeugwerke AG, welches nicht die Serienreife erreichte. Der Prototyp war ein zweimotoriger Schulterdecker mit festem Fahrwerk und Spornrad.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”