Flying Scotsman (Zug)

Flying Scotsman (Zug)

Der Flying Scotsman (auf deutsch etwa: Fliegender Schotte) ist ein Zugpaar von London, Kings Cross-Bahnhof über York und Newcastle nach Edinburgh Waverley und zurück. Beide Züge verlassen um 10 Uhr morgens die Bahnhöfe. Der Flying Scotsman ist die schnellste Verbindung zwischen den beiden Städten.

Der Flying Scotsman ist nicht mit einem anderen Zug ähnlichen Namens, dem Royal Scotsman, zu verwechseln. Letzterer ist ein Luxuszug, der ausschließlich ab Edinburgh Waverley Station verkehrt, von wo aus er zwischen April und Oktober auf einem Rundkurs die Highlands durchfährt.

Streckenführung

Der Flying Scotsman befährt die East Coast Main Line. Die Verbindung entstand aus den Strecken dreier Bahngesellschaften. Der Abschnitt von London bis Doncaster gehörte ursprünglich zur Great Northern Railway. Die North Eastern Railway baute den Abschnitt von Doncaster bis Berwick, der Streckenabschnitt in Schottland gehörte den North British Railway. Durch Verbesserungen an der Infrastruktur konnten die Reisezeiten laufend verkürzt werden. Die heutige Route im Bereich der North Eastern Railway wurde 1877 eröffnet, ein Jahr später wurde der Kopfbahnhof in York durch einen Durchgangsbahnhof ersetzt. 1906 wurde in Newcastle eine Brücke über den Tyne eröffnet, dadurch entfiel das Zurückdrücken der Züge in den dortigen Kopfbahnhof. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gleise bis 1977 umfassend erneuert. 1983 wurde die Strecke bei Selby zur Umfahrung eines Bergbaugebiets verlegt. Die East Coast Main Line wurde bis 1991 elektrifiziert.

Special Scotch Express

Im Jahr 1862 verkehrte erstmals der Special Scotch Express. Die Züge fuhren um 10 Uhr morgens in London und Edinburgh ab. Die Reise dauerte einschließlich eines halbstündigen Aufenthalts in York zehneinhalb Stunden. Der Zug führte Kurswagen von London nach Sheffield und Manchester.

Die Züge waren zunächst den Passagieren der ersten und zweiten Klasse vorbehalten, erst 1888 konnte der Zug mit Fahrkarten der dritten Klasse benutzt werden. In dieser Zeit boten mehrere Bahngesellschaften Züge zwischen London und Edinburgh an. Im harten Konkurrenzkampf versuchten diese Gesellschaften, schneller als die Rivalen zu fahren. Nach mehreren Unfällen einigten sich die Gesellschaften 1888 auf eine Reisezeit von acht Stunden und 15 Minuten für alle Züge. In den folgenden Jahren blieb die Fahrtdauer trotz einer Verkürzung des Aufenthalts in York auf 15 Minuten gleich, das Augenmerk wurde vielmehr auf den Reisekomfort gelegt. Gemeinsam beschaffte Durchgangswagen ersetzten die Abteilwagen der einzelnen Gesellschaften, die Wagen wurden mit Toiletten ausgestattet, die Heizung und Beleuchtung wurde verbessert und Speisewagen eingesetzt.

Flying Scotsman

Klasse A3

Im Jahr 1923 wurden viele bis dahin selbständige Bahngesellschaften verschmolzen. Die drei Gesellschaften, über deren Netz der Special Scotch Express verkehrte, gingen in der London and North Eastern Railway (LNER) auf. Die LNER gab dem Zug seinen heutigen Namen und startete eine erfolgreiche Werbekampagne. Ab 1928 fuhr das Zugpaar ohne Zwischenhalt zwischen beiden Städten. Um Zwischenhalte zu vermeiden, waren zur Wasseraufnahme während der Fahrt Tröge zwischen den Schienen eingelassen, aus denen Schöpfrohre den Tender füllen konnten. Das Lokpersonal konnte durch einen Gang im Tender ausgetauscht werden. Die zu dieser Zeit verwendeten Lokomotiven gehörten zur LNER-Klasse A3; eine dieser Lokomotiven trug wie der Zug den Namen „Flying Scotsman“. Trotz des Nonstop-Verkehrs blieb die Reisezeit bei acht Stunden und 15 Minuten. Das änderte sich erst 1932, als die Weltwirtschaftskrise, der zunehmende Individual- und Inlandsflugverkehr die LNER zu laufenden Fahrzeitkürzungen zwang. Bis 1937 konnte die Reisezeit auf sieben Stunden und 20 Minuten verkürzt werden. In den Zügen gab es nun eine Bar, einen Frisiersalon und ein erstklassiges Zugrestaurant. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die Fahrzeiten wieder auf acht Stunden und 15 Minuten gestreckt und nur noch einfache Verpflegung angeboten.

Class 55 Deltic Lokomotive

Der Krieg führte zu einer Explosion der Passagierzahlen. Die Züge führten zeitweise bis zu 20 Wagen und trotz Einlegung eines zweiten Zugpaares waren die Züge ständig überfüllt. Nach Kriegsende normalisierten sich die Verhältnisse wieder und es gelang der British Rail, die im Jahr 1948 durch Verstaatlichung der großen Privatbahnen entstanden war, trotz Aufgabe des Non-Stop-Verkehrs die Reisezeit auf sieben Stunden zu senken. Mit der Einführung der dieselelektrischen Deltic-Lokomotiven sank die Reisezeit 1962 um eine Stunde.

Ab 1967 wurden neue klimatisierte Wagen eingesetzt. 1977 betrug die Reisedauer nur noch 5 h 50 min. Bereits ein Jahr später wurde der Flying Scotsman mit neuen Hochgeschwindigkeitstriebzügen der Bauart HST 125 (Class 43) gefahren, die nur noch vier Stunden und 35 Minuten benötigen. 1991 wurden die Dieseltriebzüge durch generalüberholte elektrische Hochgeschwindigkeitszüge der Bauart HST 225 (Lokomotiven der Class 91 mit neun Mark 4-Personenwagen sowie einem Steuerwagen) ersetzt. Ab 2013 ist geplant den in Entwicklung befindlichen Super Express des Herstellers Hitachi Ltd. einzusetzen.

Von 1994, dem Jahr der Privatisierung der British Rail, bis 2007 wurde der Flying Scotsman von der Great North Eastern Railway (GNER) betrieben. Die 623 Kilometer lange Reise dauerte 2004 noch vier Stunden und zwölf Minuten. Heute (2009) sind die Fahrzeiten mit viereinhalb Stunden geringfügig länger. Seit Dezember 2007 wird der Flying Scotsman durch die Eisenbahngesellschaft National Express East Coast (NXEC) betrieben, ebenso wie die Züge The Hull Executive (Hull–London), The Northern Lights (London–Aberdeen)und dem The Highland Chieftain (London–Inverness) die ebenfalls Teil der InterCity East Coast rail franchise sind. Am 14. November 2009 wurde der Betrieb des Flying Scotsman von der staatlichen Bahnbetriebsgesellschaft East Coast übernommen.


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