- Fokale Dystonie
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Klassifikation nach ICD-10 G24 Dystonie G24.3 Torticollis spasticus G24.4 Idiopathische orofaziale Dystonie G24.5 Blepharospasmus G24.8 Sonstige Dystonie ICD-10 online (WHO-Version 2011) Die fokale Dystonie (griechisch δυσ- dys- 'miss-', τόνος tónos 'Spannung') gehört zu den häufigeren neurologischen Erkrankungen und äußert sich in nicht beeinflussbaren und oft lang anhaltenden Muskelkontraktionen. Die Störung ist lokal und betrifft meistens Regionen, die unter äußerster Präzision komplexe Bewegungen ausführen.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Fokale Dystonie wird auch Musikerkrampf oder Beschäftigungsneurose genannt. Dies bezeichnet jedoch eine spezielle Form der Erkrankung, die Aktionsspezifische Fokale Dystonie (auch Gliederdystonie), zu denen unter anderem auch der Schreibkrampf zählt.
Diese Form der Dystonie ist dadurch gekennzeichnet, dass zwar der Bewegungsapparat im Allgemeinen intakt ist, aber beim Ausführen einer erlernten Bewegung wie etwa die Zupfbewegung an der Gitarre oder die Anschlagsbewegung am Klavier, der Finger oder die Hand nicht in der Lage ist, diese Bewegung zu vollführen, während die gleiche Bewegung ohne Instrument oder in einem anderen Kontext oft völlig störungsfrei verläuft.
Die Ursachen, die zu einer Erkrankung führen, sind nicht bekannt. Man vermutet jedoch eine Störung der unbewussten Regulation der Motorik im Bereich der Basalganglien im Gehirn. Einer Theorie zufolge sind die einzelnen Zentren der Abbildung im motorischen Cortex vergrößert, in dem Maße, dass sich die Regionen überlappen und somit angrenzende Motoriken ausgelöst werden. Der Mittelfinger soll sich bewegen, der Ringfinger wird aber mit angesteuert, der Ringfinger wird wieder zurückgerufen, steuert gleichzeitig den Mittelfinger an, und somit entsteht ein Teufelskreis an Bewegungsinitiation und -hemmung.
Weitere Formen der Fokalen Dystonie sind:
- Zervikale Dystonie (Schiefhals/ Torticollis spasmodicus)
- Blepharospasmus (Lidkrampf)
- Spasmodische Dysphonie (Stimmbandkrampf)
- Oromandibuläre Dystonie (Mund- Zungen-, Schlundkrampf)
Häufigkeit
Bei Musikern liegt die Erkrankungsrate bei 1:200 bis 1:500, bei anderen Berufsgruppen wie Chirurgen oder Feinmechanikern bei 1:3400 Fällen pro Jahr. Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung sind dies 2,4 auf 100.000 Einwohner.
Therapie und Prophylaxe
Diese Therapien werden in der Regel angewandt:
- Abgabe von Botulinumtoxin. Dieses Mittel kann in bestimmte Muskelregionen gespritzt werden, hemmt die übermäßig starken Muskeltraktionen,was zu einer „normalen“ Motorik führt. Die Behandlung muss jedoch regelmäßig wiederholt werden, da nach Abbau des Mittels im Körper (etwa 3 Monate) die Wirkung nachlässt. Manchmal führt diese Wiederholung zu einer Bildung von Antikörpern, die eine weitere Behandlung wirkungslos bleiben lässt.
- Retraining: Durch gezielte Übungen ist es möglich, die fehlgeleitete Motorik zu desensibilisieren und die Motorik neu zu kalibrieren.
- Eine Kombination beider Therapien: Unter Abgabe von Botox und einer Retrainingtherapie.
Da die Ursachen der fokalen Dystonien nicht bekannt sind, ist eine gezielte Prophylaxe nicht möglich.
Prognose
Bei etwa 10-20 % der Betroffenen kommt es zu einem Rückgang der Symptome. Dies findet meistens innerhalb der ersten drei Jahre statt. Jedoch ist ein Wiederauftreten der Symptome möglich.
Bei den anderen Patienten ist eine langsame Verschlechterung innerhalb von 3–5 Jahre häufig, um danach in eine stabile Situation überzugehen.
Siehe auch
Literatur
- Eckart Altenmüller: Fokale Dystonie bei Musikern: Eine Herausforderung für die Musiker-Medizin. in: Musikphysiologie und Musikermedizin 3 (1996), S. 29–40
- Jochen Blum (Hrsg.): Medizinische Probleme bei Musikern. Thieme, Stuttgart 1995, ISBN 3-1310-028-16
- Renate Klöppel: Das Gesundheitsbuch für Musiker. Gustav Bosse, Kassel 1999, ISBN 3-7649-2445-4
- A. Lahme, S. Klein-Vogelbach, I. Spirgi-Gantert: Berufsbedingte Erkrankungen bei Musikern. Springer, Berlin, Heidelberg 2000, ISBN 3-54067-1153
- Christoph Wagner: Hand und Instrument. Musikphysiologische Grundlagen. Praktische Konsequenzen. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden u.a. 2005, ISBN 3-7651-0376-4
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