Franz Heinrich Bock

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Franz Heinrich Bock (* 28. Juni 1905 in Kaltenbrunn, Bayern; † 10. Mai 1974 in Köln) war ein deutscher NSDAP-Politiker und u.a. MdR im nationalsozialistischen Reichstag. Unter dem Pseudonym Alexander Hohenstein verfasste er das sogenannte Wartheländische Tagebuch 1941/1942.[1] Dieses Tagebuch schrieb Bock in seiner Eigenschaft als NS-Amtskommissar der Stadt Poddębice im Landkreis Lentschütz im „Mustergau“ Wartheland. Das Tagebuch gehört zu den wichtigsten Aufzeichnungen der NS-Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch der Volksschule und eines humanistischen Gymnasiums sowie dem Durchlaufen einer kaufmännischen Lehre fungierte Hohenstein zunächst beruflich als Bankbeamter und von 1922 bis 1927 als kaufmännischer Angestellter in der Münchener Tabakindustrie, danach in Worms in der keramischen Industrie, bis er 1932 schließlich hauptberuflich in führender Position bei der SA arbeitete.

In die SA und auch die NSDAP war Bock bereits 1922 eingetreten. 1923 hatte er in München am Hitlerputsch teilgenommen, wofür er später den sogenannten Blutorden erhielt. Stationen seiner Karriere in der SA waren Whorms-Rheinhessen (1927), Koblenz (1932), Frankfurt-München (1933/34), Regensburg, Traunstein und Düsseldorf, wo er Ratsherr wurde. 1937 gehört Bock zu den Teilnehmern eines „Führerlehrgangs der Obersten SA-Führung“ im Berghotel „Bastei“ bei Lohmen (Sachsen).[2]

Am 14. Dezember 1940 wurde Bock durch eine Verordnung des Reichsministers des Innern zum Amtsleiter von Poddębice bestellt. Sein duldsames Verhalten gegenüber der jüdischen und polnischen Bevölkerung führte zu einem Disziplinar-Strafverfahren und bewirkte seinen „freiwilligen“ Amtsrücktritt sowie seinen Parteiausschluß durch das NSDAP-Parteigericht. 1944 wurde Bock in die Wehrmacht einberufen und kehrte 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück. Er verstarb 1974 in Köln.

Tagebuch

Die Tagebucheinträge beginnen mit dem 14. Dezember 1940 und enden mit dem 22. Juli 1942. Die Niederschrift vermittelt tagesaktuell Zeitdokumente, Selbstreflexionen, Dialoge sowie Schilderungen der Kirchenpolitik Martin Bormanns,[3] der Schulpolitik[4] und vor allem der von Heinrich Himmler für das besetzte Gebiet angeordneten Germanisierung und die Finanzierung der NS-Verbrechen,[5] der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung der Stadt während des 17 Monate umfassenden Tagebuchgeschehens.

Das Institut für Zeitgeschichte betreute die Veröffentlichung des mit verschlüsselten Eigen- und Ortsnamen (Poddębice wird im Tagebuch „Poniatovec“ genannt, damals „Poddembitz“ oder „Wandalenstadt“) stenographisch niedergeschriebenen Tagebuchs von 1961. Eine gekürzte Fassung erschien 1963 im Deutschen Taschenbuch-Verlag und wurde schließlich verfilmt von Hans-Dieter Grabe (Er nannte sich Hohenstein, 1994).

Ausgaben

  • Alexander Hohenstein: Wartheländisches Tagebuch aus den Jahren 1941/42. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1961 (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 8).
  • Alexander Hohenstein: Wartheländisches Tagebuch aus den Jahren 1941/42. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1963 (= dtv Bd. 99)

Literatur

  • Jürgen John, Horst Möller, Thomas Schaarschmidt: Die NS-Gaue: Regionale Mittelinstanzen im zentralistischen „Führerstaat“, 2007, S. 400.
  • Sascha Feuchert, Erwin Leibfried, Jörg Riecke (Hrsg.): Die Chronik des Gettos Lodz/Litzmannstadt 1943, 2007, S. 374

Weblinks

Quellen

  1. http://www.davidfurber.name/index.php?id=2 Dissertation von David Furber
  2. http://hansopac.slub-dresden.de/cgi-bin/slub.pl?x=u&t_show=x&wertreg=PER&wert=bock%2C+franz+heinrich+[1905-1974]+++EINTRAEGER+GAESTEBUCH+BRIEF&reccheck=26920
  3. Karl-Heinrich Melzer: Der Geistliche Vertrauensrat. Geistliche Leitung für die Deutsche evangelische Kirche im zweiten Weltkrieg? 1991, S. 239, Anm. 181.
  4. Georg Hansen: Ethnische Schulpolitik im besetzten Polen: Der Mustergau Wartheland, 1995, S. 73.
  5. Ingo Loose: Kredite für NS-verbrechen. Die deutschen Kreditinstitute in Polen und die Ausraubung der polnischen und jüdischen Bevölkerung 1939–1945, 2007, S. 184.

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