Franz Joseph von Gerstner

Franz Joseph von Gerstner
Franz Joseph von Gerstner

Franz Joseph Ritter von Gerstner (* 22. Februar 1756 in Komotau; † 25. Juni 1832 in Mladějov) war ein bedeutender böhmischer Mathematiker und Physiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gerstner besuchte das Jesuiten-Gymnasium in Komotau und von 1772 bis 1777 studierte er an der philosophischen Fakultät in Prag, elementare Physik beim Professor Stanislav Vydra, höhere Mathematik bei Jan Tesánek und Astronomie bei Joseph Stepling. 1776 legte er seine Prüfung in Astronomie ab und 1777 die Prüfung aus dem Werk Isaac Newtons De principiis philosophiae naturalis.

Kurz besuchte er auch Vorträge der Technik. 1781 ging er nach Wien, um Medizin zu studieren, brach jedoch das Studium ab und arbeitete auf der Wiener Sternwarte. 1784, nach dreijährigem Praktikum wurde er Adjunkt des Professors Strnad an der Sternwarte Prag. 1785 publizierte er seine erste astronomische Arbeit, in der er die geographische Länge einer Reihe europäischer Städte korrigierte. Als Anerkennung seiner Arbeit ernannte ihn die Königliche Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften (Královská česká společnost nauk) zu einem ordentlichen Mitglied. Auch seine weiteren Werke im Bereich der Astronomie brachten ihm Anerkennung in den europäischen wissenschaftlichen Kreisen.

Als 1787 Gerstners ehemaliger Mathematiklehrer Tesánek erkrankte, pflegte ihn Gerstner in seiner Wohnung und unterrichtete gleichzeitig seine Schüler. 1789 ernannte man ihn zum ordentlichen Professor der höheren Mathematik, wobei er auch noch Astronomie, Mechanik und Hydraulik unterrichtete.

1795 berief man Gerstner als Beisitzer der Hofkommission und er beteiligte sich an der Reorganisation der österreichischen Lerninhalte für technische Schulen. Nach seinen Entwürfen wurde 1806 das technische Institut in Prag reorganisiert, Gerstner wurde dort zum ersten Direktor berufen, der gleichzeitig Mechanik und Hydraulik lehrte. Daneben unterrichtete er weiterhin höhere Mathematik an der Universität. In Anerkennung seiner Verdienste wurde Gerstner 1810 von Kaiser Franz I. in den österreichischen Ritterstand erhoben. 1811 wurde er, ebenfalls vom Kaiser, zum Direktor des Wasserbaus in Böhmen ernannt.

1830 übergab Gerstner seine Vorträge in Mechanik und Hydraulik an seinen Sohn Franz Anton von Gerstner, dem Erbauer der ersten Eisenbahn in Kontinentaleuropa. 1832 wurde er unter der Belassung aller seiner Einkünfte pensioniert.

1932 wurde ihm in Komotau ein Denkmal errichtet, das 1945 nach Kriegsende gesprengt worden ist. Die Tschechoslowakei ehrte ihn 1957 mit der Herausgabe einer Sonderbriefmarke und 2006 mit einer Sondermünze.

Werke

1813 veröffentlichte Gerstner Zwey Abhandlungen über Frachtwägen und Strassen mit der nichtlinearen Formel zum Rollwiderstand eines Rades auf weichem Boden

1831 veröffentlichte Gerstner sein berühmtes Werk Handbuch der Mechanik in drei Bändern. Das Werk hatte noch vor dem Erscheinen 1.400 Vorauszahler, unter anderem auch den Kaiser Franz I.

Literatur

  • F. Jílek: Souboj mezi vodními kanály a kolejemi: Zrození velkých vynálezů, Prag 1988
  • Karl KarmarschGerstner, Franz Joseph Ritter von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 67–69.
  • Josef Kempf: Franz Josef Ritter von Gerstner. in: Erzgebirgsverein e. V. (Hg.): Jahrbuch für das Erzgebirge 2009. Schneeberg 2008, ISBN 978-3-931770-77-8, S. 16-17

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Franz Josef von Gerstner — Franz Joseph von Gerstner Franz Joseph von Gerstner (1833) Naissance 22 février 1756 Chomoutov ( …   Wikipédia en Français

  • Franz Josef von Gerstner — Franz Joseph von Gerstner (1833) Franz Joseph Ritter von Gerstner (* 22. Februar 1756 in Komotau; † 25. Juni 1832 in Mladějov) war ein bedeutender böhmischer Mathematiker und Physiker sowie ein Pionier der Eisenbahn …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Anton von Gerstner — Franz Anton Ritter von Gerstner (* 19. April 1796 in Prag; † 12. April 1840 in Philadelphia, Pennsylvania) war ein böhmisch österreichischer Ingenieur und Eisenbahnpionier. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Josef Gerstner — Franz Joseph von Gerstner Franz Joseph Ritter von Gerstner (* 22. Februar 1756 in Komotau; † 25. Juni 1832 in Mladějov) war ein bedeutender böhmischer Mathematiker und Physiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Gerstner — ist der Familienname folgender Personen: Anton Gerstner (1823–1898), österreichischer Konditor Franz Gerstner (1857–1937), österreichischer Eisenbahntechniker Franz Anton von Gerstner (1796–1840), böhmischer Ingenieur und Eisenbahnpionier Franz… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerstner — Gerstner, 1) Franz Joseph von G., geb. 1756 zu Kommotau in Böhmen; studirte in Prag Mathematik u. wurde bei der Sternwarte in Wien u. bei dem Observatorium in Prag angestellt[254] 1816 wurde er Lehrer der Mathematik u. Mechanik am Polytechnischen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • František Josef Gerstner — Franz Joseph von Gerstner Franz Joseph Ritter von Gerstner (* 22. Februar 1756 in Komotau; † 25. Juni 1832 in Mladějov) war ein bedeutender böhmischer Mathematiker und Physiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Gerstner — Gerstner, 1) Franz Joseph, Ritter von, Ingenieur, geb. 23. Febr. 1756 in Komotau, gest. 25. Juni 1832 in Mladiegov bei Gitschin, studierte in Prag Mathematik, wurde daselbst 1788 Lehrer der Mathematik und 1806 Direktor des von ihm begründeten… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Liste der Straßennamen von Wien/Rudolfsheim-Fünfhaus — Straßen in Wien I. Innere Stadt | II. Leopoldstadt | III. Landstraße | IV. Wieden | V. Margareten | VI. Mariahilf | VII.  …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Eisenbahnpionieren — Als Eisenbahnpioniere gelten Persönlichkeiten der Geschichte, die herausragende Leistungen im Bereich der Entwicklung und des Baus der Eisenbahn vollbracht haben. Hierzu zählen vor allem Fahrzeugingenieure, Bauingenieure, Betreiber von… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”