- Französisches Paradox
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Das Französische Paradox ist der Begriff für die Beobachtung, dass Franzosen trotz Alkoholkonsums (Rotwein) länger leben als z. B. Deutsche oder Amerikaner.[1] Auch ihre Alterungsprozesse seien weniger ausgeprägt. Die Cholesterin-Werte der Franzosen gleichen in etwa denen anderer Bevölkerungsgruppen.
Dieses Phänomen wurde bereits 1819 vom irischen Arzt Samuel Black beobachtet.[2] Der Begriff Französisches Paradox wurde 1992 von Dr. Serge Renaud geprägt, einem Forscher an der Universität Bordeaux.
Aus dem Französischen Paradox wurde die Erkenntnis gezogen, dass das Rotwein-Trinken (trotz des für den menschlichen Organismus giftigen Alkohols) offenbar gesund sein müsste. Dieser Effekt ergibt sich daraus, dass mäßige Alkoholmengen von der Leber – wie andere Stoffe auch – schadlos abgebaut werden können, andererseits aber durch den gefäßerweiternden Effekt des Alkohols die Wahrscheinlichkeit bestimmter Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt. Außerdem werden bei Rotwein zusätzlich Oligomere Proanthocyanidine (OPC) als Bestandteil von Rotwein für das Französische Paradox verantwortlich gemacht. Vergleichsstudien zeigten jedoch, dass auch jeder andere mäßige Alkoholgenuss vergleichbare Effekte hat. Bei steigender Alkoholmenge steigt schließlich die toxische Wirkung des Alkohols.
Nach neueren Forschungen haben die hohen Polyphenolgehalte bei einigen wenigen Rotweinen einen positiven Effekt auf das Herz- und Kreislaufsystem. So liefert von allen Rebsorten die Sorte Tannat bei traditioneller Verarbeitung, das heißt bei längerer Gärung mit Schalen und Kernen (drei bis vier Wochen) die höchsten Werte an Polyphenolen, die sich als vorbeugend bei Herz- und Kreislauferkrankungen erwiesen haben. Der Tannat gilt aufgrund eines Artikels von Dr. Roger Corder in der Wissenschaftszeitschrift Nature (Bd. 444, S. 566) als speziell gesunder Rotwein.[3] Wegen des hohen natürlichen Gehalts verbunden mit einer gründlicheren Extraktion enthält dieser Wein gut viermal soviel Polyphenole wie andere getestete Rotweine. Als hauptwirksamer Bestandteil wurde Procyanidin identifiziert.
Trotz der positiven Wirkung dieser Stoffe ist jedoch umstritten, ob das Französische Paradox überhaupt existiert. So hat die WHO in einer Studie festgestellt, dass die Häufigkeit von Herzerkrankungen in Frankreich bisher unterschätzt wurde.[4] Vor allem aber gibt es Länder mit einem höheren Rotweinkonsum als Frankreich, in denen ein solches Paradox nicht beobachtbar ist. Zudem ist ein klarer Vorteil von Rotwein gegenüber Abstinenz oder anderen Alkoholika nicht erkennbar.
Inhaltsverzeichnis
Siehe auch
Literatur
- R. Corder, W. Mullen, N. Q. Khan, S. C. Marks, E. G. Wood, M. J. Carrier, A. Crozier: Oenology: Red wine procyanidins and vascular health, Nature 444, 566 (30 November 2006)
- Roger Corder: The Wine Diet, Sphere 2006, ISBN 1-84744-003-7
Weblinks
- (Englisch) French Scout (2008): Which wines have the most health benefits. Abgerufen am 29. Dezember 2010.
- (Englisch) Podcast von Nature zum Thema, 2006
Einzelnachweise
Kategorie:- Wein als Thema
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