Tannat

Tannat
Eine Tannat-Rebe im Juli, Beeren noch nicht rot gefärbt
Ein Henkel der Tannat-Traube; Beeren kurz vor der Rotfärbung

Tannat ist eine rote Rebsorte, die einen sehr tanninreichen, farbintensiven, kräftigen Wein ergibt. Durch die hohe Konzentration an Tanninen weist reinsortiger junger Tannatwein eine starke Adstringenz auf, deren Abbau eine langjährige (etwa 20 Monate) Flaschenreife erfordert.

Eine im Jahr 2007 veröffentlichte Studie belegt, dass die Rebsorten Baroque, Manseng Noir und Tannat genetisch sehr eng miteinander verwandt sind. [1] Es besteht zudem eine auffallende Ähnlichkeit zur Sorte Malbec, und die Sorte Claverie steht genetisch ebenfalls in enger Verwandtschaft zu dieser Gruppe.

Inhaltsverzeichnis

Gesundheitswirkung

Der Tannat gilt seit der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse von Roger Corder in der Wissenschaftszeitschrift Nature (Band 444, Seite 566) als „gesündester“ Rotwein überhaupt. [1] Die Sorte liefert bei traditioneller Verarbeitung (die praktisch nur in den beiden kleinen Anbaugebieten Gers und Nuoro in Frankreich bzw. auf Sardinien gepflegt wird), den hauptwirksamen Bestandteil Procyanidin (entscheidende Untergruppe der Polyphenole).

Das klassische Keltern (Gärung mit Schalen und Kernen von drei bis vier Wochen) erbringt dabei die höchsten Werte an Procyanidinen, die sich als vorbeugend bei Herz- und Kreislauferkrankungen sowie als Radikalfänger erwiesen haben. Wegen des hohen natürlichen Gehalts verbunden mit der restlosen Extraktion enthält dieser Wein gut viermal soviel Procyanidin wie alle anderen getesteten Rotweine - insbesondere auch die meist nur sehr kurz gekelterten Tannat-Weinen aus Uruguay.

Anbaugebiete

Das Ursprungsgebiet der Rebe liegt wahrscheinlich in den Pyrenäen. Das Hauptanbaugebiet mit 3001 Hektar (Stand 2007, [2], [3]) liegt heute im französischen Südwesten, wo sie in der AOC Madiran (fast) reinsortig gekeltert wird und einen kräftigen Rotwein ergibt. Im Gebiet Cahors wird sie mit der dort vorherrschenden Malbec = Auxerrois verschnitten, um den Weinen mehr Rückgrat zu geben. Zu den bekanntesten Madirans zählen Montus, Bouscassé, Berthoumieu, d´Aydie, Laffont, Labranche-Laffont, Lenclos. Weitere französische Anbaugebiete sind Tursan, Côtes de Saint-Mont, Irouléguy in den Pyrenäen, Côtes du Brulhois (ein Gebiet im Norden der Gascogne) und Béarn.

In der neuen Welt wird die Tannat oft reinsortig gekeltert, aber auch gerne mit Merlot, Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc verschnitten, um sie etwas weicher und eher marktfähig zu machen. Anbaugebiet ist vor allem Uruguay (2000 Hektar), wo sie auch den Namen Harriague nach dem Begründer des Anbaus, dem baskischen Frankreichauswanderer Don Pascual Harriague trägt. Hauptsächlich wird der Wein jedoch unter dem Namen "Tannat" vermarktet. Die Tannat-Weinbauregionen in Uruguay sind Canelones, Montevideo, San José und Maldonado.

Kleinere Anbaumengen gibt es daneben auch in Argentinien, Brasilien, Bolivien (im Gebiet Santa Cruz [2]), Kalifornien, Perú (in der Provinz Ica, z.B. Weingut Tacama) und Portugal [3].

Kleine Mengen werden in Australien angebaut. [4]

Italien: Restflächen werden in Sardinien (Provinz Nuoro [5], wo sie auf traditionelle Weise mit drei bis vier Wochen Gärung mit Schalen und Kernen hergestellt werden) und Apulien [6] gepflegt.

Schweiz: Ein Versuchsanbau findet auf kleinen Flächen im Wallis und im Tessin statt. [7]

Nachdem er früher bedeutender war, gibt es einen kleinen Restanbau von 10 Hektar in Südafrika.[4]

Wie alle tanninreichen Weine ist der Tannat sehr lange haltbar.

Synonyme

Moustrou, Madiran (nach einem französischen Anbaugebiet), Harriague (in Uruguay und Argentinien, Bordeleza (baskisch), Bordelais, Tannat noir.

Literatur

  • R. Corder, W. Mullen, N. Q. Khan, S. C. Marks, E. G. Wood, M. J. Carrier, A. Crozier: Oenology: Red wine procyanidins and vascular health, Nature 444, 566 (30 November 2006).
  • Roger Corder: The Wine Diet, Sphere 2006, ISBN 1847440037.
  • Daniel Vergnes: La conservation du patrimoine génétique du Tannat, Chambre d’Agriculture des Pyrénées-Atlantiques, 2002.
  • Daniel Vergnes: Suivi de maturité polyphénolique du Tannat, Chambre d’Agriculture des Pyrénées-Atlantiques, 2002.
  • Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. 1. Auflage. Hachette Livre, 2000, ISBN 2-0123633-18.
  • Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon, 3. überarbeitete Ausgabe. 1. Auflage. Gräfe und Unzer Verlag, München, 2007, ISBN 978-3-8338-0691-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Etude historique, génétique et ampélograpfique des cépages Pyrénéo Atlantiques (PDF) von Louis Bordenave, Thierry Lacombe, Valérie Laucou und Jean-Michel Boursiquot, in: Bulletin de l4OIV, 21007, N° 920-922, Seite 553 - 586.
  2. LES CEPAGES NOIRS DANS LE VIGNOBLE (PDF), Statistik zu roten Rebsorten je Großregion, Teil 1, Veröffentlichung des OFFICE NATIONAL INTERPROFESSIONNEL DES FRUITS, DES LEGUMES, DES VINS ET DE L’HORTICULTURE – kurz ONIVINS, Stand 2008
  3. LES CEPAGES NOIRS DANS LE VIGNOBLE (PDF), Statistik zu roten Rebsorten je Großregion, Teil 2, Veröffentlichung des OFFICE NATIONAL INTERPROFESSIONNEL DES FRUITS, DES LEGUMES, DES VINS ET DE L’HORTICULTURE – kurz ONIVINS, Stand 2008
  4. http://www.wynboer.co.za/recentarticles/1103cultivar.php3

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