Frau von Koelbjerg

Frau von Koelbjerg

Die Frau von Koelbjerg ist die älteste bisher bekannte Moorleiche und gleichzeitig der älteste humane Knochenfund Dänemarks.[1] Sie datiert in die Zeit der Maglemose-Kultur um 8000 vor Chr.[2] Ihre Überreste werden im archäologischen Museum Fyns Oldtid im Herrenhaus Hollufgård in Odense verwahrt.

Inhaltsverzeichnis

Fundumstände

In dem kleinen Kesselmoor Grøftebjergmosen bei Koelbjerg in der Assens Kommune auf der dänischen Insel Fünen fanden Torfstecher im Mai 1941 einen menschlichen Schädel und einige Knochen. Am 21. Mai meldete der Lehrer A. Nielsen aus Koelbjerg den Fund telefonisch beim Fyns Stiftsmuseum. Die Mitarbeiter des Museums konnten die ursprüngliche Lage der Knochen nur noch aufgrund der Aussagen der Torfstecher rekonstruieren. Demnach lagen der Schädel und zwei weitere Knochen in 2,5 Metern Tiefe, die Mehrheit der Knochen aber in einer Tiefe von 3 bis 3,5 Metern und einer Entfernung von sieben bis acht Metern in ostsüdöstlicher Richtung. Weitere zwei Meter in Richtung Ostsüdost war ein Oberschenkelknochen gefunden worden.

Untersuchungsergebnisse

Das Skelett der Frau wurde nicht vollständig gefunden. Die anthropologische Untersuchung der Knochen ergab, dass die Frau etwa 155 cm groß und 20 bis 25 Jahre alt war. An den Knochen sind keine Anzeichen von Krankheiten oder Mangelernährung erkennbar, und die erhaltenen Zähne des ursprünglich vollständigen Gebisses weisen ebenfalls keine krankhaften Veränderungen wie Karies auf. Eine δ13C-Isotopenanalyse zeigte, dass sich die Frau überwiegend von Landpflanzen und -tieren ernährte und Meerestiere wie Fische oder Muscheln in ihrer Ernährung kaum eine Rolle spielten. Eine DNA-Analyse ergab keine verwertbaren Ergebnisse. Die wenigen gefundenen DNA-Spuren stammen vermutlich aus Verunreinigungen durch frühere Bearbeiter. Die Verteilung der Knochen über eine größere Fläche wird damit erklärt, dass die Frau möglicherweise in dem See ertrank, und - während ihre Weichteile verwesten - noch eine Weile im offenen Wasser umhertrieb. Erst nachdem ein Großteil ihrer Weichteile vergangen war, wurden die zurückgebliebenen Knochen von dem verlandenden See eingeschlossen.

Im Juli 1941 wurde eine Pollenanalyse an einer Torfprobe aus dem Schädelinneren durchgeführt. Die Moorleiche konnte in die Zeit der Maglemose-Kultur um 8000 vor Chr. datiert werden. Im Oktober 1943 wurde am Fundort noch eine Bohrprobe für weitere Untersuchungen genommen. Eine 14C-Untersuchung bestätigte 1983 die Datierung in die Zeit der Maglemose-Kultur.

Etwa 2,5 km südwestlich, nahe dem Nerverkær-Moor, wurden Siedlungsreste aus der Zeit der Maglemose-Kultur gefunden. Möglicherweise lebte die Frau von Koelbjerg in dieser Siedlung.

Literatur

  • Wijnand A. B. van der Sanden: Mumien aus dem Moor. Die vor- und frühgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa. Batavian Lion International, Amsterdam 1996, ISBN 90-6707-416-0. 
  • K. Brøste, K. Fischer-Møller: Koelbjerg Skelettet. Et Fund fra tidlig Maglemosetid. In: Aarbøger for nordisk Oldkyndighed og Historie. 1943, ISSN 0084-585X (dänisch).
  • J. Troels-Smith: Geologisk Datering af Koelbjerg-Skelettet. In: Aarbøger for nordisk Oldkyndighed og Historie. 1943, ISSN 0084-585X (dänisch).

Einzelnachweise

  1. http://www2.natmus.dk/saer/mislink/uvmateriale/koelbjer.htm (aufgerufen am 2. August 2009)
  2. Datenblatt im dänischen kulturhistorischen Zentralregister (aufgerufen am 2. August 2009)

Weblinks

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