- Free Culture
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Freie Kultur - Wie die großen Medienunternehmen die Technologie und das Recht ausnutzen, um die Kultur wegzusperren und die Kreativität zu kontrollieren, ist ein Buch des Juraprofessors Lawrence Lessig aus dem Jahr 2004. Es wurde im Internet am 25. März 2004 unter der Creative Commons-Lizenz cc-by-nc 1.0 veröffentlicht. Die gedruckte Ausgabe des Buches wurde durch Penguin Books unter vollem Urheberrechtsschutz veröffentlicht. Der englische Originaltitel lautet: Free Culture: How Big Media Uses Technology and the Law to Lock Down Culture and Control Creativity. In deutscher Sprache ist das Buch unter dem Titel Freie Kultur, Wesen und Zukunft der Kreativität in gedruckter Form im Januar 2006 bei Open Source Press erschienen.
„Es gab nie zuvor in der Geschichte eine Zeit, in der mehr von unserer „Kultur“ in „Eigentum“ stand als heute. Und dazu war niemals zuvor die Machtkonzentration bei der Kontrolle der Nutzung der Kultur so unangezweifelt akzeptiert wie heute.“
– S. 22/23
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Im Vorwort von Freie Kultur vergleicht Lessig das Buch mit einem seiner vorigen Bücher, Code and Other Laws of Cyberspace, welches darauf abstellt, dass Software den Effekt von Recht hat. Die Botschaft von Freie Kultur ist anders, schreibt Lessig, weil es von „einer Konsequenz des Internets auf einen Teil unserer Tradition handelt, der weit grundlegender ist, und, so schwer es einem Möchtegernhacker fällt dies zuzugeben, weit wichtiger.“ (Vorwort, S. XIV)
Professor Lessig analysiert das Spannungsfeld zwischen den Konzepten der Raubkopiererei (piracy) und dem Eigentum auf dem Gebiet des geistigen Eigentums im Zusammenhang mit einem, wie er schreibt, „deprimierend beeinträchtigten Gesetzgebungsprozess“, der in den meisten Nationen durch multinationale Konzerne vereinnahmt wurde. Deren Interesse bestehe vor allem in der Anhäufung von Kapital und weniger im freien Austausch von Ideen. Beispielhaft zeigt er, wie die großen Rechteverwerter von heute bei ihrer jeweiligen Entstehung alle auf die eine oder andere Weise von fremden Rechten profitiert haben. Er geht dabei auf die Verlage, die Filmindustrie, die Fotoindustrie, das Radio sowie die Kabelgesellschaften ein. Sie wurden dabei meistens verklagt, doch waren die Patente bereits abgelaufen, als die effektive Rechtsverfolgung in Gang kam, oder der Gesetzgeber suchte einen Ausgleich, der das Neue nicht zugunsten des Alten beseitigte.
Das Buch zeichnet auch seine Verteidigung im Fall Eldred gegen Ashcroft nach und seinen Versuch, ein Gesetz, welches intern als Eldred Act bezeichnet wurde, in den Kongress zu bringen. Lessig zufolge würde dieser Gesetzentwurf, je nach Perspektive, als Public Domain Enhancement Act (Gesetz zur Stärkung des Gemeineigentums) oder auch als Copyright Deregulation Act (Gesetz zur Deregulierung im Urheberrecht) firmieren.
Lessig schließt sein Buch mit dem Vorschlag, dass sich eine Gesellschaft, die sich zu einer Informationsgesellschaft entwickelt, entscheiden muss, ob sie eher eine freie oder eine feudale Struktur haben möchte. In seinem Nachwort deutet er an, dass das vom Pionier der Freien Software Richard Stallman und der Free Software Foundation vorgeschlagene Modell, Inhalte kostenlos verfügbar zu machen, nicht im Widerspruch zu Geschäftsmodellen wie denjenigen von Westlaw und LexisNexis steht. Diese erhalten von Abonnenten Geld für das Bereitstellen von im Gemeineigentum (Public Domain) stehenden Inhalten und verwenden dabei Lizenzen, die von Lessigs Organisation Creative Commons geschaffen wurden.
Er argumentiert, dass es zum Beispiel für Filmemacher nach den derzeit geltenden Regeln in vielen Fällen wirtschaftlich unmöglich ist, zum Beispiel einen Film über das Lebenswerk eines Schauspielers zusammenzustellen, in dem Szenen aus den verschiedenen Filmen gezeigt werden. Dies würde beträchtliche rechtliche Kosten hervorrufen, um zuvor die Erlaubnis aller gezeigten anderen Schauspieler und der Filmgesellschaften einzuholen und einen Preis auszuhandeln. Also unterbleibt dies, und Kultur kann sich nicht entfalten.
Er tritt auch für die Einrichtung kürzerer Zeiträume für den Urheberrechtsschutz ein, die bei vorhandenem Interesse gegebenenfalls mit möglichst geringem Aufwand verlängert werden können. Er geht dabei davon aus, dass für etwa 94 % der Werke bei Ablauf des Urheberrechtsschutzes bereits kein kommerzielles Verwertungsinteresse mehr besteht, und es eine große Verschwendung wäre, diese dem Public Domain vorzuenthalten. Für die meist professionellen Inhaber der noch kommerziell verwertbaren Werke sei es kein wirkliches Problem, ihren Urheberrechtsschutz zu verlängern. Auch tritt Lessig für eine Begrenzung des Urheberrechts hinsichtlich abgeleiteter Rechte ein. Er möchte zum Beispiel die Möglichkeit eines Verlages begrenzen, die Veröffentlichung von Kopien des Buches eines Autors im Internet zu nichtkommerziellen Zwecken zu verhindern. Auch greift er den Vorschlag von William Fisher von der Harvard Law School auf, wonach der Staat wie zum Beispiel beim Radio die Lizenzierung geistigen Eigentums durch Gesetz regeln (compulsory license) solle, und der jeweilige Schöpfer dann entsprechend den Downloadzahlen anteilig an den Einnahmen beteiligt wird. Dies ähnelt auch einer seit langem von Stallman erhobenen Forderung.
Abgeleitete Werke
Einen Tag nach Veröffentlichung des Buches im Internet schlug der Autor eines populären Blogs vor, dass Leute sich ein Kapitel aussuchen, sprechen und aufnehmen sollten. Zum Teil geschah dies, weil es nach der Lizenz möglich war. Bereits zwei Tage später war der größte Teil des Buches aufgenommen. Neben den Audioaufnahmen wurde das Buch bereits im Rahmen eines Wikis ins Chinesische übersetzt. Dabei arbeiteten viele Blogger aus der Volksrepublik China sowie aus Taiwan zusammen.
Ausgaben
- US 1st hardcover Edition: ISBN 1594200068
- DE 1. Auflage, Hardcover: ISBN 3-937514-15-5
Weblinks
Deutsch:
- Freie Kultur - Wesen und Zukunft der Kreativität - deutsche Übersetzung als HTML, lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial 2.0 License.
Englisch:
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