Freiheitsbund

Freiheitsbund

Der Freiheitsbund war ein 1927 gegründeter Wehrverband des christlichen Gewerkschaftsflügels in Österreich und sollte die christliche Arbeiterschaft vor möglichen Angriffen durch die Sozialdemokraten schützen. Da seine Mitglieder überwiegend aus dem Umfeld der Christlichen Gewerkschaften kamen, stellte er in sozialer und weltanschaulicher Hinsicht zwar eine ziemlich geschlossene Formation dar, zählte in den Anfangsjahren aber nur etwas mehr als 2000 Mitglieder. Erst nach den Februarkämpfen und dem Juliputsch (1934) verzeichnete der Freiheitsbund ein sprunghaftes Mitgliederwachstum, das jedoch vor allem darauf zurückzuführen war, dass ihm nun in großer Zahl Anhänger der verbotenen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und der bereits seit 1933 verbotenen NSDAP beitraten.

Obwohl der Freiheitsbund der politischen Rechten zuzurechnen war, geriet er von Anfang an in Gegensatz zu den Heimwehren. In diesem Zusammenhang sorgten vor allem die Gründung der so genannten Unabhängigen Gewerkschaft durch den Steirischen Heimatschutz und dessen heftige Angriffe auf die Christlichen Gewerkschaften für Konfliktstoff. Hinzu kam auch, dass sich Leopold Kunschak und Johann Staud, die wichtigsten politischen Exponenten des Freiheitsbundes, demokratischen „Spielregeln“ verpflichtet fühlten und stets für den Erhalt der parlamentarischen Demokratie in Österreich eintraten.

Das programmatische Ziel des Freiheitsbundes war u.a. auf den Erhalt und Förderung einer starken Staatsautorität gerichtet, auf den Schutz der Freiheit aller Schaffenden im Staate, insbesondere aber Befreiung des Arbeiters von jedem Terror und das Eintreten für die Ziele und für das Programm der christlichen Volksbewegung mit besonderer Berücksichtigung der christlichen Arbeiterbewegung. [1] Das programmatische Ziel des Freiheitsbundes war primär ein gegen die Sozialdemokratie gerichtetes. Der Freiheitsbund verstand sich als Instrument des Kampfes gegen die Linke. Im Gegensatz zur Heimwehr verstand es sich gleichzeitig auch als Instrument zum Kampf für Demokratie.[2] Propagiert wurde das Recht der christlichen Arbeiterschaft an der Mitgestaltung des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens unserer Heimat.[3]

Offiziell bestand der Freiheitsbund bis zur Auflösung aller Wehrverbände der Ersten Republik im April 1936, inoffiziell jedoch bis zum „Anschluss“ 1938.

Literatur

  • Walter Wiltschegg: Die Heimwehr. Eine unwiderstehliche Volksbewegung? (= Studien und Quellen zur österreichischen Zeitgeschichte, Band 7), Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1985, ISBN 3-7028-0221-5.

Einzelnachweise

  1. Statuten des Freiheitsbundes. In: Franz-Heinz Hye, Josefine Justic: Innsbruck im Spannungsfeld der Politik 1918-1938. Berichte - Bilder - Dokumente. Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge, Band 16/17, Innsbruck 1991, S. 568.
  2. Cristl Kluwick-Muckenhuber: Johann Staud. Ein Leben für die Arbeiterschaft. Verlag Herold. Wien/München 1969. S. 29.
  3. Tiroler Anzeiger vom 30. Jänner 1930. In: Franz-Heinz Hye, Josefine Justic: Innsbruck im Spannungsfeld der Politik 1918-1938. Berichte - Bilder - Dokumente. Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge, Band 16/17, Innsbruck 1991, S. 572.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Freiheitsbund Berlin — Der Freiheitsbund Berlin e.V. war ein im Jahre 1951 gegründeter sozialdemokratisch dominierter Schutzbund in West Berlin und korporatives Mitglied im Reichsbanner Schwarz Rot Gold. Inhaltsverzeichnis 1 Gründung und Zielsetzung 2 Aktivitäten 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheitsbund der Sieben Ostfrieslande — Der Freiheitsbund der Sieben Ostfrieslande war ein im Jahre 1430 gegen Focko Ukena gerichtetes Bündnis in Ostfriesland unter Führung der Häuptlingsfamilie Cirksena aus Greetsiel, namentlich des Häuptlings Edzard Cirksena. In ihm wehrten sich die… …   Deutsch Wikipedia

  • Gewerkschaftlicher Freiheitsbund gegen das Hakenkreuz — Der Gewerkschaftliche Freiheitsbund gegen das Hakenkreuz wurde auf Vorschlag von der Internationalen Transportarbeiter Föderation (ITF) durch einen entsprechenden Aufruf von Walter Auerbach im Mai 1940 gegründet. Er wurde als organisatorisches… …   Deutsch Wikipedia

  • Labour Broadcasting Comitee — Der Sender der europäischen Revolution (SER) war ein unabhängiger sozialistischer Hörfunksender in London, der vom 7. Oktober 1940 bis zum 30. April 1942 eine rätesozialistische Neuordnung propagierte. Eröffnet wurde der Sender mit folgenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Sender der europäischen Revolution — Der Sender der europäischen Revolution (SER) war ein unabhängiger sozialistischer Hörfunksender in London, der vom 7. Oktober 1940 bis zum 30. April 1942 eine rätesozialistische Neuordnung propagierte. Eröffnet wurde der Sender mit folgenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Antifaschistischer Widerstand — Als Widerstand gegen den Nationalsozialismus (auch antifaschistischer Widerstand) wird der Widerstand von Einzelpersonen wie Georg Elser, Gruppen wie der Roten Kapelle, des 20. Juli 1944, der Weißen Rose oder des Kreisauer Kreises sowie… …   Deutsch Wikipedia

  • Brokmerland (Gau) — die friesischen Seelande um das Jahr 1300 Das Brokmerland (heute Brookmerland geschrieben) ist eine Landschaft und ein historisches Territorium, gelegen im Westen Ostfrieslands, welches ein Gebiet in und um die heutigen Gemeinden Brookmerland und …   Deutsch Wikipedia

  • Bundesebene (Österreich) — Republik Österreich …   Deutsch Wikipedia

  • Bundesrepublik Österreich — Republik Österreich …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Widerstand — Als Widerstand gegen den Nationalsozialismus (auch antifaschistischer Widerstand) wird der Widerstand von Einzelpersonen wie Georg Elser, Gruppen wie der Roten Kapelle, des 20. Juli 1944, der Weißen Rose oder des Kreisauer Kreises sowie… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”