- Fremdwährungskredit
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Ein Fremdwährungskredit ist ein Kredit, der in einer anderen als der eigenen Währung aufgenommen wird. Als Unterschied zu einem Kredit in der eigenen Währung besteht dabei die Möglichkeit, dass sich die Schuld durch Wechselkursveränderungen vergrößert oder verkleinert. Für Firmenkunden ist es üblich, dieses Finanzierungsinstrument zu verwenden, für Privatkunden wird es in Deutschland in verstärktem Ausmaß erst seit etwa 1990 verwendet.
Die Aufnahme eines Fremdwährungskredits setzt deutlich höheres Wissen über finanzwirtschaftliche Zusammenhänge als ein Kredit in der eigenen Währung voraus. Insbesondere ist es notwendig, dass man sich während der gesamten Laufzeit mit wirtschaftlichen Entwicklungen und den daraus resultierenden Währungskursveränderungen beschäftigt.
In Österreich ist es zudem üblich, diese Art der Finanzierung endfällig aufzunehmen, also nur Zinszahlungen während der Laufzeit und Tilgung am Ende der Laufzeit. Um den Kreditbetrag anzusparen, wird im Regelfall ein Ansparplan (= Tilgungsträger) abgeschlossen, da man durch die zu erwartenden Kursgewinne bei Wertpapierveranlagungen eine weitere Kostenreduktion erwartet. Eine solche, auch als „Tilgungsaussetzungsdarlehen“ bezeichnete Finanzierung, birgt natürlich ein weiteres Risiko in sich.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen zu Fremdwährungskrediten
Steigender und fallender Wechselkurs
Es ist üblich, im Fremdwährungskreditgeschäft die Ausgangswährung Euro als Basiswährung anzunehmen. Wechselkurse werden von Banken wie folgt dargestellt: 1 Euro = 1,6000 CHF (Schweizer Franken). In diesem Zusammenhang spricht man bei einer Veränderung des CHF auf 1,7000 von einem steigenden Wechselkurs und bei einer Veränderung auf 1,5000 von einem fallenden Wechselkurs.
Anhand dieser Logik ist es im Interesse, in eine Währung zu konvertieren, die einen niedrigen Wechselkurs hat.
Ein Wechselkursgewinn entsteht, wenn der Wechselkurs der Kreditwährung (z.B. CHF) steigt; analog entsteht ein Wechselkursverlust, wenn der Wechselkurs der Kreditwährung sinkt.
Beispiel: Sie benötigen 100 Euro und beschließen, diese mit einem Fremdwährungskredit zu finanzieren. Der Wechselkurs zum Zeitpunkt t1 beträgt 1,600 und die Kreditsumme somit 160 CHF. Zum Zeitpunkt t2 beträgt der Wechselkurs 1,700 (der Wechselkurs ist also gestiegen). Sie haben einen Wechselkursgewinn erzielt, da für die Rückführung von 160 CHF nur der Betrag von 94,12 EUR benötigt wird (Rechenschritt: 160 CHF dividiert durch Wechselkurs 1,700). Wäre hingegen der Wechselkurs zum Zeitpunkt t2 auf 1,500 gefallen, hätten Sie einen Wechselkursverlust erlitten. Für die Rückführung von 160 CHF wäre der Betrag von 106,67 EUR nötig.
Fremdwährungszinsen
In der Regel werden diese aufgrund eines Aufschlags zum Libor festgesetzt. Der Libor stellt hierbei den Wert dar, unter welchem sich die Bank in dieser Währung refinanziert. Der Aufschlag entspricht der Marge der Bank. Der Libor wird täglich für unterschiedliche Laufzeiten und Fremdwährungen festgelegt. Für die Fremdwährungsfinanzierung sind der Ein-Monats-Libor (1ML), Drei-, Sechs- und Zwölf-Monats-Libor von Bedeutung. Aufgrund vergangener Streitigkeiten wird bei der Zinssatzfestsetzung mittlerweile von Achtelrundungen abgesehen; der Zinssatz errechnet sich exakt aus Libor und Aufschlag.
Vorteile eines Fremdwährungskredits
- Mögliche niedrigere Kreditzinsen in der Fremdwährung.
- Mögliche Währungsgewinne durch Veränderung des Kurses zwischen der eigenen und der Fremdwährung in der Zeit, in der man seine Schuld in der Fremdwährung aufgenommen hat, sind möglich.
Nachteile eines Fremdwährungskredits
- Risiko, dass die Fremdwährung steigt und sich somit der Schuldendienst erhöht.
- Bei variabler Zinsvereinbarung Risiko, dass die Zinsen in der Fremdwährung steigen. Dies ist jedoch kein typisches Risiko eines Fremdwährungskredites.
- Höhere Kosten durch Währungswechsel und eventuell zusätzlich nötiges Konto.
- Risiko, dass bei einem Tilgungsaussetzungsdarlehen (s.o.) die angesparten Rückzahlungsbeträge bei Endfälligkeit nicht ausreichen. Doch auch das ist kein alleiniges Risiko eines Fremdwährungskredites, da Tilgungsaussetzungsdarlehen auch in heimischer Währung üblich sind.
Durch ein Hedgegeschäft lässt sich das Wechselkursrisiko aus dem Fremdwährungskredit begrenzen.
Österreich
In Österreich sind Fremdwährungskredite seit den späten 1990er-Jahren sehr beliebt, sodass sie November 2008 etwa ein Drittel des Privatkreditvolumens in fremden Währungen vereinbart war. Stand 2009 entfiel damit nach Volumen annähernd die Hälfte der Fremdwährungskredite in Euroländern auf Österreich.
Die Finanzmarktaufsicht betrachtet dieses Risiko als systemrelevant und hat eine Empfehlung veröffentlicht, die hohe Anforderungen an die Erteilung neuer Fremdwährungsprivatkredite stellt. Als Maßstab für die Sorgfaltspflicht der Banken stellt die Empfehlung einen Quasistandard dar.[1]
Die Erweiterung des Mindeststands vom 16/10/2003 durch die Finanzmarktaufsicht am 22/03/2010 verbietet Neukredite in Fremdwährung sowie Tilgungsträgerkredite für Privatpersonen – mit wenigen Ausnahmen.[2]
Siehe auch
Belege
- ↑ „Das Kapitalmarktrisiko muss aus den Produkten“ in: DerStandard vom 23. März 2010, abgerufen am 23. März 2010.
- ↑ „Chancen und Risiken von Fremdwährungskrediten“ Uni Linz, IBFW, Kurzfassung Diplomarbeit, abgerufen am 30. Juni 2010.
Kategorie:- Kreditgeschäft
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