- Friedenskirche (Aue-Zelle)
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Friedenskirche Aue-Zelle Friedenskirche auf dem Zeller Berg
Baujahr: 1912 Architekt: Architekturbüro Schilling & Graebner Bauherr: ev. Kirchengemeinde Aue Grundfläche: 35 × 35 m Platz: 850 Personen Lage: 50° 35′ 25,8″ N, 12° 42′ 17,9″ O50.59050833333312.704975Koordinaten: 50° 35′ 25,8″ N, 12° 42′ 17,9″ O Anschrift: Aue, Kantstraße 2
Sachsen, DeutschlandZweck: evangelisch-lutherisch; Gottesdienst Webseite: www.aue-zelle.de Die evangelisch-lutherische Friedenskirche im Auer Stadtteil Zelle ist eine große Jugendstilkirche im sächsischen Erzgebirgskreis.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nachdem die Kirche des Klösterleins Zelle, die seit der Auflösung des Klosters im 16. Jahrhunderts als Pfarrkirche der Gemeinde Zelle benutzt wurde, für die wachsende Bevölkerung zu klein geworden war, ließ der Kirchenvorstand der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Klösterlein-Zelle am Hang des Zeller Berges in dominanter Lage ein neues Gotteshaus errichten. Ein Auer Unternehmer schenkte der Kirchengemeinde das entsprechende Baugrundstück. Die Friedenskirche wurde 1907 von den Dresdner Architekten Rudolf Schilling und Julius Graebner entworfen und von 1912 bis 1914 errichtet. Von den 270.000 Mark Baukosten wurden 35.000 Mark mit Spenden von Privatleuten und Firmen aufgebracht.[1] Die größere Summe stammte von der Kirchengemeinde, die dafür einen Kredit aufgenommen hat.
Traditionell wird zur Adventszeit auf dem Turm ein beleuchtetes Holzkreuz angebracht, das in der Stadt weithin sichtbar ist. Von der Friedenskirche aus erfolgt seit den 1950er Jahren das weihnachtliche Auer „Turmblasen“.
In der Neujahrsnacht 2007 beschossen mehrere Jugendliche die Friedenskirche mit Feuerwerkskörpern und drangen durch ein beschädigtes Fenster in das Gebäude ein. Durch Abbrennen weiterer Feuerwerkskörper im Inneren der Kirche wurden u.a. Altar, Taufbecken, Akustikanlage und Beleuchtung stark beschädigt.[2]
Architektur
Die quergerichtete zentralisierte Anlage wurde nach barockem Vorbild entworfen. Mehrere mit Bildhauerarbeiten umrahmte Türen führen von den vier Seiten in das Innere. Die Nordwest- und die Südosteingangstüren sind mit stilisierten Ornamenten auf Kupferblech verkleidet, über denen sich Reliefs mit Christusdarstellungen befinden. Von den Außenpfeilern zwischen den großen Kirchenfenstern schauen Steinreliefs der symbolisierten vier Evangelisten herab.
Über der von Treppenhäusern flankierten Vorhalle befindet sich der kräftige, 50 Meter hohe Turm mit einer gestuften, stumpf abschließenden Kupferhaube und einem 6 Meter hohen Turmkreuz. Im Jahr 2002 wurden das Turmkreuz erneuert und die Haube mit 0,8 Millimeter starkem Kupferblech durch zwei einheimische Firmen neu gedeckt.
Turm mit Glocken und Uhr
Das Geläut entspricht in seinen Dimensionen dem eines Domes: die kleine d´-Glocke wiegt 1,35 Tonnen bei einem Durchmesser von 1,49 Metern, die mittlere h°-Glocke 2,25 Tonnen bei einem Durchmesser von 1,773 Metern und die große gis°-Glocke 3,9 Tonnen mit einem Durchmesser von 2,10 Metern. Die drei Stahlglocken wurden 1913 vom Bochumer Verein gegossen und von der Stadt Aue mit 10.000 Goldmark finanziert. Sie tragen die folgenden Inschriften:[1]
- Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb' in Ewigkeit. (kleine Glocke)
- Jesus nimmt die Sünder an. (mittlere Glocke)
- Allein Gott in der Höh' sei Ehr. (große Glocke)
Die Kirchturmuhr ist die größte der Stadt. Das große elektromechanische Uhrwerk stammt von der Firma J. F. Weule aus Bockenem.
Innenausstattung des Kirchenraumes
Der lichtdurchflutete ovale Innenraum ist in maßvollem Jugendstil künstlerisch anspruchsvoll ausgestattet. Die an Hunderten Stahlseilen hängende Stuckdecke ist im Zentrum als 15 Meter hohe Kuppel ausgeführt. An drei Seiten des Innenraums befinden sich eingeschossige Emporen mit barockisierenden Brüstungen auf mit Blech verkleideten Stahlträgern. Die Buntglasfenster von Karl Schulz aus Dresden zeigen Szenen aus dem Neuen Testament. Metallarbeiten für die Leuchter und die Altarrückwand komplettieren den Kirchenschmuck.
Altarraum
Der leicht erhöhte Altarraum ist mit Pilastern gegliedert und mit acht Ölbildern von Bernhard Müller aus Dresden versehen. Diese stellen Martin Luther bei der Bibelübersetzung, Moses mit den Gesetzestafeln, Matthäus, Petrus mit dem symbolischen Schlüssel, Johannes mit Stola und Kelch, Paulus mit Schwert, Jesajas mit einer Schriftrolle sowie Melanchthon als Kirchenlehrer dar.
Die Chorschranken sind aus schwarzem Marmor gefertigt, die schlichte Mensa mit einem hoch aufragenden Altarkreuz aus weißem Marmor. Die zwei Kandelaber an der Altarwand sind wertvolle Metallschmuckarbeiten der Firma Wellner, die einen brennenden Dornbusch symbolisieren. Die runde Kuppa des Taufsteins aus grünem Marmor ist mit Taufkindern verziert, der Deckel wird von vier schwebenden Engeln bekrönt. An der Wand dahinter ist der junge Jesus in einem Tempel dargestellt. Dieser Figur wurde in der NS-Zeit der Kopf abgeschlagen, weil er „nicht arisch genug“ aussah. Nach dem Krieg erhielt sie einen neuen Kopf.[3]
Die Brüstung der Kanzel ist ganzflächig mit Mosaiken aus polierten Halbedelsteinen verkleidet. Im byzantinischen Stil sind Symbole wie das Kreuz, die Weintraube, der Kelch, Leuchter, Taube, Dornenkrone, Kornähren und Anker ornamental eingearbeitet.
Fenster, Wand- und Deckenschmuck
Die Fenster auf der einen Seite des Emporengeschosses stellen die Kreuzigung und die Trauer, die auf der anderen Seite die Auferstehung und das neu beginnende Leben dar. Stuckreliefs an der Emporenbrüstung zeigen Jugendstil-Engel ohne Flügel. Seitlich neben dem Altarraum steht ein aufklappbares Kriegerdenkmal für die 172 im Ersten Weltkrieges Gefallenen der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Aue-Zelle. Die Tafeln enthalten die Namen der Toten, die Klappen sind außen mit einer Pietà gestaltet, der Schmerzensmutter, die um ihren toten Sohn trauert.
Die Deckenleuchten wurden ebenfalls von der Auer Firma Wellner hergestellt. Die Stuckdecke gibt mit einem Dreieck sowie Ähren und Wein symbolische Hinweise auf das Auge Gottes und die Dreifaltigkeit sowie das Heilige Abendmahl.
Orgel
Die große, 32-registrige Orgel der Brüder Emil und Bruno Jehmlich wurde 1914 für diese Kirche gebaut. Ihr Jugendstil-Prospekt ist mit vier schlanken, musizierenden Frauengestalten verziert. Die Schnitzarbeiten stammen vom Dresdner Bildhauer Viehweg.
Putzritzbild
Im Vorraum des Emporengeschosses befindet sich eine originalgetreue Kopie eines Putzritzgemäldes aus dem 13. Jahrhundert, das 1881 an der Ostwand der Kirche des Klösterleins Zelle entdeckt wurde und heute im Kloster Altzella ausgestellt wird. Die hier vorhandene Kopie wurde 1967 von Heinz Beck hergestellt.
Gemeindeleben
Die Pfarrei führt außer in der Friedenskirche auch Gottesdienste im Klinikum Aue und im Altenpflegeheim auf dem Zeller Berg durch. Die Gemeindemitglieder und andere Interessierte können im Kirchenchor, im Flötenkreis oder im Posaunenchor mitwirken. Neben den üblichen kirchlichen Angeboten wie Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten oder Beichten werden für Kinder, Jugendliche und Familien auch Gesprächs-, Lern- und Gebetskreise sowie Gemeindeausflüge durchgeführt.[4]
Weblinks
Commons: Friedenskirche (Aue) – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b Flyer: Die evangelisch-lutherische Friedenskirche zu Aue-Zelle vom Mai 2009
- ↑ Polizei Sachsen: Verwüstung in Friedenskirche aufgeklärt (Meldung vom 10. Januar 2008), abgerufen am 14. Dezember 2008
- ↑ Bericht des Pfarrers am 16. Mai 2009.
- ↑ Kirchenbote der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Aue Zelle, Ausgabe April-Mai 2009
Quellen
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Sachsen: II. Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München 1998, S. 31f.
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