Friedfertigkeit

Friedfertigkeit

Der Begriff Friedfertigkeit wird auf zwei verschiedene Weisen benutzt.

Inhaltsverzeichnis

Der Friedfertige als Friedensstifter

Unter Friedfertigkeit versteht man einerseits die Fähigkeit und den Willen von Menschen, den Friedfertigen, Frieden zu schließen und auch den ersten Schritt zum Friedensschluss zu unternehmen. Friedfertigkeit ist vom Pazifismus abzugrenzen, der eine bedingungslose Grundhaltung zur Gewaltlosigkeit zum Ausdruck bringt. Dies muss bei Friedfertigkeit nicht in dieser Unbedingtheit der Fall sein. Friedfertigkeit ist bei der positiven Verwendung des Begriffs vielmehr im Sinne eines Entwicklungsquadrats (siehe Friedemann Schulz von Thun) der Gegenpol zum Kämpfertum oder zum militärischen Eroberungswillen.

Nach Erkenntnissen der Evolutions- und der Spieltheorie (vgl. Tit for tat-Strategie) beinhaltet ein Gleichgewicht aus Kämpfertum und Friedfertigkeit im Sinne des "Tit for tat" dann eine anderen Strategien überlegene Lebensstrategie, wenn jeweils nach einem "Tit-for-tat"-Schlagabtausch mindestens auf einer Seite das Können und der Wille zum Friedensschluss - Friedfertigkeit - gegeben ist.

Für die Auffassung, dass die Begriffe Friedfertige und Friedensstifter als Synonyme gelten sollen, spricht, dass Martin Luther bei seiner Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche den griechischen Begriff „eiréno-poioí“ (wörtlich: Friedensmacher, also Friedensstifter) mit Friedfertige übersetzt hat. Die Übersetzung einer Seiligpreisung der Bergpredigt lautet bei Luther: „Selig sind die Friedfertigen.“[1]

Der Friedfertige als Gegensatz zum Friedensstifter

Als friedfertig kann allerdings auch jemand bezeichnet werden, für den der „Frieden fertig“ ist und der „in Ruhe gelassen werden“ will. Diese Form der „Friedfertigkeit“ führt zur Friedhöflichkeit, ggf. zur Unterwerfung. So stellt Fritz Pasierbski, Professor für Linguistik an der Universität Paderborn, fest:

„Unsere heutige Sprache hat […] einen Widerspruch zwischen den Wortbedeutungen von ‚die Friedfertigen‘ und ‚die Friedensstifter‘. Wir trauen den Friedfertigen gar nicht zu, daß sie wirklich und wirksam Frieden stiften könnten. […] Erstens halten wir einen Friedfertigen, also jemanden, der die stete Bereitschaft hat, Frieden zu halten und Streit zu vermeiden, für dumm und schwach. […] Zweitens trauen wir dem Friedfertigen nicht zu, aktiv das Leben zu gestalten, die Lebensverhältnisse zu ordnen. Der Friedfertige reagiert passiv auf die Geschehnisse der Welt. Da er ja nicht bereit ist, Streit auszutragen, wird er zum Spielball der Interessen der anderen.“[2]

Einzelnachweise

  1. Matthäus 5,9. Lutherbibel. 1912
  2. Fritz Pasierbski: Krieg und Frieden in der Sprache. Eine sprachwissenschaftliche Textanalyse. Fischer. Frankfurt/Main. 1983. S. 15f.

Siehe auch

Weblinks


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