Friedrich Albert Zorn

Friedrich Albert Zorn

Friedrich Albert Zorn (* 3. April 1816 in Kempten; † April 1895 in Odessa) war Tänzer, Choreograf und Tanz-Theoretiker.

Über Zorns Ausbildung in Dresden und Leipzig und seinen beruflichen Weg über Hannover und Hamburg nach Christiania und über Paris nach Odessa ist wenig bekannt. Bereits als 16jähriger kam er nach Odessa, wo er von Februar 1840 bis 1887 Lehrer am Kaiserlichen Russischen Richelieu-Gymnasium. Wie aus dem Vorwort zu seiner Grammatik der Tanzkunst hervorgeht, unternahm er zahlreiche Reisen nach ganz Europa, um sich mit Tanzlehrern zu treffen und zu beraten. So traf er 1855 mit Paul Taglioni in Berlin zusammen. Dort war zur selben Zeit auch Amint Freising als Figurant tätig. Mit Arthur Saint-Léon stand er mehrere Jahre in Briefkontakt. Ebenso stand mit Tanzlehrer-Kollegen in Königsberg und Leipzig in Kontakt; ob er auch selbst dort als Tanzlehrer tätig war, ist nicht bekannt.

Die “Grammatik der Tanzkunst”

Am 24. und 25. Mai 1885 legte Zorn der Akademie der Tanzlehrkunst in Berlin unter dem Vorsitz von Amint Freising nach 50jähriger Arbeit seine Grammatik der Tanzkunst vor.

Am 29. und 30. Mai 1887 wurde auf der Jahreshauptversammlung der Akademie beschlossen, dass jedes Mitglied eine Exemplar erhalten und einen schriftlichen Kommentar abgeben sollte, was zu Verbesserungen in späteren Auflagen dienen sollte.

1887 erschien dieses Amint Freising gewidmete Werk in Leipzig. Darin beschreibt Zorn die Tanzkunst seiner Zeit und erklärte seine Tanznotation, welche auf dem Notationssystem Arthur Saint-Léons basiert. Zorns Tanztheorie beruht auf der Zusammenarbeit mit Paul Taglioni und Saint-Léon. Er beschreibt die Quadrille, die Polonaise und zahlreiche andere Nationaltänze, wie sie auf den öffentlichen Bällen und häuslichen Gesellschaften seiner Zeit getanzt wurden. Abgesehen von den zeitgenössischen Tänzen, beschreibt er auch einige Tänze der vorhergehenden Generation, wie etwa eine Gavotte de Vestris, sowie auch eine Version von La Cachucha, welche durch Fanny Elssler in Jean Corallis Ballett Le Diable boiteux berühmt wurde. Des Weiteren gehörte im 19. Jahrhundert auch noch das Menuett zur Ausbildung, welches ebenfalls bei Zorn in einer der damals üblichen Versionen beschrieben wurde.

Abgesehen davon ist Zorns Grammatik der Tanzkunst auch eine interessante Quelle zum Volkstanz, wie er in seiner stilisierten Form Eingang in die Bälle der städtischen Bevölkerung gefunden hatte (Tyrolienne, Steirischer, Rheinländer, Redowaczka, Krakowiak u.a.). Sein Buch wurde 1905 ins Englische (Grammar of the Art of Dancing) übersetzt. Beide Ausgaben erschienen in mehreren Auflagen.

Schriften

  • Grammatik der Tanzkunst. Theoretischer und praktischer Unterricht in der Tanzkunst und Tanzschreibkunst oder Choreographie nebst Atlas mit Zeichnungen und musikalischen Übungs-Beispielen mit choreographischer Bezeichnung und einem besonderen Notenheft für den Musiker, Leipzig: J. J. Weber, 1887; Reprint: Hildesheim: OLMS, 1982.
  • Grammar of the Art of Dancing, theoretical and practical; lessons in the arts of dancing and dance writing (choreography) with drawings, musical examples, choregraphic symblos, and special music scores, translated from the German of Friedrich Albert Zorn,, übersetzt von Alfonso Josephs Sheafe , Boston, Mass.: Heintzemann-Press, 1905.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Friedrich Albert Zorn — Friedrich Albert Zorn, La Cachucha. Pour les articles homonymes, voir Zorn (homonymie). Friedrich Albert Zorn est un danseur, choré …   Wikipédia en Français

  • Zorn (Begriffsklärung) — Zorn steht für: eine heftige Gefühlsregung, siehe Zorn einen Ortsteil der Gemeinde Heidenrod im Rheingau Taunus Kreis, siehe Zorn (Heidenrod) einen Fluss in Lothringen und im Elsass, siehe Zorn (Fluss) eine Black Metal Band, siehe Zorn (Band) ein …   Deutsch Wikipedia

  • Zorn (homonymie) — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Sommaire 1 Hydronyme 2 Patronyme 3 …   Wikipédia en Français

  • Friedrich Christian Accum — Friedrich Accum (1769−1838). Erstmalig in der Zeitschrift European Magazine aus dem Jahr 1820 abgedruckter Stich von James Thomson. Friedrich Christian Accum (* 29. März 1769 in Bückeburg; † 28. Juni 1838 in Berlin) war ein deutscher Chemiker …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Accum — (1769−1838). Erstmalig in der Zeitschrift European Magazine aus dem Jahr 1820 abgedruckter Stich von James Thomson. Friedrich Christian Accum (* 29. März 1769 in Bückeburg; † 28. Juni 1838 in Berlin) war ein deutscher Chemiker, dessen Hau …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Kesselring — Surnom Albert le souriant Naissance 30 novembre 1885 Marktsteft, Al …   Wikipédia en Français

  • Friedrich Dollmann — Le général Friedrich Dollmann en 19 …   Wikipédia en Français

  • Friedrich Hochbaum — Naissance 7 août 1894 Magdeburg Décès 28 janvier 1955 (à 60 ans) Woikowo Camp de prisonniers de guerre près de Moscou Allégeance …   Wikipédia en Français

  • Friedrich Hoßbach — Major Hossbach (au milieu) en 1934 Naissance …   Wikipédia en Français

  • Friedrich Adler (Politiker) — Friedrich (Fritz) Adler Friedrich Adler (* 9. Juli 1879 in Wien; † 2. Jänner 1960 in Zürich) war ein Politiker in der österreichischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und Naturwissenschafter. 1916 erschoss er den österreichischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”