Früchte des Zorns

Früchte des Zorns

Früchte des Zorns (Titel des englischen Originals von 1939: The Grapes of Wrath) ist das bekannteste Werk des US-amerikanischen Schriftstellers John Steinbeck. Der sozialkritische und naturalistisch geschriebene Roman schildert das Schicksal der in den 1930er Jahren durch die „Große Depression“ und Dürrejahre hoch verschuldeten Farmer in Oklahoma und Arkansas, die von den Grundbesitzern vertrieben werden und von der Dust Bowl zu Hunderttausenden über die Route 66 nach Kalifornien ziehen. Statt der versprochenen gut bezahlten Arbeit erwarten sie dort Ausbeutung, Hunger und Anfeindung. Um den Treck und die Auffanglager authentisch schildern zu können, begleitete Steinbeck selbst einen solchen Treck nach Westen.

Der Titel des Romans ist ein Zitat aus dem zweiten Vers von Julia Ward HowesSchlachthymne der Republik“ , einem während des Bürgerkriegs entstandenem Lied, und ist zugleich ein Verweis auf die biblische Offenbarung des Johannes (14,19 EU): „Und der Engel schlug seine Sichel an die Erde und schnitt den Weinstock der Erde und warf ihn in die große Kelter des Zornes Gottes“.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Das Schicksal der sogenannten Okies wird anhand der Farmerfamilie Joad, die trotz aller Entbehrungen und Demütigungen ihre Menschlichkeit und Würde bewahrt, exemplarisch geschildert. Jedem Kapitel geht jeweils als zweiter synoptischer Erzählstrang ein Kapitel voraus, in dem das Geschehen in einen gesellschaftlichen Zusammenhang eingebettet wird. Der Roman besitzt in der exemplarischen Darstellung der Hauptcharaktere, die im Laufe des Romans eine Umwandlung erleben, Züge einer Parabel.

Inhalt

Als nach einer längeren Dürre die Farmerfamilie Joad in Oklahoma ihre Schuldzinsen nicht mehr bezahlen kann, wird sie von den Grundbesitzern vom nur mehr in Pacht bewirtschafteten Land vertrieben. Auf Handzettel hin, auf denen gut bezahlte Arbeit als Landarbeiter in Kalifornien versprochen wird, macht sich die Familie wie hunderttausend andere mit einem schrottreifen Lastwagen auf den Weg nach Westen. Neben den Eltern reisen die Großeltern, der Onkel, die erwachsenen Söhne Tom, Al, Noah, die schwangere Tochter Rose of Sharon mit ihrem jungen Mann Connie sowie die Kinder Ruthie und Winfield und der Wanderprediger Jim Casy. Die Großeltern verkraften den Verlust der Heimat nicht und sterben bereits auf der beschwerlichen Fahrt. Der Sohn Noah und der Schwiegersohn Connie laufen davon. Der Vater verliert resignierend seine Führungsrolle immer mehr an die Mutter, die mit aller Kraft ein Auseinanderbrechen der Familie zu verhindern versucht. Der Sohn Tom, der - wegen Totschlags verurteilt - erst kurz vorher auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wurde, ist eine weitere Stütze.

In Kalifornien erwarten die Familie statt der erhofften gut bezahlten Arbeit wirtschaftliche Ausbeutung, Hunger und Anfeindung durch die ansässige Bevölkerung. Ein von der staatlichen Farm Security Administration betriebenes Migrantenlager verschafft der Familie noch einmal eine kurze Erholung. Als schließlich Jim Casy, der sich Streikenden anschließt, von Hilfstruppen der Grundbesitzer erschlagen wird, begeht Tom aus Rache einen Mord. Schließlich übernimmt Tom das Gedankengut des Wanderpredigers, verlässt die Familie, auch um diese durch seine Tat nicht zu gefährden, und widmet sich dem Kampf für die Rechte der Migranten. Das Auseinanderfallen der Familie geht einher mit dem Aufgehen der Einzelschicksale in eine Schicksalsgemeinschaft von Tausenden. Nachdem die Tochter eine Totgeburt erleidet, kommt es zu einer Schlussszene, in der sie einem verhungernden fremden Mann die Brust gibt.

Wirkung

Steinbecks Roman erschien in den Vereinigten Staaten am 14. April 1939 im Buchhandel.[1] Trotz Anfeindungen aus den Reihen der politischen Rechten und der Großgrundbesitzer bis hin zu Verboten und Bücherverbrennungen sowie kontroverser Diskussionen in Fachkreisen wurde der Roman 1940 mit dem Pulitzer-Preis und 1962 Steinbeck mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Das Buch wurde erstmals 1940 von Regisseur John Ford mit Henry Fonda als Protagonist Tom Joad, John Carradine als Jim Casy und Jane Darwell als Mutter verfilmt (siehe Früchte des Zorns (Film)). Eine weitere Verfilmung von Frank Galati stammt aus dem Jahr 1990.

1991 nahm die englische Band Camel das Konzeptalbum Dust And Dreams auf, das die Handlung des Romans nacherzählt.

Schon viel früher widmete der amerikanische Folksänger Woody Guthrie der Romanfigur Tom Joad eine Ballade. Diese wurde später auch von Andy Irvine aufgenommen und abgewandelt. Bruce Springsteen benannte 1995 ein Lied, in dem er die sozialen Missstände in Amerika anprangert, nach „The Ghost Of Tom Joad“. Das gleichnamige Album wurde 1997 mit dem Grammy als „Best Contemporary Folk Album“ ausgezeichnet.

Fünf Jahre später wurde der Track von der politisch aktiven Band Rage Against the Machine auf ihrem Album Renegades, das ausschließlich aus Coverversionen bestand, in ein neues musikalisches Gewand gekleidet. Den Namen Ghost of Tom Joad gab sich im Jahr 2006 eine Post-Punk-Band in Münster. Im Jahr 2000 benannte sich eine Band Früchte des Zorns, die sich selbst als linksradikales Kollektiv versteht und ihre Musik unter eine Creative-Commons-Lizenz stellt.

Weiteres

Der Roman ist zwei Personen, Carol und Tom, gewidmet. Die erste Ehefrau Steinbecks, Carol (1906-1983), gab zum Roman Anregungen und fand den Titel The Grapes of Wrath. Sie tippte auch das Manuskript und besorgte die Erstkorrektur. Tom Collins († 1961) war Verwalter eines Auffanglagers für die Arbeitsmigranten und brachte Steinbeck mit vielen Vorbildern seiner Protagonisten in Kontakt.

Literatur

John Steinbeck: Die Früchte des Zorns. dtv, 1985, ISBN 978-3-423-10474-6.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rebekka Hahn: John Steinbeck : "The grapes of wrath" : Analyse der deutschen Übersetzung, Seite 8. ISBN 3-638-91533-6, abgefragt am 14. April 2009

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