Operation Früchte des Zorns

Operation Früchte des Zorns
Operation Früchte des Zorns
Datum 11. April 1996 - 27. April 1996
Ort Libanon und nördliches Israel
Ausgang Waffenstillstand für zivile Ziele; zerstörte libanesische Infrastruktur
Konfliktparteien
IsraelIsrael Israel, Südlibanesische Armee Hisbollah
Verluste
20.000 bis 30.000 Flüchtlinge während der Operation 350.000 bis 500.000 Flüchtlinge während der Operation
154 bis 170 getötete libanesische Zivilisten

Die so genannte Operation Früchte des Zorns (hebräisch ‏מבצע ענבי זעם‎) ist der Codename der israelischen Streitkräfte für einen sechzehn Tage dauernden israelischen militärischen Überraschungsangriff gegen den Libanon im Jahre 1996, der das Ziel hatte, den Beschuss Nordisraels mit Granaten durch die Hisbollah zu beenden. Israel führte mehr als 1100 Luftangriffe und verschoss ca. 25.000 Geschosse. Als von den Israelis eine UNO-Einrichtung getroffen wurde, starben 118 libanesische Zivilisten (siehe Hauptartikel Artillerieangriff auf Kana; Amnesty 1996). 639 Raketenangriffe der Hisbollah waren auf Nordisrael gerichtet, besonders auf die Stadt Kiryat Shmona (HRW 1997). Truppen der Hisbollah trafen in zahlreichen Auseinandersetzungen mit Einheiten der israelischen Armee und der Südlibanesischen Armee (SLA) aufeinander. Der Konflikt wurde am 27. April durch eine Waffenstillstandsvereinbarung beendet, die Angriffe auf Zivilisten verbietet.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Nach kontinuierlichen Terroranschlägen über die Grenze hinweg von Gruppen im südlichen Libanon drang die israelische Armee im Jahre 1982 ein zweites Mal in den Libanon ein (Libanonkrieg 1982). Nach drei Monaten besetzte sie die Hauptstadt Beirut. Während der nachfolgenden drei Jahre zog sich die israelische Armee teilweise zurück, bis sie 1985 eine sogenannte Sicherheitspufferzone im südlichen Libanon einrichtete. Der bewaffnete Widerstand gegen die israelische Besetzung hörte nie auf und 1993 reagierte Israel mit einem massiven Angriff gegen den Libanon – sogenannte Operation Verantwortlichkeit –, um die Tätigkeit der Hisbollah, der wichtigsten Widerstandskraft, zu brechen. Die militärische Kampagne war schließlich erfolglos, da die Hisbollah fortfuhr, Ziele im Libanon und in Nordisrael anzugreifen, einschließlich der israelischen Armee, der südlibanesischen Armeemiliz und ziviler Ziele. Die israelische Armee beschoss häufig Ziele in sehr großer Nähe oder innerhalb von Zivilgebieten, was häufig den Tod vieler Zivilisten verursachete. Im April 1996 entschied Israel, dass es noch einmal versuchen würde, die Hisbollah zu besiegen, und so wurde die sogenannte Operation Früchte des Zorns eingeleitet.

Casus Belli

Während der bewaffnete Konflikt zwischen den israelischen Streitkräften und der Südlibanesischen Armee (SLA) auf der einen und der Hisbollah und anderen libanesischen Milizen (z. B. Amal) auf der anderen Seite bis zum spätem März 1996 häufig intensiv war, so war er weitgehend auf den israelisch kontrollierten Bereich des Südlibanons und auf militärische Ziele beschränkt.

Am 30. März wurden zwei Männer durch einen israelischen Flugkörper beim Arbeiten auf einem Wasserturm in Yater im Libanon getötet. Die Hisbollah reagierte, indem sie 20 Flugkörper auf Nordisrael abschoss. Die israelische Armee bestätigte ihren Angriff als Irrtum. Eine Bombenexplosion am Straßenrand, die den Tod eines 14 Jahre alten libanesischen Jungen und die Verletzung von drei anderen im Dorf Barashit verursachte, wurde von Hisbollah als Grund für Zündung von 30 Flugkörpern auf Nordisrael am 9. April genannt.(UNIFIL 1996, amnesty 1996). Israelische Offizielle verkündeten dann die sogenannte Operation Früchte des Zorns am 11. April als Vergeltungs- und Präventivmaßnahme gegen den Beschuss durch die Hisbollah, durch den sechs israelische Zivilisten verletzt wurden (Amnesty 1996).

Ergebnis

Israel führte Luftangriffe auf Katjuscha-Abschussrampen, Hisbollah-Einrichtungen und -Personal sowie Fahrzeuge und Zivil-Infrastruktur durch, die laut israelischen Angaben für militärische Zwecke verwendet wurden. Die Überfälle wurden von Radiomeldungen begleitet, welche die Bewohner drängten, aus dem Gebiet zu fliehen. Zwischen 300.000 und 500.000 Libanesen taten dies. Auch die Hisbollah verkündete durch den Rundfunk, dass israelische Zivilisten aus Nordisrael fliehen sollten und verursachte so die Flucht von ca. 30.000 Bewohnern an der Grenze. Etwa 154 (HRW 1997) bis 170 (ICRC 1997) libanesische Zivilisten wurden im Libanon bei Angriffen wie dem Mörserangriff auf Kana – einem Angriff auf ein mit Zivilisten besetztes Fahrzeug – und dem darauf folgenden Angriff am 18. April 1996 getötet, bei dem neun Menschen einschließlich einer Mutter und sieben ihrer Kinder und ein weiteres Kind getötet wurden, als israelische Kampfflugzeuge ein zweigeschossiges Gebäude beschossen, in welchem sie schliefen. Die israelische Armee behauptete, von dem Gebiet um das Gebäude herum sei Flugabwehrfeuer auf israelische Flugzeuge gerichtet gewesen.[1]

Ca. 350 Zivilisten wurden im Libanon (HRW 1997) verwundet. 62 israelische Zivilisten wurden in Israel verwundet.[2], 21. April 1996 [3]

Die Beschädigung der libanesischen Infrastruktur war bedeutend, weil wichtige Brücken und Kraftwerke zerstört wurden. Human Rights Watch zufolge wurden 2018 Häuser und Gebäude im Südlibanon entweder vollständig zerstört oder stark beschädigt. Israel schätzte die Schäden am israelischen Zivileigentum bei 20 Million NIS (ungefähr 7 Millionen USD) und die indirekten Schäden für den Tourismus in Israel bei 40 Million NIS (ungefähr 13 Millionen USD).[4] Die libanesische Seite gab ihre Schäden in Milliarden USD an (LCPS 1996).

Waffenstillstand

Die Feindseligkeiten nahmen nach der Vereinbarung eines israelisch-libanesischen Waffenstillstandes ab - eine formlose schriftliche Vereinbarung unter amerikanischer Vermittlung wurde am 26. April 1996 um 18:00 Uhr verkündet und trat am 27. April um 4:00 Uhr in Kraft. Die Vereinbarung bannte grenzüberschreitende Angriffe auf zivile Ziele und die Benutzung von Dörfern als Ausgangspunkt für Angriffe. Die Kommission zur Überwachung des Waffenstillstandes enthielt Vertreter der USA, Frankreichs, Syriens, Israels und des Libanon.

Quellen

  1. Amnesty International: Unlawful Killings During Operation "Grapes of Wrath", 24. Juli 1996
  2. Israelisches Verteidigungsministerium: Summary of Katyusha Attacks
  3. Human Rights Watch: Military Operations by Libanese Guerilla Forces
  4. Israelisches Verteidigungsministerium: SUMMARY OF KATYUSHA ATTACKS - 21-Apr-96, abgerufen am 11. September 2007

Siehe auch


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