- Frühwarnsystem
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Das Frühwarnsystem ist eine Einrichtung, die als Warnsystem aufkommende Gefahren frühzeitig erkennt und Gefährdete möglichst schnell darüber informiert. Es soll durch rechtzeitige und umfassende Reaktion helfen, Gefahren abzuwenden oder Folgeerscheinungen zu mildern.
Teile eines Frühwarnsystems
Die aufgeführten Bestandteile von Frühwarnsystemn sind bezogen auf den Bereich Katastrophen im Rahmen des Katastrophenschutzes oder des Zivilschutzes, sind jedoch auch auf andere Bereiche übertragbar.
Messungen
Basis bildet stets die Installation und Nutzung von Sensoren, die Umweltdaten (z. B. Schwingungen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit) erfassen. Besonders wichtig ist die Messung in subkulturellen Strukturen.
Sammlung der Daten
Effektive Vorhersagen sind nur möglich, wenn die Daten vieler, örtlich weit entfernter Sensoren an einem zentralen Punkt zusammenlaufen. Dazu kann es nötig sein, eine eigene Infrastruktur aufzubauen. Oft bietet es sich an, bestehende Kommunikationswege zu nutzen und Daten einzubeziehen, die von Sensoren kommen, die schon vor Einrichtung des Frühwarnsystems bestanden.
Überwachung/Auswertung
Die Messwerte der Sensoren werden rund um die Uhr in Echtzeit auf Unregelmäßigkeiten und Besonderheiten geprüft. Dazu ist ein Vergleich mit älteren Daten hilfreich. Nicht jede Besonderheit kündigt eine Katastrophe sicher an, das gleichzeitige Auftreten mehrerer auffälliger verschiedenartiger Messwerte bildet jedoch einen ernstzunehmenden Hinweis.
Einschätzung
Während die vorhergehenden Schritte gut automatisiert werden können, ist es nötig, dass Indizien für eine Katastrophe durch ein Team von Sachverständigen auf ihre Bedeutsamkeit geprüft werden. Dieses schätzt ein, wie wahrscheinlich der Eintritt eines Unglücks ist. Außerdem muss geprüft werden, in welchem Verhältnis die Schäden einer möglichen Katastrophe zu den Schäden eines Falschalarms stehen. Eine Warnung kann also ausgegeben oder zurückgehalten werden.
Warnung/Verbreitung
Das Wissen über die bevorstehende Katastrophe muss schnellstmöglich weitergegeben werden. Dazu wird schon beim Einrichten des Frühwarnsystems festgelegt, wer alarmiert werden muss und in welcher Reihenfolge dies zweckmäßig ist. Oft findet eine baumartige Struktur Anwendung, bei der jeder Alarmierte wiederum mehrere andere Stellen informiert. Im Idealfall gibt es spezielle Kommunikationseinrichtungen, die eine gleichzeitige Benachrichtigung aller ermöglicht. Doch selbst einfachste Mittel wie beispielsweise Telefon oder Sprechfunk können ausreichend sein.
Oft ist es sinnvoll, sofort die gesamte betroffene Bevölkerung zu informieren, z. B. mit Sirenen oder per Fernsehen, Radio, Internet oder Mobilfunk. Unter bestimmten Umständen können jedoch die Folgen einer unorganisierten Evakuierung oder einer Massenpanik so gravierend sein, dass Bevölkerung und Organe des Katastrophenschutzes getrennt informiert werden müssen. So könnte beispielsweise eine zu frühe Warnung an die Bevölkerung dazu führen, dass Millionen von Menschen ihre Angehörigen telefonisch warnen wollen und im Telefonnetz keine Kapazitäten verbleiben, um größere Maßnahmen zu planen. Manche Katastrophe kann verhindert werden, wenn es ein wirksames Frühwarnsystem gibt.
Automatische Reaktion
Auch die Reaktion ist nicht grundsätzlich an das Handeln von Menschen gebunden. So können beim Eintritt einer Warnung z. B. Gasleitungen abgesperrt werden, Brandschutztüren zufallen, Züge gestoppt und Brücken gesperrt werden, ohne dass ein Mensch eingreifen muss.
Entwarnung
Eine klare Regelung, ob, wann und wie entwarnt wird, ist sinnvoll. Solange ein Gefährdeter nicht weiß, dass er auf eine Entwarnung warten soll, wird dieser selbst das Ende der Gefahr abzuschätzen versuchen, und sich damit unter Umständen erneut in Gefahr begeben. Auch eine Verwechslung von Warnung und Entwarnung muss verhindert werden.
Voraussetzungen/Vorsorge
Das beste Frühwarnsystem nützt wenig, wenn die Gewarnten nicht wissen, wie sie auf eine Warnung zu reagieren haben oder ihr Wissen nicht praktisch umsetzen können. Eine groß angelegte Bildungskampagne sollte deshalb nicht fehlen. Eine regelmäßige Auffrischung des Wissens sowie regelmäßige Übungen helfen, für den Ernstfall gerüstet zu sein. Das Vorhandensein von Schutzräumen, Fluchtwegen, Evakuierungsplänen, Nahrungs- und Wasservorräten ist notwendig, damit auf eine Warnung passend reagiert werden kann.
Eingeschränkte Frühwarnsysteme
Ein gutes Frühwarnsystem besitzt alle oben genannten Merkmale. Doch schon das Vorhandensein einiger weniger Teile oder nur eines einzelnen Teils kann als Frühwarnsystem bezeichnet werden und als solches nützlich sein.
Verbreitung von Frühwarnsystemen
Generell gilt, dass Frühwarnsysteme überwiegend nur dort betrieben werden, wo Katastrophen mit relativ hoher Regelmäßigkeit auftreten. So gibt es zum Beispiel im Pazifikraum ein gut funktionierendes System zur Tsunamifrühwarnung.
Frühwarnsysteme im Bereich Brandschutz
Das am meisten verbreitete Frühwarnsystem findet sich beim Brandschutz in Form von Rauch- und Gasdetektoren, Hitzesensoren, Feuermeldeanlagen, Sirenen und Hinweisen auf Notausgänge. In öffentlichen Gebäuden sind diese praktisch immer anzutreffen. Im privaten Bereich sind diese nicht vorgeschrieben und daher noch recht selten. Das zunehmende Gefahrenbewusstsein und die geringen Investitionen (teilweise unter zehn Euro) sorgen jedoch für eine ansteigende Verbreitung von Rauchmeldern für den Privatbereich.
Frühwarnsysteme im Bereich Militär
Hier werden als Frühwarnsysteme unter anderem die Aufklärung durch Militärsatelliten, Radarsysteme und Aufklärungsflugzeuge bezeichnet. Die NATO bedient sich des fliegenden Frühwarn- und Kontrollsystems AWACS zur Luftraumüberwachung.
Frühwarnsysteme im Bereich Wirtschaft
Hier gilt es als Ziel, negative Tendenzen in der Unternehmensentwicklung frühzeitig zu erkennen, sodass eine Umsatzminderung oder gar ein Konkurs verhindert werden können. Die einzelnen Ebenen des Systems sind mit den oben genannten vergleichbar. Es gibt Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, als Frühwarner für andere Unternehmen zu arbeiten. Hier als Früherkennungssystem bezeichnet ist es Bestandteil des Risikomanagements. Diese Maßnahmen werden häufig durch Unternehmensberater eingerichtet.
Frühwarnsysteme im Bereich Naturkatastrophen
Da bei Naturkatastrophen in der Regel mit einer besonders hohen Zahl an Toten und Verletzten zu rechnen ist, wurden die damit verbundenen Naturereignisse schon seit langer Zeit wissenschaftlich beobachtet. In der Folge des Erdbebens im Indischen Ozean im Jahr 2004, das einen schweren Tsunami mit mindestens 231.000 Toten verursachte, wurden in der betroffenen Region weitere Frühwarnsysteme eingerichtet der verbessert. Indonesien betreibt das German Indonesian Tsunami Early Warning System (GITEWS), das mit dem malaysischen Malaysian National Tsunami Early Warning System (MNTEWS) und dem Pacific Tsunami Warning Center (PTWC) zusammenarbeitet.
Frühwarnsysteme in anderen Bereichen
Weitere Einsatzmöglichkeiten gibt es in anderen Bereichen; sie werden als soziale, militärische oder ökologische Frühwarnsysteme betrieben.
Siehe auch
- Frühwarnung an österreichischen Schulen
Literatur
- Romeike/Finke (Hrsg.): Erfolgsfaktor Risiko-Management. ISBN 3-409-12200-1
- DeMarco, Lister: Bärentango. ISBN 3-446-22333-9
- Sitt: Dynamisches Risiko Management. ISBN 3-8244-0734-5
- Weitere Literatur zum Thema auf comratio.com
Weblinks
- Platform for the Promotion of Early Warning (englisch)
- Zehn Minuten Vorwarnzeit – Interview zur Zukunft der Frühwarnsysteme auf dem Geowissenschaften-Portal planeterde
- Fachartikel: Frühwarnsysteme im Unternehmen
- Fachartikel: Erkennung von Trends und frühen Signalen im Risikomanagement: Kritischer Faktor Spätwarnung
- Die Mutter aller Sensoren – Die Geschichte eines neuartigen Frühwarnsystems speziell für den Zugverkehr, Geowissenschaften-Portal planeterde
- InMed GmbH Frühwarnsystem zur Steuerung von Krankenhäusern (kommerzielle Site)
- Fachartikel: Konzeption eines Frühwarnsystems (PDF) (167 kB)
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