Fürstbistum Münster

Fürstbistum Münster
Territorium im
Heiligen Römischen Reich
Hochstift Münster
Wappen
Wappen des Hochstifts Münster
Alternativnamen Fürstbistum Münster
Entstanden aus im 14. Jahrhundert herausgebildet aus Herzogtum Sachsen
Regierungsform Wahlfürstentum/Ständestaat
Staatsoberhaupt Fürstbischof, Administrator oder in Vakanz: Domkapitel
Heutige Region/en DE-NW, DE-NI
Reichstag 1 Virilstimme auf der geistlichen Bank im Reichsfürstenrat
Reichskreis Niederrheinisch-Westfälisch
Konfession/Religionen römisch-katholisch, Anfang 16. Jahrhundert große Reformationsbewegungen, große jüdische Minderheit
Sprache/n Deutsch, Niederdeutsch, Lateinisch
Aufgegangen in untergegangen 1802 (de facto)/1803 (amtlich) an Königreich Preußen (Fürstentum Münster)

Das Hochstift Münster (auch als Fürstbistum Münster bezeichnet) war ein großes geistliches Territorium in Nordwestdeutschland, das Ende des 12. Jahrhunderts entstand und das bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 bestehen blieb.

Inhaltsverzeichnis

Der Ursprung

Das Fürstbistum Münster entstand bei der Zerschlagung des Herzogtums Sachsen im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Barbarossa 1180. Der bischöfliche Stuhl von Münster wurde mit Teilen des ehemaligen Herzogtums belehnt und der Bischof, damals Hermann I. von Katzenelnbogen, erhielt die Rechte des Landesherrn über sein Fürstbistum, das damals größer war als seine kirchliche Diözese. Den Kern bildete das Oberstift Münster. Es erstreckte sich in seiner Blütezeit von Warendorf, der Lippe und der heutigen niederländischen Grenze rund um die Stadt Münster. Ein schmaler Korridor über Rheine führte zwischen die Grafschaften Lingen und Bentheim nach Norden, daran schloss sich das Niederstift Münster an, ein fast gleich großes Territorium zwischen der heutigen niederländischen Grenze, Papenburg, Cloppenburg und Damme. Enklaven im Fürstbistum waren die Grafschaft Steinfurt und das Territorium von Gemen. Die Herrschaft Anholt war das Nachbarland im äußersten Westen. Das Fürstbistum Münster gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.

Geographische Entwicklung

  • 1252: Erwerb der Ravensberger Herrschaft (Emsland/Vechta)
  • 1269: Ankauf der Grafschaft Horstmar
  • 1316: Fünf Kirchspiele aus der Nähe von Groningen begeben sich unter den Schutz des Bischofs
  • 1310–1369: Arrondierung des Herrschaftsgebietes. Ankauf der Lehnsherrschaft Lohn.
  • Um 1400: Eroberung der Festen Cloppenburg und Friesoythe im Krieg gegen Tecklenburg.
  • 1400: Gewinnung des Amtes Bevergern und des Pfandbesitzes von Ahaus
  • 1708: Erwerb der Herrschaft Werth

Politische Entwicklung

„Westfalen zersplitterte seine Kräfte in lokalen Rivalitäten. Für Jahrhunderte lag es im Windschatten des Reiches.“

Joseph Prinz, Westfalen-Historiker

Da Münster das größte geistliche Territorium des Heiligen Römischen Reiches war, übernahm es eine Führungsrolle bei den westfälischen Bistümern. Immer wieder kam es zu Rivalitäten mit dem Erzbischof von Köln. Ein weiterer Erzrivale war der Graf von Tecklenburg, mit dem der Bischof von Münster häufig in Fehde lag. Aber auch mit dem Adel des Fürstbistums, dessen Macht erst Bischof Ludwig II. von Hessen im 14. Jahrhundert brach, gab es ständig Reibereien. In Münster selbst verlor der Bischof im Laufe der Geschichte zunehmend Macht an die Bürger, ehe er aus den Wirren der Reformation gestärkt hervorging. Im 18. Jahrhundert stand das Fürstbistum Münster in Personalunion mit dem Erzstift Köln, zeitweise außerdem mit weiteren norddeutschen geistlichen Territorien. Die Bischöfe waren in dieser Zeit nur selten in Münster, und um die kirchlichen Angelegenheiten kümmerte sich ein Generalvikar.

Eckdaten

  • 14. Jahrhundert: Einführung einer Amtsverfassung im Fürstbistum
  • 1451 kam es zur Münsterischen Stiftsfehde, einem Schisma. Ein Bischof war vom Domkapitel, der andere auf Wunsch der Bürger von Münster gewählt worden. Erst als der Kandidat des Domkapitels starb, konnte Papst Kalixt II. eingreifen und Johann von Pfalz-Simmern einsetzen.
  • 1520: Bischof Franz von Waldeck will im Fürstbistum die Reformation einführen und es in ein Erbfürstentum umwandeln, scheiterte aber.
  • 1534–1535: Wiedertäufer in Münster. Der Bischof und alle Katholiken und Lutheraner wurden verjagt. 1535 wurde die Reichsexekution gegen die Stadt Münster beschlossen. Bis 1553 verlor sie ihre Selbständigkeit.
  • 1629: die letzten Städte des Münsterlandes wurden wieder katholisch.
  • 1648: Westfälischer Friede: Friedensschluss von Münster und Osnabrück
  • 1657–69: Münster versuchte sich vom Bischof zu lösen. Dies endete mit Münsters Niederlage.
  • 1665–79: Eintritt in den Krieg mit den Niederlanden.
  • 1764: Schleifung der Münsterschen Befestigungsanlagen, Bau des Schlosses (ab 1767).
  • 1802: Besetzung des Fürstbistums durch preußische Truppen.

Kulturelle Entwicklung

Religiöse Entwicklung

Westfalen wird unter Karl dem Großen missioniert (Sachsenmission). Zum ersten Bischof von Münster wird Liudger I. (805). Keimzellen der Diözese sind die Klöster Nottuln, Liesborn, Freckenhorst, Vreden sowie das Kloster Werden.

Die Einzelheiten der religiösen Entwicklung und die Liste der Bischöfe von Münster siehe unter Bistum Münster und Liste der Bischöfe von Münster.

Das Ende

1802 besetzten preußische Truppen im Zuge der Napoleonischen Kriege Münster. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss wurde das Hochstift als weltliche Herrschaft 1803 definitiv aufgelöst und die Territorien verschiedenen Reichsfürsten übergeben. Die im Westen gelegenen Ämter Bocholt und Ahaus wurden etwa den Fürstenhäusern Salm-Salm und Salm-Kyrburg zugewiesen, die mit gemeinsamem Regierungssitz in Bocholt das gemeinsame Fürstentum Salm errichteten. Unter Napoleon geriet das Gebiet des Hochstifts zunächst teilweise, schließlich ganz an Frankreich. Durch den Wiener Kongress kam das Gebiet des Oberstifts 1815 endgültig an Preußen, das Niederstift an Hannover und Oldenburg.

Literatur

  • Wilhelm Damberg/Gisela Muschiol: Das Bistum Münster. Eine illustrierte Geschichte, Münster 2004.
  • Detlef Fischer, Chronik des Münsterlandes, Münster 2003.
  • Wilhelm Kohl, Westfälische Geschichte, Düsseldorf 1983.
  • Helmut Lahrkamp, Unter dem Krumstab, Münster 1999.
  • Alois Schröer, Kirchengeschichte für das Bistum Münster, Münster 1955.

Weblinks


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