GROWIAN

GROWIAN

Die (oft auch der) GROWIAN (Große Windkraftanlage) war eine öffentlich geförderte Windkraftanlage, die zur Technologieerprobung in den 1980er Jahren im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne errichtet wurde. Es handelte sich um einen zweiflügligen Leeläufer (Rotor läuft auf der windabgewandten Seite des Turmes) mit einer Nabenhöhe von etwa 100 Metern.

GROWIAN war lange Zeit die größte Windkraftanlage der Welt. Vieles an der Anlage war neu und in dieser Größenordnung noch nicht erprobt. Da es bei der Gehäuseauslegung zu einem Fehler kam, konnte die Anlage nicht bei voller Leistung betrieben werden. Die Probleme mit Werkstoffen und Konstruktion ermöglichten keinen kontinuierlichen Testbetrieb. Die meiste Zeit zwischen dem ersten Probelauf am 6. Juli 1983 bis zum Betriebsende im August 1987 stand die Anlage still. Offizieller Betriebsbeginn war am 4. Oktober 1983.[1] Der offizielle Startschuss des Probebetriebs wurde am 17. Oktober 1983 bei einer feierlichen Eröffnung gegeben. 1987 wurde GROWIAN demontiert.

Inhaltsverzeichnis

Technische Details

Die Anlage besaß einige interessante Details. So konnte zum Beispiel das komplette Maschinenhaus ohne zusätzlichen Kran am Turm auf- und abgefahren werden. Dazu wurden die beiden Rotorblätter in eine horizontale Position gebracht. Dies ermöglichte einen sehr einfachen Zugang zum Rotor. Für die Arbeiten an den Komponenten oder den Tausch von Anlagenteilen brauchten deshalb keine hohen Kräne verwendet zu werden. Dies ist eine Erleichterung, denn der Wind stellt ein häufiges Problem bei Kranarbeiten an den hohen Windkraftanlagen dar.

Aufgrund anfänglicher Proteste von Naturfreunden wurde ein 150 Meter hohes Netz an zwei Masten aufgehängt, um Vögel vor den Rotorblättern zu schützen.

Projekt und Ergebnisse

Hauptsächlich auf Grund seinerzeit noch nicht beherrschbarer Materialprobleme war die Anlage jedoch weitestgehend ein Misserfolg. Über die Jahre hatte sie weitaus mehr Reparatur- als Betriebszeiten und erreichte nicht einmal einen dauerhaften Testbetrieb. Bei ihrer Stilllegung hatten sich nur 420[2] Betriebsstunden angesammelt.

Trotz seiner Innovationen gilt GROWIAN als einer der größten Fehlschläge in der Geschichte der Windenergienutzung. Die Anlage konnte die an sie gestellten Erwartungen nicht erfüllen. Die wenigen gewonnenen Erkenntnisse fanden nur geringen Eingang in den WEA-Bau - allerdings wurden etliche Lehren aus den begangenen konzeptionellen Fehlern gezogen, z.B. dass der Ansatz, über einzelne Großanlagen mit konventionellen Kraftwerken konkurrieren zu wollen, zum Scheitern verurteilt war. Dieser Paradigmenwandel war ein Schlüsselereignis bei der Entwicklung des gegenwärtigen in Deutschland verfolgten Konzepts zur Errichtung von Windkraftwerken (kleine oder mittlere Anlagen, in Windenergieparks zusammengefasst). Bisweilen war aus den Kreisen späterer Betreiber solcher kleineren Anlagen die Mutmaßung zu vernehmen, dass das Projekt GROWIAN von vorne herein zur Demonstration der Unmöglichkeit solcher Anlagen konzipiert worden wäre.

Trotzdem (bzw. insofern) ist GROWIAN die Keimzelle der modernen, deutschen Windenergie. 1988 entstand auf 20 Hektar am ehemaligen Versuchsgelände der erste kommerzielle Windenergiepark Deutschlands mit 30 kleinen Anlagen. Die Windenergiepark Westküste GmbH bietet interessierten Besuchern ein Informationszentrum rund um die Geschichte der Windenergie.

Der Turm und eines der Rotorblätter von GROWIAN sind im Technik-Museum Sinsheim ausgestellt.

Technische Daten

Die elektrische Nennleistung der GROWIAN betrug 3.000 kW (3 MW), der Rotor hatte eine Pendelnabe und einen Durchmesser von 100,4 m. Die zwei Rotorblätter waren mechanisch-elektrisch verstellbar. Sie rotierten mit etwa 18,5 Umdrehungen pro Minute.

Die Einschaltwindgeschwindigkeit lag bei 5,4 m/s, die Nennwindgeschwindigkeit bei 12 m/s, die Abschaltwindgeschwindigkeit bei 24 m/s und die Überlebenswindgeschwindigkeit bei 60 m/s. Der projektierte Jahresertrag lag bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 9,3 m/s bei etwa 12 GWh.

Die mechanische Kopplung von Rotor und Asynchron-Generator lief über ein Getriebe mit einer Stirnradstufe und zwei Planetenradstufen.

Die Rotorblätter waren in Stahlholmbauweise gefertigt. Der tragende Holm im Inneren des Profilquerschnitts bestand aus Stahl, Rippen zur Versteifung des hinteren Bereichs sowie die Außenhaut aus glasfaserverstärktem Kunststoff.

Quellen

  1. http://www.kalenderblatt.de/index.php?what=ged&page=1&autorid=1813&tag=4&monat=10&year=2032&dayisset=1&lang=de Kalenderblatt zum 4. Oktober Deutsche Welle
  2. http://www.szallies.de/Zeittafel.htm

Weblinks

53.9273338.9500667Koordinaten: 53° 55′ 38″ N, 8° 57′ 0″ O


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