- Gart der gesuntheit
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Der Gart der Gesundheit von 1485 ist eines der ersten gedruckten Kräuterbücher und wohl das einflussreichste. Es zählt zu den wichtigsten mittelalterlichen Werken zur Kenntnis der Naturgeschichte, insbesondere der Heilpflanzen. In 435 Kapiteln werden 382 Pflanzen, 25 Drogen aus dem Tierreich und 28 Mineralien beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Die Vorarbeiten gingen offenbar bis in die 1470er Jahre zurück. Der Auftraggeber war Bernhard von Breidenbach (um 1440-1497), ein wohlhabender Mainzer Domherr. Daneben war der erfolgreiche Verleger Peter Schöffer beteiligt, ein ehemaliger Mitarbeiter Gutenbergs. Der Verfasser (Kompilator) des 'Gart' war der Frankfurter Stadtarzt Johann Wonnecke von Kaub (um 1430-1503/04). Erhard Reuwich (auch Rewich, Reuwick, Reeuwyck) aus Utrecht hat einen Teil der Illustrationen, angefertigt. Während der Text zum 'Gart' bereits 1483 fertiggestellt war und dem Verleger übergeben wurde, lagen noch nicht allzu viele Zeichnungen Reuwichs vor. Weitere sollten wohl noch hinzugefügt werden, vor allem die "Ausbeute" einer Palästina-Reise, die Breidenbach mit Reuwich ab 1483 unternahm. Gerade dabei konnten qualitätvolle Abbildungen von Mittelmeerpflanzen erwartet werden. Schöffer jedoch brachte schon vor der Rückkehr der Reisenden das Buch heraus.
Text
Neben anderen Quellen dienten Konrad von Megenbergs 'Buch der Natur' und der 'Ältere deutsche Macer', eine Übersetzung und Bearbeitung des 'Macer floridus' ein Lehrgedicht des Odo von Meung (= Otto von Meudon; 11. Jahrhundert) als Textgrundlage. Der 'Macer floridus' lag vom 13. Jahrhundert an in einer thüringisch-schlesischen Prosaübersetzung und -bearbeitung vor und war weit verbreitet. Ein Manuskript des 'Macer' lag auch Johannes Wonnecke von Kaub vor.
Illustrationen
Wohl entgegen der ursprünglichen Planung, ging nur ein Viertel der Abbildungen auf Reuwich zurück. Sie zeigen hauptsächlich Pflanzen, die im Frühling und Frühsommer blühen. Die Qualität der Zeichnungen war für die Zeit außerordentlich. Die anderen Illustrationen wurden offenbar in Eile erstellt und sind weit weniger naturgetreu. Zum Teil gehen sie auf handschriftliche Vorlagen zurück.
Wirkung
Entscheidend für die Wirkung des 'Gart' und gegenüber älteren Texten neu, war sein Projektcharakter (G. Keil), bei dem die auf ihrem jeweiligen Feld kompetenten Beteiligten zusammenarbeiteten. Der 'Gart' wurde ein großer verlegerischer Erfolg und er gewann größten Einfluss auf spätere Kräuterbücher. Insgesamt ist der 'Gart' in über 60 Ausgaben, davon allein 13 zur Inkunabelzeit, vom 15. bis 18. Jahrhundert nachgedruckt, übersetzt, bearbeitet (u.a. durch Eucharius Rößlin d. J. und Adam Lonitzer[1]) erschienen.
Quellen und Literatur
- ↑ Kreuterbuch, verfertigt von Adamo Lonicero, hrsg. von Peter Uffenbach, Frankfurt am Main 1557 u.ö. sowie beispielsweise Ulm an der Donau 1679, Neudruck Leipzig 1934 und München 1962
- Gundolf Keil: Gart der Gesundheit, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, II, Berlin u.a. 1980, 1072-1092. ISBN 3-11-007699-3
- Gundolf Keil: 'Gart', 'Herbarius', 'Hortus'. Anmerkungen zu den ältesten Kräuterbuch-Inkunabeln, in: "gelêrter der arzenîe, ouch apotêker": Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Festschrift Willem F. Daems, hrsg. von Gundolf Keil, Pattensen/Hannover 1982 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 24), S. 589-635. ISBN 3-921456-35-5
Weblinks
- Scan von Gart der Gesundheit der Bayerischen Staatsbibliothek
- Scan von Gart der Gesundheit bei www.botanicus.org
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