- Bernhard von Breidenbach
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Bernhard von Breidenbach (auch Breydenbach) (* um 1440; † 5. Mai 1497, Mainz) war ein führender Beamter und Politiker des Erzbistums Mainz. Er ist als Autor einer viel gelesenen Reisebeschreibung ins Heilige Land und als Herausgeber des ersten medizinischen Kräuterbuchs in deutscher Sprache bekannt geworden.
Inhaltsverzeichnis
Name
Sein Name wird unterschiedlich geschrieben. Während im Verfasserlexikon und im Lexikon des Mittelalters die Schreibweise der der heute noch bestehenden Familie der Freiherren von Breidenbach zu Breidenstein entspricht, hat sich in der Inkunabelforschung Breydenbach eingebürgert.
Jugend
Bernhard von Breidenbach war Spross des hessischen Rittergeschlechts derer von Breidenbach, die ihren Stammsitz in Breidenbach, heute Landkreis Marburg-Biedenkopf, hatten. Seine Eltern waren Gerlach der Jüngere von Breidenbach († 1459) und Gräfin Lysa von Wied.
Bereits 1450 ging Bernhard – zehnjährig – als Domherr nach Mainz und erhielt an der dortigen Domstiftsschule wohl seine erste Ausbildung. Ostern 1456 immatrikulierte er sich an der Universität Erfurt, das damals zum Kurfürstentum Mainz gehörte. Dort erwarb er den Doktorgrad in den Rechtswissenschaften.
Domherr in Mainz
1471 unterzeichnet er die Statuten der Dombibliothek in Mainz mit, ist also dorthin zurückgekehrt. Er gehörte bis zu seinem Tod 1497 dem dortigen Domkapitel an und hatte weitere bedeutende Stellungen inne. Er wurde Amtmann des Mainzer Domkapitels in Bingen, Apostolischer Protonotar, Kanoniker des Ritterstifts St. Alban und der Kollegiatstifte Sankt Viktor und Liebfrauen, sowie Kanoniker am Kollegiatstift Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. Als Kämmerer des Erzbischofs Diether von Isenburg stand er seit 1477 an der Spitze des weltlichen Gerichts der Stadt Mainz.
Im gleichen Jahr eröffnete Erzbischof Diether die Universität Mainz. Sie stand gänzlich unter geistlichen Einfluss, da der Unterhalt der Professoren durch Stiftspfründe erfolgte und somit für diese Positionen nur Kleriker in Frage kamen. Als Angehöriger des einflussreichen Domkapitels und hoher Beamter der kurfürstlich-städtischen Verwaltung stand Breidenbach in engem Kontakt und regem Austausch mit der Hochschule. So nahm er im Februar 1479 an dem Inquisitionsprozess gegen Johann Ruchrat von Oberwesel teil. Das Gericht forderte den Erfurter Hochschullehrer und ehemaligen Mainzer Dompfarrer auf, seine gegen den Ablass gerichteten „Irrlehren“ zu widerrufen.
Reise nach Jerusalem
Breidenbach verbrachte den größten Teil des Jahres 1483 und noch den Anfang des folgenden im Heiligen Land. Er begleitete dabei den jungen Grafen Johann von Solms auf seiner Pilgerreise nach Jerusalem. Auf der Rückreise allerdings starb der Graf. 1484 stiftete Breidenbach gemeinsam mit dem Ritter Philipp von Bicken für seine glückliche und gesunde Rückkehr für die Mainzer Liebfrauenkirche eine „Madonna der Palästinafahrer“. Die Rückkehr von Breidenbach erfolgte wohl noch im Winter, denn am 27. April 1484 brach Graf Ludwig von Hanau-Lichtenberg nach Jerusalem auf, in seinem Gepäck eine von Breidenbach verfasste Reiseinstruktion[1], also einen „Reiseführer".
Der Verleger
Bernhard von Breidenbach gab die eigenen Reiseerfahrungen als gedrucktes Buch heraus. Die Ausarbeitung seines Reiseberichts nahm der Pforzheimer Dominikaner Martin Rad vor. Die illustrierte Reisebeschreibung erschien zuerst lateinisch und dann deutsch 1486 bei Erhard Reuwich in Mainz. Zahlreiche weitere Ausgaben folgten. In der Martinus-Bibliothek werden einige Ausgaben der Reisebeschreibung aufbewahrt.
Weiter beauftragte er einen erzbischöflichen Leibarzt, ein medizinisches Kräuterbuch zusammenzustellen. Dieses erschien am 28. März 1485 bei Peter Schöffer unter dem Namen Gart der Gesundheit und ist das erste gedruckte Kräuterbuch in deutscher Sprache. Vermutlich stammen die 381 Holzschnitte darin von Erhard Reuwich, wohl dem hervorragendsten Buchgestalter seiner Zeit im Rhein-Main-Gebiet.
In beiden Büchern sind die Darstellungen nach der Natur gezeichnet und wiederholen nicht - wie damals oft üblich - traditionelle und teilweise fehlerhafte Darstellungen aus Handschriften.
Sowohl der Pilgerbericht als auch das Kräuterbuch erscheinen in Deutsch, was für die weltoffene Geisteshaltung des Domherrn spricht und damit im Widerspruch zu dem Zensuredikt seines Bischofs steht. Breidenbach hat sich dazu selbst in seiner Widmung der deutschen Ausgabe des Reisebuchs geäußert. Er wendet sich darin nicht generell gegen den Druck in der Volkssprache, sondern bedauert den angeblichen Qualitätsverlust, der durch die Möglichkeit entsteht, dass nun jeder schreiben und drucken kann. Insofern sind seine deutschsprachigen Drucke als pädagogischer Beitrag zur Allgemeinbildung der deutschsprachigen Leser und vielleicht sogar als Vorbild für weitere Bücher in deutscher Sprache gedacht. Mit den beiden von ihm initiierten Werken hat er zur Buch- und Literaturgeschichte des Spätmittelalters zwei wesentliche Beiträge geleistet. Wann und warum Breidenbach das Interesse am Büchermachen verlor, ist unbekannt.
Die späteren Jahre
Für den Domherrn brachte das Jahr 1484 noch weitere Reisen, vor allem in diplomatischer Mission. Im Mai weilt er in Bad Ems bei Landgraf Hermann IV. von Hessen, Erzbischof von Köln, und im September in Rom. Dorthin hatte ihn der neue Mainzer Erzbischof, Berthold von Henneberg, gesandt, um an der Krönung und dem Krönungszug des neu gewählten Papstes Innozenz VIII. als Vertreter von Kurmainz teilzunehmen. Breidenbach blieb bis Oktober in Rom, wo er für die Mainzer Sebastiansbruderschaft einen Ablass erwirkte, der noch heute im Mainzer Diözesanmuseum erhalten ist. Zurück in Mainz erhielt er am 15. November 1484 das Domdekanat, amtierte aber weiterhin auch als Kämmerer.
Als Domdekan nahm Bernhard von Breidenbach eine hervorragende Stellung innerhalb des Mainzer Klerus ein und gehörte dem engsten Kreis um Kurfürst-Erzbischof Berthold von Henneberg an. Sicher trug er auch das Zensuredikt mit, das der Erzbischof am 4. Januar 1486 erließ, und in dem er den Missbrauch beklagte, der „mit der göttlichen Kunst [dem Buchdruck] getrieben werde". Er wandte sich vor allem gegen die in seinen Augen mangelhafte Übersetzung kirchenrechtlicher Werke aus dem Griechischen und Lateinischen in die Volkssprache und verfügte eine Prüfung solcher Bücher durch eine Zensurkommission.
Im Februar 1486 nahm Breidenbach an der Wahl Maximilian I. zum römischen König in Frankfurt am Main und am 9. April 1486 an dessen Krönung in Aachen teil, wo er Erzbischof Berthold assistierte. Eine gewisse Amtsmüdigkeit macht sich im Jahr 1491 bemerkbar, als er sein Kämmereramt abgab, das ihm auf Lebenszeit zustand, und für etwa ein halbes Jahr nach Rom reiste. Zurück in Mainz ging er weiter seinen politischen Geschäften nach und erlebte 1495 den großen Reichstag in Worms.
Tod
Am 5. Mai 1497 starb Bernhard von Breidenbach und wurde in der Marienkapelle des Mainzer Doms bestattet. Sein schlichtes Grabmal findet sich heute am Zugang zur Gotthardskapelle.
Bewertung
Als Initiator und Herausgeber zweier für die Druck- und Kulturgeschichte so bedeutender Werke, wie seines Reiseberichts und des Kräuterbuchs, muss er geistig sehr vielseitig interessiert und ein unternehmungsfreudiger Mann gewesen sein. Vermutlich finanzierte Bernhard von Breidenbach die Drucklegung aus eigener Tasche und damit auch auf eigenes Risiko, denn für weltliche Themen, dazu noch in der Volkssprache, fand sich kaum ein kirchlicher Auftraggeber. Er konnte also nur auf eine Begleichung seiner Kosten durch den Verkauf der Bücher vertrauen. Für eine solch moderne, unternehmerische Haltung spricht auch eine gedruckte Urkunde aus dem Jahr 1489, nach der Breidenbach sich an der Erschließung von Mineralquellen bei Aßmannshausen im Rheingau beteiligte. Der Erzbischof gestattete in der Urkunde dem Domdekan und einem gewissen Heinz Sigler aus Aschaffenburg, die Quellen auf eigene Kosten zu suchen. Bei einem erfolgreichen Verlauf wäre die eine Hälfte des Wassers dem Stift, die andere den beiden Unternehmern zugefallen. Außerdem hätten die drei Parteien zu gleichen Anteilen an Betrieb und Herbergsbau profitiert.
Literatur
- Isolde Mozer (Hrsg.): Bernhard von Breydenbach: Peregrinatio in terram sanctam. Eine Pilgerreise ins Heilige Land; frühneuhochdeutscher Text und Übersetzung. de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-020951-8.
- Bernhard von Breydenbach: Peregrinatio in terram sanctam. Erste deutsche Ausgabe von Peter Schöffer, Mainz 1486. 159 Blätter, zahlreiche Illust. und Faltpanoramen. Einer der bedeutendsten Reiseberichte des ausgehenden Mittelalters erstmalig und vollständig als Faksimile erhältlich. Fines Mundi Verlag Saarbrücken, 2008, ISBN 978-3-937246-00-0. Mit einer wissenschaftlichen Einleitung von Andreas Klußmann. Der Mainzer Domdekan Breydenbach führte auf seiner Pilgerreise in das Heilige Land im Jahre 1483 den holländischen Grafiker Erhard Reuwich mit.
- Hugh W. M. Davies: Bernhard von Breydenbach and his Journey to the Holy Land 1483-4, a bibliography. London 1911. Internet Archive. Als Faksimile erhältlich im Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2008. XL, 57, 59 Tafeln. Die Bibliographie zu Bernhard von Breydenbachs Pilgerbuch.
- Dietrich Huschenbett: Bernhard von Breidenbach. In: Verfasserlexikon Bd. ²1 (1978), Sp. 752-754
- Cornelia Schneider: Der Autor. In: Die Reise nach Jerusalem – Bernhard von Breydenbachs Wallfahrt ins Heilige Land. Gutenberg-Museum Mainz 1992, S. 11f.
- Reinhold Röhricht, Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande. Neue Ausgabe. Wagner, Innsbruck 1900. Internet Archive
- Friedrich Wilhelm Bautz: Breidenbach, Bernhard von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 738–738.
- Wilhelm Heyd: Breidenbach, Bernhard von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 285.
Weblinks
- Literatur von und über Bernhard von Breidenbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Bernhard von Breidenbach im Gesamtkatalog der Wiegendrucke
- Peregrinatio in Terram Sanctam, Digitalisat der Ausgabe Mainz 1486
- Digitalisat der deutschsprachigen Ausgabe Augsburg 1488
Einzelnachweise
- ↑ Abgedruckt bei Röhricht, Deutsche Pilgerreisen (1880), S. 122ff
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