Gartenammer

Gartenammer
Ortolan
Ortolan (Emberiza hortulana)

Ortolan (Emberiza hortulana)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Ammern (Emberizidae)
Gattung: Emberiza
Art: Ortolan
Wissenschaftlicher Name
Emberiza hortulana
Linnaeus, 1758

Der Ortolan (Emberiza hortulana) ist eine Vogelart aus der Familie der Ammern (Emberizidae). Der Ortolan wird auch Gartenammer genannt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Männchen hat einen graugrünen Kopf, eine gelbe Kehle und gelbe Augenringe. Die Unterseite ist Zimtbraun. Die Weibchen können durch eine mattere Kopffärbung von den Männchen unterschieden werden. Die Jungvögel sind eher unscheinbar gefärbt. Der Ortolan unterscheidet sich von anderen Ammern, wie der Goldammer, auch in seiner Form. So ist der Schwanz (im Gegensatz zur Goldammer) gerade abgeschnitten, und die Flügel sind länger und schmaler. Der Körperbau ist eher schlank. Der Ortolan kann mit dem Grauortolan (Emberiza caesia) verwechselt werden, der in Europa jedoch nur als Sommergast in der Region um Griechenland sowie in der Türkei vorkommt. Der Grauortolan hat aber einen graueren Kopf. Mit einer Länge von 17 cm und einem Gewicht von 20 bis 28 g hat er ungefähr die Größe eines Haussperlings. Er ernährt sich von Samen und Insekten.

Lebensraum

Der Ortolan ist ein ausgesprochener Zugvogel. Er überwintert im subtropischen Afrika nördlich der Sahelzone im Bereich südlich von Marokko und in Äthiopien. Nach fünf Monaten Aufenthalt kehrt er im April oder Mai ins Brutgebiet zurück. Der Ortolan bewohnt als Sommergast große Teile des europäischen Kontinents. Eine Ausnahme bilden einige Teile Spaniens, das westliche Frankreich, Dänemark, die meisten Gebiete Norwegens sowie Island und Großbritannien. In Norddeutschland bildet der Landkreis Lüchow-Dannenberg einen Schwerpunkt mit knapp 900 Revieren (Stand 1999) [1]. In Süddeutschland hat er am Maindreieck (Unterfranken) seine letzten Reviere mit einem Bestand von ca. 300 singenden Männchen (Stand 2003).

Er hat eine Vorliebe für trockenwarme Standorte (z.B.: terrassierte Weinberge, Trockenrasen, Kulturflächen und Felsensteppe). Er bevorzugt eher offene Flächen mit vereinzelten Büschen zur Deckung. In Mainfranken waren es früher die ausgedehnten Streuobstäcker (mit den Obstbäumen als Singwarte). Er brütet hauptsächlich in Getreideäckern entlang von Windschutzstreifen und Waldrändern und in den letzten Streuobstquartieren. Eine Singwarte in der Nähe (ca. 20 m) der Bruthabitate ist i. d. R. zwingend erforderlich.

Gesang

Der Ortolan singt meistens von Busch oder Baumspitzen (Singwarten in Franken sind Obsthochstämme, Eichen in Windschutzstreifen und an Waldrändern mit vorgelagerten Äckern) sowie von Telegraphenleitungen. Oft singt er auch im Flug. Der Gesang klingt ungefähr wie "zri-zri-zri-zri-djü-djü-djü" oder "ridri-dri-dri-jööj". Ortolanmännchen verfügen jeweils über 2-4 verschiedene Strophen. Bei Erregung rufen sie "psip" oder "psie", oft abwechselnd mit einem "djüb"-Ruf. Der Gesang ist i. d. R. regionaltypsich. Das heißt man kann z.B. polnische Ortolane von fränkischen Ortolanen am Gesang unterscheiden.

Brut

Der Ortolan ist ein Bodenbrüter (in Franken hauptsächlich im Getreide!), der zweimal (in Mainfranken am Maindreieck i. d. R. nur einmal) im Jahr brütet. Das Nest (Bodenmulde) besteht aus Halmen, Gräsern und Moosen sowie Haaren und feineren Gräsern zur Polsterung (in Franken: eine "Matte" aus feinen Wurzeln). Das Weibchen legt 4–6 Eier, die in der Farbe stark variieren. Diese werden 10–14 Tage bebrütet. Die Nestlingdauer beträgt 10–15 Tage.

Bestand

Die Art gilt als gefährdet. Besonders die immer weiter fortschreitende Biotopzerstörung (in Franken durch die Jahrzehnte lange Rodung der Obstbäume auf Ackerland (Streuobstäcker), Flurbereinigung und Veränderung der Anbaumethoden und bei den Feldfrüchten etc.) setzt der Art stark zu. In Deutschland wird der Brutbestand noch auf 4.000 - 5.000 Brutpaare geschätzt.

Sonstiges

Der Gesang des Ortolans soll Ludwig van Beethoven zur Fünften Symphonie inspiriert haben.

Ortolane gelten trotz massiver Fangverbote als Delikatesse in Frankreich und Italien. Bei der klassischen Zubereitung (Fettammer) werden die Vögel in Alkohol ertränkt, dann gerupft und gebraten. Zum Verspeisen legt man sich eine große Stoff-Serviette über den Kopf, um allen Duft im Mund und an der Nase zu halten, um keine Nuance zu versäumen. Man nimmt den ganzen Vogel in den Mund und zerkaut ihn sorgfältig.

Quellen

  1. Wendland-Lexikon Band 2 L-Z, Wolfgang Jürries (Hrsg.), Lüchow 2008, ISBN 978-3-926322-45-6

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