- Gebildbrot
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Gebildbrot, auch Gebildebrot, Sinn- oder Bildergebäck ist ein Brot oder Gebäck in Form von figürlichen Darstellungen, wie beispielsweise Mensch, Hase, Vogel und andere, oder kunstvolle Teigflechtungen.[1] Es sind Gebäcke, die zu religiösen oder traditionellen Anlässen in bestimmten Formen hergestellt und verzehrt werden.
Gebildbrot wird an den Tagen verschenkt und gegessen, die zu dem versinnbildlichten oder dem kalendarischen Anlass in Beziehung stehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gebildbrote entstanden aus Opfergaben, sie stammen überwiegend aus der vorchristlichen Zeit. Sie wurden in christliche Deutungen umgewandelt. Häufig symbolisieren Gebildbrote Wünsche, den Charakter des Festes, Gelübde, Opfer oder Beschwörungen. Gebildbrote sind aus süßem oder salzigem Teig. Ursprünglich verweisen sie wohl auf die kultische Tieropferpraxis mit omophagischem Charakter, wie sie auch für den Dionysoskult überliefert ist; ein dem Gott geopfertes Tier wurde von den Opfernden gegessen.
Die Herstellung kann von Hand, mit Modeln oder mit Waffeleisen erfolgen.
Das Brechen des Abendmahlsbrotes weist auf diese omophagische Quelle. Nachrichten über Gebildebrot stammen aus dem alten Testament, das berichtet, dass Nachbildungen der Göttin Aschera (Astarte) verzehrt wurden.
Der Name Stollen stammt aus dem Germanischen und bedeutet Stütze oder Pfosten. Zopfartige Stollen wurden als Opfergaben gebacken, um jene Götter wohlgesinnt zu stimmen, die für die Stabilität von Gebäuden zuständig waren.
Die Christen deuteten für das Gebäck Stollen die germanische Bedeutungszuschreibung Stützsäulen von Häusern unter dem Namen Christstollen in das in Windeln gewickelte Jesuskind um.[2] Es bleibt umstritten, ob eine Umdeutung vorliegt oder ob der Stollen nicht eine Neuschöpfung des Mittelalters ist, das sehr produktiv bei der Neuschaffung von Symbolen war. Die beiden symbolischen Bedeutungen sind heutigen Genießern des Gebäcks meist unbekannt bzw. spielen selbst für Gläubige keine Rolle mehr, weil sich damit keine noch von den Kirchen gepflegte religiöse Lehre oder Praxis verbindet.
Die Brezel ist auch ein Gebildebrot und hat vielleicht ihren Ursprung im römischen Ringbrot, welches als Abendmahlsbrot diente.
Die im Mittelalter zugeschriebene christliche Symbolik für die Brezel war die Fessel, die Christus der Herr tragen musste.[2] In dieser christlichen Symbolik wurde der Pfannkuchen zum Schwamm, mit dem Christus am Kreuz getränkt wurde.[2]
Der Karawai ist das althergebrachte Gebildebrot, das beim traditionellen Erntefest in Weißrussland angebrochen wird, nachdem die Frauen mit einer Sichel die ersten Getreidehalme geschnitten haben.
Ursprüngliche Gebildebrote werden heute auch aus Schokolade geformt (Osterhase).
Bekannte Gebildbrote
- Brezel in vielen Ausführungen
- Zopf (z. B. als Hefezopf)
- Couque de Dinant: Gebildelebkuchengebäck aus Belgien, Vorläufer der Aachener Printen
- Russisch Brot
- Lebkuchenherzen
- Christbaumschmuck: Engel, Sterne, Mond u. ä. aus Lebkuchenteig
- Dresdner Christstollen
- Frankfurter Stutzweck
- Kenkentjüch
- Neujahrsgebäck
- Osterbrote
- Osterlamm als Backform
- Reutlinger Mutschel
- Grättimaa, Schweiz
- die Hefeteigfigur, Stutenkerl, Weckmann, Klausenmann oder Grättimaa genannt
- Zuckermännle; Honigkuchenteig aus Sachsen
- Buntbrot von Fehmarn
- Auffahrtsvögel zu Christi Himmelfahrt
Literatur
- Inge Carius: Gebildbrot. Brauchtum im Jahres- und Lebenslauf. Langewiesche, Königsstein 1986. ISBN 3-784562-60-4
- Hans Jürgen Hansen (Hrsg.): Kunstgeschichte des Backwerks. Geschichte und Entwicklung der Gebäckarten und ihrer Formen. Stalling Verlag, Hamburg, Oldenburg 1968, S. 31–42.
Einzelnachweise
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