Neujahrsgebäck

Neujahrsgebäck

Das Neujahrsgebäck, im älteren Sprachgebrauch auch Neujährchen genannt, ist im deutschsprachigen Raum meist ein aus Weizenmehl bestehendes Hefegebäck, welches traditionell zum Jahreswechsel gebacken wird und regional unterschiedliche Ausprägungen hat. Wegen der verschiedenen Formen gehört das Hefegebäck zu den Gebildbroten. Sie werden als Bäume, Hasen, Hirsche, Schweine, Brezeln oder Zöpfe gebacken.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Die als Glücksbringer geltenden Neujahrsgebäcke in Form von Broten, Kuchen, Törtchen oder Waffeln, sind ein beliebtes Gebäck das am Neujahrsmorgen verschenkt und vielerorts auch gemeinsam verzehrt wird. In seiner ursprünglichen Bedeutung sollte das Gebäck vor Krankheit, Unglück und Hunger schützen. Zudem symbolisieren z.B. die Brezel und der Kranz Verbundenheit und sollen Glück und Gesundheit bringen.

Ein Teil des übrig gebliebenen Gebäcks wurde an Nutztiere verfüttert, um sie vor Unheil zu bewahren. Es war ebenfalls Brauch, einen weiteren Teil der Gebäckreste zu trocknen, zu zerkleinern und für eine reiche Ernte mit dem Saatgut auf den Feldern zu verteilen.

Regionales

Rheinland/Bergisches Land

Zwei Neujahrsbrezeln

Im Rheinland, im Bergischen Land und an der Mosel gehört das Beschenken von Familienmitgliedern und Freunden, früher auch der Bediensteten, zur Tradition und lässt sich etwa in Bonn bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Beschenkt wurde in Sach- oder Geldleistungen.

Das Neujahrsgebäck in Form von Kränzen, Kleeblättern oder Tieren war ursprünglich ein Geschenk für Kinder, die dies am Neujahrsmorgen von ihren Paten erhielten. Dieser Brauch wird noch in Winningen gepflegt. Die Jungen erhalten ein Gebildbrot in Form eines Pferdes, die Mädchen einen geflochtenen Kranz. Im 19. Jahrhundert erhielten die Kinder das Backwerk unter anderem auch bei so genannten Heischegängen, wenn sie von Tür zu Tür gingen und ein Gedicht aufsagten.

Neujahrskranz

In der Eifel war es im 19. Jahrhundert Brauch, Hefebrote in Form von eingepressten Bildwerken zu verschenken. Am Niederrhein waren Brezel (Wängel) und s-förmige Gebäcke, die Nöijjöarkes, beliebt. Im oberbergischen Land waren mit Möhrensaft hergestellte fladenbrotartige Hafermehlwaffeln ein beliebtes Neujahrsgebäck.

An der Ahr, im Bonner Raum und im oberbergischen Land war es bis in die 1960er Jahre teilweise Brauch junger Männer oder Burschen, am Silvesterabend bis in die frühen Morgenstunden in Wirtshäusern um das Gebäck Karten zu spielen. Am Niederrhein wurde um das Gebäck gekegelt.

Andere Gebiete

  • In Baden-Württemberg sind Neujährchen Hörnchen aus dünnen Waffeln, Brezeln oder „Neujahrsmännlein“, die wiederum zu den Gebildbroten zählen.
  • Die ostfriesischen Neejahrskoken werden in einem speziellen Waffeleisen gebacken und danach sofort zu kleinen Rollen geformt.
  • Im Rhein-Main-Gebiet gibt es, hauptsächlich in Rheinhessen, den so genannten Neujahrsbopp. In Frankfurt bevorzugt man den Stutzweck.
  • In Franken, zumindest in Oberfranken, ist der Jahreswechsel neben der Faschingszeit eine typische Zeit für Krapfen.

Andere Länder

  • In Frankreich ist es üblich, erst am Dreikönigstag (in Frankreich der erste Sonntag nach Neujahr) die Galette, ein kuchenähnliches Blätterteiggebäck wahlweise mit oder ohne Marzipanfüllung, anzuschneiden.
  • Das Basiliusbrot und der Vasilópita (Neujahrskuchen) mit eingebackenen Münzen sind in Griechenland Neujahrsgebäcke.
  • In England ist es teilweise Brauch, am Neujahrstag seine Nachbarn zu Kuchen und Wein zu besuchen und dabei dreieckige, mit Hackfleisch gefüllte Törtchen zu verschenken.

Literatur

  • Alois Döring: Neujahr. In: Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde Bonn (Hrsg.): Rheinische Bräuche durch das Jahr. Greven Verlag, Köln 2006, ISBN 3-7743-0377-0, S. 43ff..

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