- GebärdenSchrift
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SignWriting Schrifttyp Piktogramme Sprachen Gebärdensprache Erfinder Valerie Sutton Verwendungszeit ab 1974 Abstammung synthetische Schrift
SignWritingVerwandte DanceWriting Unicode-Block Aufnahme in Vorbereitung
ISO 15924 Sgnw GebärdenSchrift (engl. SignWriting) ist ein 1974 von Valerie Sutton im Auftrag der Universität Kopenhagen entwickeltes Schriftsystem für die Darstellung der sprachlichen Zeichen einer Gebärdensprache. Zuvor, im 19. Jahrhundert, hatten der Franzose Bebian in Paris/Frankreich und später der aus Schottland stammende George Hutton in Nova Scotia/Kanada auch eine Gebärdenschrift, beide Mimographie genannt, ausgearbeitet.
Es existieren andere Schriftsysteme für Gebärden, zum Beispiel das von William Stokoe für American Sign Language (ASL), Eshkol-Weissman für Israel Sign Language, HamNoSys (Hamburger Notations-System) für Deutsche Gebärdensprache (DGS) und ein phonetisch/phonemisches System SignLettering von Hartmut Teuber.
Die Schreibweise mit dem großen S in der Mitte des Wortes geschieht in Anlehnung an die Schreibweise der englischen Bezeichnung.
Die GebärdenSchrift ist eine von mehreren unter dem Oberbegriff MovementWriting zusammengefassten, Bewegungen beschreibenden Schriften, von denen neben SignWriting nur DanceWriting (zur Notation von Tänzen und Choreographien) weitere Verbreitung fand.
Die GebärdenSchrift nutzt zur Darstellung der Gebärden eine große Menge genau definierter Piktogramme für Handformen und Mimik, sowie für Arme, Beine oder Schultern, falls sie für die Gebärde relevant sind, und verschiedene zusätzliche Symbole wie unterschiedliche Pfeile, Sterne, Wellen und ähnliches zur Beschreibung der Bewegung. Wegen des Piktogrammcharakters der Zeichen ist das Erkennen der Schrift vergleichsweise einfach.
In Deutschland wird bereits an einigen Orten, zum Beispiel im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Osnabrück, GebärdenSchrift im Unterricht gehörloser Kinder eingesetzt. Gleiches geschieht auch in einer Schule für gehörlose Kinder in Ost-Nicaragua.
Geschichte
1966, im Alter von 15 Jahren, entwickelte die Amerikanerin Valerie Sutton für persönliche Notizen ein System, um Ballett-Choreographien zu notieren. 1970 zog sie nach Dänemark, um im Königlich Dänischen Ballett zu üben. Dort nutzte sie ihre Tanz-Notizschrift, um Choreographien der Bournonville-Schule aufzuschreiben, die in Vergessenheit zu geraten drohten. Eine Veröffentlichung des Systems 1973 und ein DanceWriting-Kurs für Mitglieder des Balletts führten zum Bekanntwerden der Notation in einem Zeitungsbericht 1974, der von Wissenschaftlern der Universität Kopenhagen gelesen wurde. Die Anregung zur Weiterbearbeitung des MovementWriting für die Gebärdensprache kam von dem Anthropologen Dr. Rolf Kuschel und von Lars von der Lieth. Der Erstere hatte die Gebärdenzeichen eines einzigen tauben Bewohners einer Südseeinsel auf Film aufgezeichnet. Eine schriftliche Aufzeichnung war notwendig, um die Sprache dieses Mannes analysieren zu können. Sie baten Sutton, die auf Film aufgezeichneten Gebärden aufzuschreiben. Die Transkription mittels der GebärdenSchrift dieses Gehörlosen „Erfinders“ einer Gebärdensprache kann wohl als die erste Aufzeichnung von Gebärden der Gehörlosen der modernen Zeit angesehen werden. Das Schriftsystem entwickelte sich immer weiter vom ursprünglichen MovementWriting weg und wurde an die Erfordernisse einer gebärdenbeschreibenden Schrift angepasst. Auch die Gesten und die Gesichtsmimik hörender Dänen wurden von der von von der Lieth geleiteten Forschungsgruppe mittels der Symbole von SignWriting erfasst.
Ab 1975 bis 1979 arbeitete Valerie Sutton in der Tanzabteilung des Konservatoriums Boston. Währenddessen entwickelte sie ihr SignWriting weiter, als sie mit der New-England-Sign-Language-Forschungsgruppe zusammenkam. 1977 lernten erstmals gehörlose Erwachsene, Schauspieler des National Theatre of the Deaf, die GebärdenSchrift. 1979 arbeitete sie für das National Technical Institute for the Deaf, das Schriften zur American Sign Language herausbringt, die in GebärdenSchrift bebildert sind.
Ab dem Herbst 1981 wurde der SignWriter, eine vierteljährliche Zeitschrift mit Texten in GebärdenSchrift herausgebracht. Dadurch, dass sie in einer regulären, periodischen Publikation genutzt wurde, wurde die GebärdenSchrift vereinfacht, um den Erfordernissen für eine schnelle und leichte Schreibung gerecht zu werden. Das Projekt wurde 1984 aufgegeben, weil der Aufwand – alle Zeichen mussten per Hand geschrieben werden – bei Weitem den Nutzen überstieg.
1986 wurde das Computerprogramm SignWriter geschrieben und veröffentlicht.
Seit den 1980er Jahren gibt es die verschiedensten Anleitungen, Wörterbücher usw. zur Gebärdenschrift, auch eine Kursiv- und eine Stenografieschrift wurden entwickelt.
Seit 1985 wird aus Sicht des Gebärdenden statt aus Sicht des Beobachtenden geschrieben, und seit 1997 wird GebärdenSchrift offiziell in Spalten von oben nach unten geschrieben.
Links und Quellen
- Offizielle Seite zur Gebärdenschrift
- Offizielle Einstiegsseite zu den SignWriting-Projekten (en)
- Kathrin Brede: Ein weiter Weg für die Gebärdenschrift. Aktion Mensch, 19. November 2009, abgerufen am 23. Juli 2010.
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