Genraps

Genraps

Gentechnisch veränderte Raps-Sorten werden auch als Genraps bezeichnet und sind besonders in Kanada und den USA verbreitete Rapssorten, die für die Lebensmittelindustrie verbesserte Eigenschaften aufweisen.

Inhaltsverzeichnis

Bisherige Züchtungen

Lange Zeit war der Rapsanbau für die Landwirtschaft nicht attraktiv, da es für Rapssamen kaum eine Verwendung gab. Rapsöl schmeckte wegen des Gehalts an Erucasäure und Glucosinolaten bitter. Erst als es gelang, auf herkömmliche Weise neue Rapssorten zu züchten, die beide Stoffe kaum noch enthielten, nahm der Rapsanbau deutlich zu. Heute ist dieser mit modernen, jedoch nicht gentechnischen Methoden gezüchtete Doppel-Null-Raps weit verbreitet. Er wird in den USA als canola bezeichnet, der gewöhnliche Raps als rapeseed. Raps (Brassica napus) wird weltweit in den wintermilden Gebieten der gemäßigten Klimaregionen angebaut. Hauptanbauländer sind China, Kanada, Indien, Deutschland, Frankreich, England und Australien. 2005 wurden weltweit auf 27 Millionen Hektar Anbaufläche 45,3 Millionen Tonnen Rapskörner geerntet.

Ziele der Gentechnologie bei der Raps-Züchtung

Die Saatgutindustrie, die mit gentechnischen Methoden die Eigenschaften des Raps verändern will, verfolgt dabei verschiedene Ziele:

Veränderung der stofflichen Zusammensetzung

Die Eigenschaften des Rapsöls werden verändert, um die industrielle Verarbeitung etwa zu Margarine zu erleichtern. Canola-Sorten ("Doppelnullraps"), sind häufig gentechnisch verändert.

  • So soll etwa der Anteil an langkettigen Fettsäuren erhöht werden, damit das für die Margarineproduktion notwendige Härten flüssiger Öle wegfallen kann.
  • Aufwertung des Rapsöls durch einen höheren Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
  • In den USA wurde über mehrere Jahre eine transgene Rapssorte angebaut, die aufgrund eines eingeschleusten Gens Laurinsäure bildet, eine Fettsäure, die normalerweise im Raps nicht enthalten ist. Laurinsäure dient als Rohstoff für die Produktion von Waschmitteltensiden. Das Rapsöl sollte Kokosöl als derzeit bevorzugte Rohstoffquelle ersetzen, wurde aber auch als Speiseöl und in verschiedenen Lebensmitteln verwendet.

Herbizidresistenz

1995 wurden in Kanada transgene, herbizidresistente Rapssorten zugelassen. Diese Sorten sind gegen das Totalherbizid Glyphosat resistent. Der grossflächige Anbau der herbizidresistenten Raps-Sorten bewirkte, dass dort herbizidresistenter Durchwuchsraps (d.h. Rapspflanzen, die als Folge des Überlebens von Rapssamen in Folgekulturen wieder heranwachsen) und mehrfach resistenter Raps (d.h. Rapssorten, die nach der Übertragung von Genen aus anderen Sorten neue und damit mehrfache Resistenzen gegen Herbizide ausgebildet haben) auftraten. Transgener Durchwuchsraps gehört in manchen Gegenden Kanadas schon zu den häufigsten Unkräutern. Durch den verstärkten Einsatz von Glyphosat entwickelten sich darüber hinaus Herbizidresistenzen bei verschiedenen Unkräutern - wie etwa bei dem kanadischen Berufkraut (Conyza canadensis), dem Weidelgras und bei Fuchsschwanz. [1] Auch bei Untersuchungen in Brandenburg an transgenem, herbizidresistenten Raps zeigte sich, dass sich problematische Herbizidresistenzen, etwa bei dem Ackerunkraut Acker-Stiefmütterchen entwickeln können.[2]

Einbau männlicher Sterilität

Entwicklung von Rapssorten mit männlicher Sterilität, um die Entwicklung von Hybridsorten (Hochertragssorten) zu erleichtern.

Genraps und Imkerei

In Ländern mit weit verbreitetem Anbau von transgenem Raps ist Honig ohne gentechnisch veränderte Bestandteile nicht mehr herzustellen. Die Firma Langnese bezieht daher auch keinen Honig mehr aus Kanada. [3]


Weltweite Verbreitung

Weltweit wurden im Jahr 2006 auf 4,6 Mio ha transgener Raps angebaut - ausschließlich in USA und Kanada.[4]

Europa

Außerhalb von Untersuchungs- und Beobachtungsprogrammen wird in der EU bisher kein transgener Raps angebaut, allerdings sind einige Genehmigungsverfahren anhängig [5]. Bei Untersuchungen in Brandenburg an transgenem Raps wurde festgestellt, dass Rapspollen durch Wind und Insekten über mehrere Kilometer transportiert werden, wodurch eine Übertragung etwa der Herbizidresistenz auf weit entfernte Kreuzungspartner möglich ist.[2] In dem Zusammenhang gewinnt der erstmals bei Genraps bekannt gewordene Fall der Verunreinigung von Raps-Saatgut durch transgenen - in Deutschland nicht zugelassenen - Raps an Bedeutung. Dieser verunreinigte Raps wurde in Nordrhein-Westfalen auf über 300 ha ausgesät.[6]

Amerika

In den USA findet ein Anbau von transgenem Raps seit 1996 statt - im Jahr 2006 auf 280.000 Hektar. Das entspricht 75 Prozent der Fläche des gesamten Rapsanbaus. In Kanada wird auf etwa 4,3 Millionen Hektar transgener Raps angebaut (Anteil 2006: ca. 75 Prozent). Dies macht über 90 Prozent des weltweit angebauten Genraps aus.

Siehe auch

Quellen

  1. Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie
  2. a b Studie zur Untersuchung der ökologischen Auswirkungen der Herbizidresistenztechnik bei Raps
  3. taz-Artikel Genpflanzen und Imkerei 21.6.2007
  4. Datenbank "transgen": Anbauflächen Raps
  5. Frank Kempken, Renate Kempken: Gentechnik bei Pflanzen, Ss. 1-2, 3. Auflage, 2006, ISBN 3-540-33661-3
  6. taz-Artikel "Kriminalfall Genraps" 1.9.2007

Weblinks


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