- Genrebild
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Ein Genrebild (franz.; zu lat.: genus Art, Geschlecht) ist die gemalte Abbildung einer Alltagsszene - zum Beispiel Menschengruppen, Szenen und Handlungen – als Schilderung von Lebensformen eines Volkes und seiner landschaftlichen Umgebung.
Vorläufer dieser Malerei waren insbesondere die genrehaften Szenen der Monatsbilder, vor allem in den flämischen Stundenbüchern des 15. Jahrhunderts. Sie erlebte ihren Höhepunkt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Frühere Untersuchungsansätze interpretierten die Darstellungen des sogenannten Golden Eeuw oft als bildhafte Szenen des Alltags. In den letzten dreißig Jahren gelang es, mehr den ikonographischen Kontext zu entschlüsseln. Es wurde dabei deutlich, dass viele vermeintliche „Genreszenen“ eher ihre Grundlage in populären Theaterstücken oder Sprichwörtern hatten und damit häufig - wenn nicht sogar immer - einen stark moralischen Gehalt aufweisen. Damit konnte man den kulturellen Hintergrund ihrer späteren Besitzer betonen. Ein italienischer Genremaler, der Neapolitaner Gaspare Traversi, schuf seine Bilder parallel zur Entwicklung und Blütezeit der „Opera buffa napolitana“ um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Biedermeier) lebte die Genremalerei als sogenanntes soziales Tendenzbild erneut auf, diesmal im Zusammenhang mit einer stärkeren Hinwendung zum Realismus. Die Genremalerei ist als Wegbereiter der modernen Kunstrichtungen wie des Impressionismus anzusehen. Eine rasch wachsende Zahl von kunstinteressierten Käuferschichten vor allem aus bürgerlichen Haushalten erfüllte sich den Wunsch nach dem eigenen Kunstwerk an der Wand. Besonders das im Zuge der zunehmenden Reisetätigkeit in Mode gekommene bäuerliche Landleben fand, dargestellt auf mittelgroßen Formaten, reißenden Absatz auch in den USA. In Kunstmetropolen wie München versammelten sich Kunstmaler in großer Zahl aus ganz Europa, um mit der Genremalerei ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Zu den bekanntesten Genremalern, deren Werke auch in Monatszeitschriften Verbreitung fanden, gehörten Vertreter der Münchner Schule wie Franz Defregger, Rudolf Epp, Hermann von Kaulbach.
Literatur
- Jeroen Giltaij (Hrsg.): Der Zauber des Alltäglichen. Holländische Malerei von Adriaen Brouwer bis Johannes Vermeer. Hatje Cantz Verlag, 2005. ISBN 978-3775715225
- Bibliographisches Institut (Hrsg.): Meyers kleines Lexikon. Kunst. Meyers Lexikonverlag, Mannheim/ Wien/ Zürich 1986, ISBN 3-411-02655-3
Weblinks
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