- Geoinformatik
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Die Geoinformatik ist die Lehre von Wesen und Funktion geografisch-raumbezogener Information (Geoinformation) und ihrer Bereitstellung in Form von Geodaten. Sie bildet die wissenschaftliche und datentechnische Grundlage für Geoinformationssysteme (GIS). Allen Anwendungen der Geoinformatik gemeinsam ist der eindeutige Raumbezug. Geodaten speichern zum Zweck der Informationsgewinnung strukturierte codierte Angaben zur quantitativen und qualitativen Beschreibung von natürlichen oder definierten Objekten der realen Welt. Die Geoinformatik beschäftigt sich mit der rechnergestützten Auswertung der gespeicherten (Geo)-Information über bestimmte (mathematische) Regeln und Anweisungen, die die codierten Angaben über die Erde deuten.
Inhaltsverzeichnis
Studium
Das Studium der Geoinformatik wird häufig zusammen mit Geodäsie gelehrt (Geodäsiestudium). Ähnlich wie die Bioinformatik, Umweltinformatik, Wirtschaftsinformatik ist die Geoinformatik eine interdisziplinäre Wissenschaft. Sie verknüpft die Informatik mit den Geowissenschaften.
Studiengänge werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz an einigen Universitäten auf Bachelor- oder Master-Level angeboten. Eine Übersicht zu Studiengängen und - orten findet sich auf der Homepage der Gesellschaft für Geoinformatik (GfGi) unter Studieninformationen. Dort gibt es außerdem das aktuelle Kerncurriculum Geoinformatik (Version 1.3) zum Download.
Inhalte
Die drei Hauptaufgaben der Geoinformatik sind:
- Entwicklung und Management von Datenbanken mit raumbezogenen Informationen (Geodatenmanagement, RIS)
- Analyse und Modellierung der Daten (Geodaten)
- Entwicklung und Integration der Werkzeuge und Software für ebendiese Aufgaben (Geoinformationssysteme)
Geoinformatik-Komponenten nach Ehlers.[1]:
- Geo-Informationssysteme (GIS)
- Digitale Bildverarbeitung
- Fernerkundung, Photogrammetrie
- Global Positioning System (GPS)
- Computer-Kartographie
- Informatik Nachrichtentechnik
Anwendungsgebiete der Geoinformatik nach Ehlers:
- Management natürlicher Ressourcen und Landnutzung
- Umweltstudien und -verträglichkeit
- Kartendesign und -produktion, Kataster
- Standortanalyse und -planung
- Öffentliche Planung und Entwicklung
- Telekommunikationsplanung
- Geodatendienste (Webservices, SDI)
- Anlagenmanagement, Versorgungsnetzwerke
- Integriertes Verkehrsmanagement (Verkehrsnavigation, Scheduling)
- Business Geomatics (eMarketing, Planung, Verkauf)
- Risiko-Prüfung (Katastrophen, anthropogene/natürliche Gefährdung)
- Gesundheitswissenschaften (epidemiologische Analysen)
- 3D-Visualisierung, augmented reality
- Mobile GIS, Location Based Services
- E-Commerce, eMobilien
Literatur
- de Lange, Norbert: Geoinformatik in Theorie und Praxis 2. Auflage. Springer, Berlin 2005 ISBN 978-3540282914.
- Ralf Bill: Grundlagen der Geo-Informationssysteme. Band 1: Hardware, Software und Daten. Herbert Wichmann Verlag, Heidelberg 1999, ISBN 978-3879073252.
- Ralf Bill: Grundlagen der Geo-Informationssysteme. Band 2: Analysen, Anwendungen und neue Entwicklungen. Herbert Wichmann Verlag, Heidelberg 1999, ISBN 978-3879073269.
- Bill, R.; Zehner, M. L.: Lexikon der Geoinformatik. Herbert Wichmann Verlag, Heidelberg 2000, ISBN 3-87907-364-3
- Bartelme, N.: Geoinformatik: Modelle, Strukturen, Funktionen. 4. Auflage. Springer, 2005, ISBN 3-54020-254-4
- Herter/Koos: Java & GIS, Wichmann Verlag 2006
Siehe auch
- WikiProjekt Geoinformatik
Weblinks
- GISWiki
- Gesetz über den Zugang zu digitalen Geodaten
- Bonner Erklärung zur Geoinformatik
- Region Bonn – Das Silicon Valley der Geoinformatik
Organisationen, Verbände und Vereine
- GfGI - Gesellschaft für Geoinformatik
- DDGI - Deutscher Dachverband für Geoinformation e.V.
- Initiative GDI-DE - Geodateninfrastruktur Deutschland
- GiN e. V. - Vereins zur Förderung der Geoinformatik in Norddeutschland e. V.
Einzelnachweise
- ↑ Ehlers, Manfred: "Ist es Zeit für eine wissenschaftliche Disziplin Geoinformatik?", Institut für Geoinformatik und Fernerkundung (IGF) Universität Osnabrück (http://www.giub.uni-bonn.de/giscience/GI.pdf)
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