Wirtschaftsinformatik

Wirtschaftsinformatik

Die Wirtschaftsinformatik ist eine Wissenschaft von Entwurf, Entwicklung und Anwendung von Informations- und Kommunikationssystemen in Wirtschaftsunternehmen.[1][2] Aus Sicht der Informatik handelt es sich bei der Wirtschaftsinformatik um eine angewandte Informatik.[3] Durch ihre Interdisziplinarität hat sie ihre Wurzeln in den Wirtschaftswissenschaften, insbesondere Betriebswirtschaftslehre, und der Informatik. Erkenntnisse und Methoden der Sozialwissenschaften, im Speziellen der Ethik, Soziologie und Psychologie, sowie benachbarter Wissenschaftsdisziplinen wie Kybernetik, Systemtheorie und Nachrichtentechnik sind für Forschung, Lehre und Praxis der Wirtschaftsinformatik relevant. In einer beruflicheren Perspektive kann man die Wirtschaftsinformatik auch als Lehre von der Erklärung und Gestaltung von Anwendungssystemen verstehen.[4]

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaft

Obwohl die Wirtschaftsinformatik viele Merkmale einer Schnittstellendisziplin trägt, hat sie einen eigenen Aussagebereich: Sie befasst sich mit Theorien, Methoden, Werkzeugen und intersubjektiv nachprüfbaren Erkenntnissen über Informations- und Kommunikationssysteme. Sie entwickelte sich, um immer komplexere Systeme entwickeln und betreiben zu können. Sie ist also primär eine Realwissenschaft, besitzt aber auch Elemente einer Strukturwissenschaft. Da sich die Wirtschaftsinformatik einerseits mit der Entwicklung von Informationssystemen befasst, wird sie auch als Ingenieurswissenschaft verstanden. In erster Linie jedoch befasst sich die Wirtschaftsinformatik mit Informations- und Kommunikationssystemen, die – ebenso wie in der Informatik – nicht zwangsläufig als computergestützte Systeme verstanden werden. Vielmehr entwickelt die Wirtschaftsinformatik für reale, soziale und wirtschaftliche Systeme Modelle und versucht, daraus Anforderungen für Informationssysteme zu formulieren und Informationsmodelle zu generieren. Sie kann daher auch als Sozialwissenschaft verstanden werden. Zur Entwicklung von Informationssystemen bedient sich die Wirtschaftsinformatik der Systemtheorie. Diese Informationssysteme sollen vor allem ökonomischen Gesichtspunkten genügen. An vielen Universitätsstandorten ist die Wirtschaftsinformatik deshalb den Wirtschaftswissenschaften oder den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zugeordnet. Bei Fachhochschulen wurde die Wirtschaftsinformatik etwa je zur Hälfte an Informatikfachbereichen und wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereichen eingerichtet.

Die Wissenspyramide

Weiterhin befasst sich die Wirtschaftsinformatik als Wissenschaft damit, wie aus solchen Systemen ökonomisch verwertbare Daten, Informationen und Wissen extrapoliert werden und wie diese Faktoren solchen Systemen bereitgestellt werden können. Dazu sei auch auf die rechts gezeigte Wissenspyramide verwiesen, die den Zusammenhang von o.g. Faktoren verdeutlicht. Das Management von Wissen hat darüber hinaus in den letzten Jahren einen enormen Stellenwert in Unternehmen und Hochschulen erhalten. Vor allem im Zuge der Entwicklung des Internets stehen effiziente Verfahren und Methoden zur Wissensgenerierung, -verwaltung und -verbreitung zur Verfügung. Insbesondere E-Learning-Systeme und Wikis stellen mächtige Werkzeuge in diesem Bereich dar.

Wirtschaftsinformatik hat sich als eigenständiger wissenschaftlicher Studiengang oder als Schwerpunkt in anderen Studiengängen etabliert und ist fester Bestandteil von privaten und öffentlichen Forschungsinstituten. Insgesamt existierten im Jahr 2002 über 140 Professuren für Wirtschaftsinformatik in Deutschland.[5]

Zielsetzungen der Wirtschaftsinformatik als Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaft

Eine konkretere Zielsetzung der Wirtschaftsinformatik in ihrer Eigenschaft als Wirtschaftswissenschaft oder auch Ingenieurwissenschaft ist es die Wirkungen von Informationssystemen zu erklären und die Frage nach der Optimierung der Gestaltung von Anwendungssystemen zu untersuchen. Dies zielt langfristig in einer wirtschaftlichen Perspektive ebenfalls darauf ab, einen voll automatisierten Betrieb zu entwickeln (Mertens '95). Da eine Vollautomation jedoch nicht immer machbar oder sinnvoll ist, bleibt es häufig bei einer Teilautomation, d.h. einer Veränderung bezüglich der Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine, die aber unter dem Niveau der Vollautomatisierung liegt. Eine konkretere Perspektive liefert die Unterscheidung von Administrations- und Dispositionssystemen, die zusammen die Gruppe der operativen Systeme bilden.

Zehn Professoren der Wirtschaftsinformatik veröffentlichten 2010 das Memorandum zur gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik.[6] Mit dieser Positionsbestimmung identifizieren sich weitere rund 111 BWL-Professoren, die sich zumindest in einem bedeutenden Teil ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit mit der Wirtschaftsinformatik befassen. Das Memorandum plädiert für einen Ausbau der Gestaltungsorientierung [7], bei gleichzeitigem Nachweis wissenschaftlicher Rigorosität mittels anerkannter Verfahren der Erkenntnisgewinnung. Die Autoren des Memorandums verfolgen nachstehende Ziele:

  • Regeln für rigorose Forschung und Sicherheit für die Forschenden
  • Kriterien für Gutachtertätigkeit für Zeitschriften und Konferenzen
  • Kriterien für die Auswahl des wissenschaftlichen Nachwuchses und Berufungsverfahren
  • Kriterien für die Bewertung von Wissenschaftlern und Forschungsinstitutionen
  • Positionierung der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik in der internationalen Forschung

Arbeitsgebiete der Wirtschaftsinformatik

Die Wirtschaftsinformatik befasst sich mit Planung, Entwicklung, Implementierung, dem Betrieb, Weiterentwicklung und ökonomischen Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen, die zur formalisierten Unterstützung der ablaufenden Geschäftsprozesse und zur strukturierten strategischen Entscheidungsfindung in Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung eingesetzt werden. Anwendungen, die insbesondere entweder wegen ihrer Spezialisierung (zum Beispiel Finite-Element-Systeme zur Berechnung von auftretenden Spannungen im KFZ-Bereich) oder aufgrund ihrer Generalisierung (beispielsweise Textverarbeitungssoftware) nicht in einem gleich bleibenden formalen Rahmen eingesetzt werden können, zählen nicht zum klassischen Arbeitsgebiet der Wirtschaftsinformatik.

Business-Intelligence Informationsmanagement Informations-/Kommunikationssysteme Internetökonomie Prozessmanagement

Werkzeuge

Aus anderen Wissenschaften, die innerhalb der Wirtschaftsinformatik weiterentwickelt wurden.

Weitere Bereiche

Es sollte jedoch beachtet werden, dass einige Unterbereiche noch keinen klaren Forschungszweig darstellen und daher noch als Schlagwörter einzustufen sind.

Einfluss anderer Wissenschaften

Die Wirtschaftsinformatik setzt sich schon vom Wortlaut aus „Wirtschaft“ und „Informatik“ zusammen, weshalb die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (insbesondere die Betriebswirtschaftslehre) und die Technikwissenschaften (insbesondere die Praktische Informatik) den größten Einfluss auf ihre Entwicklung als Wissenschaft und als wissenschaftliche Lehre bisher ausgeübt haben. Im Folgenden werden die Einflussbereiche detaillierter beleuchtet und der Bezug zur Wirtschaftsinformatik hergestellt.

Informatik

Der für die Wirtschaftsinformatik besonders relevante Bereich der Informatik ist die Praktische Informatik. Ihre Anwendung bedeutet die Verwendung von Betriebssystemen und Rechnernetzen. Dadurch erschließen sich auch die entwicklungsrelevanten Gebiete der Praktischen Informatik. Mittels Algorithmen und Datenstrukturen werden anhand von Programmiersprachen Computerprogramme, wie z.B. Anwendungssysteme, erstellt. Durch die Planung, Analyse und Design von Software innerhalb der Softwaretechnik (Software Engineering), besteht der wissenschaftliche und professionelle Ansatz der Softwareentwicklung. Für die permanente Datenspeicherung (Persistenz) werden Datenbanken benötigt.

Betriebswirtschaftslehre

Betriebswirtschaftlich lässt sich die Wirtschaftsinformatik zunächst in die großen Teilbereiche der operativen Funktionsunterstützung und der strategischen Entscheidungsunterstützung aufteilen. Aufgabe der Wirtschaftsinformatik ist es, beide Bereiche so abzudecken, dass die operativen Prozesse bestmöglich unterstützt werden, dabei aber gleichzeitig möglichst viele Daten als Ausgangsbasis für strategische Entscheidungen abfallen. Von der Anwendungsseite deckt die Wirtschaftsinformatik daher die in folgender Tabelle dargestellten Funktionen ab.

Operative Funktionsunterstützung Strategische Entscheidungsunterstützung

Weitere Einflussbereiche

Weitere Wissenschaften, welche die Entstehung und Entwicklung der Wirtschaftsinformatik wesentlich beeinflusst haben, sind Ingenieurwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Systemwissenschaft sowie Psychologie und Soziologie.[8] Es besteht auch ein enger Bezug zum Wirtschaftsingenieurwesen, vor allem im Bereich Materialwirtschaft, Produktionsplanung und -steuerung und Logistik. Mehrere der als Mitbegründer der Wirtschaftsinformatik geltende Wissenschaftler haben Wirtschaftsingenieurwesen studiert, die Interaktion zwischen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Technikwissenschaften war ihnen vertraut.

Einfluss auf andere Wissenschaften

In der Volkswirtschaftslehre hat sich der Zweig Computational Economics (Volkswirtschaftsinformatik) entwickelt, der jedoch nur einen Teil der Methoden der Informatik und Wirtschaftsinformatik nutzt, um volkswirtschaftliche Methoden zu unterstützen.

Geschichte

Historisch gesehen geht die Wirtschaftsinformatik auf Forschung und Lehre mit den Bezeichnungen Elektronische Datenverarbeitung, Betriebliche (oder Betriebswirtschaftliche) Datenverarbeitung und zuletzt Betriebsinformatik zurück. Im englischsprachigen Raum entspricht die Wirtschaftsinformatik der Disziplin Business Informatics, was auch die zweckmäßige englische Bezeichnung für Wirtschaftsinformatik ist. Die so genannte Schwesterdisziplin Information Systems (IS) unterscheidet sich grundlegend von der Wirtschaftsinformatik,[9] auch als Information Systems Research (ISR) bekannt.

Anfänge in den 1950er Jahren

Mitte der fünfziger Jahre wurden erste EDV-Lehrveranstaltungen in das Studium der Betriebswirtschaftslehre integriert. 1963 gründete Erwin Grochla das Betriebswirtschaftliche Institut für Organisation und Automation (BIFOA) an der Universität zu Köln. Drei Jahre später publizierte Peter Mertens, einer der Mitbegründer der Wirtschaftsinformatik, die erste Habilitationsschrift, die thematisch der Wirtschaftsinformatik zuzurechnen ist, mit dem Thema Die zwischenbetriebliche Kooperation und Integration bei der automatisierten Datenverarbeitung. 1968 wurde der erste betriebswirtschaftliche Lehrstuhl mit Ausrichtung auf Betriebliche Datenverarbeitung an der Johannes Kepler Universität Linz eingerichtet.

Ab 1974 richteten die Fachhochschulen bzw. Universitäten TH Darmstadt, FH Furtwangen, Johannes Kepler Universität Linz, TU Wien den Studiengang Wirtschaftsinformatik ein. Im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft wurde die Wissenschaftliche Kommission Betriebsinformatik gegründet (WKBI), die 1987 in Wissenschaftliche Kommission Wirtschaftsinformatik (WKWI) umbenannt wurde. 1983 erweiterte die Gesellschaft für Informatik ihre Fachbereiche um Fachbereich 5 Wirtschaftsinformatik. 1988 wurde der Arbeitskreis Wirtschaftsinformatik an Fachhochschulen (AKWI) gegründet.

Der erste Versuch, auf wissenschaftlichem Niveau eine Fachtagung der Wirtschaftsinformatik zu etablieren, war die Tagungsreihe "Der Computer als Instrument der Forschung und Lehre in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften", initiiert von Lutz J. Heinrich, erstmals 1985 an der Universität Linz, letztmalig 1989 an der Universität Innsbruck durchgeführt.[10]

Produktivitätsparadoxon in den 1970er und 1980er Jahren

In den 1970er und 1980er Jahren investierten Wirtschaftsunternehmen so viel wie noch nie zuvor in IT-Systeme, in der Hoffnung auf erhebliche Produktivitätssteigerungen. Die erhofften Produktivitätssteigerungen blieben jedoch deutlich hinter den hohen Erwartungen zurück; tatsächlich nahmen die aggregierten Wachstumsraten der Produktivität real sogar ab.

„Wir sehen das Computer-Zeitalter überall außer in den Produktivitätsstatistiken.“

Robert Solow (1987)

Maßgebliche Gründe für diese Verfehlungen waren:

  • Fehler bei der Messung der Produktivität
  • Zeitverzug zwischen Einführung und Implementierung der IT und Beginn von dessen Wirkung
  • Management-Fehler bei der Implementierung der Informations- und Kommunikationstechnologien und fehlende Abstimmung des Betriebs und der IT aufeinander

Entwicklung ab 1990

1989 wurde die erste wissenschaftliche Zeitschrift der Wirtschaftsinformatik mit der Bezeichnung WIRTSCHAFTSINFORMATIK, erster Jahrgang 1990, als Nachfolgerin der Zeitschrift Angewandte Informatik, die diesen Namen 1972 als Nachfolgerin der 1952 gegründeten Zeitschrift elektronische datenverarbeitung bekam, gegründet.
Ein Jahr später gaben die WKWI und die Gesellschaft für Informatik Rahmenempfehlungen für Diplom-Studiengänge an Universitäten der Wirtschaftsinformatik heraus. 1993 fand die erste offene Fachtagung Wirtschaftsinformatik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster statt und findet seitdem jährlich als die Internationale Tagung Wirtschaftsinformatik oder Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI) statt. Ebenfalls an der Westfälischen Wilhelms-Universität fand 1997 die erste Fachtagung zu wissenschaftlichen Grundlagen der Wirtschaftsinformatik statt. Im selben Jahr gab der Arbeitskreis Wirtschaftsinformatik an Fachhochschulen zusammen mit dem Fachbereichstag Informatik eine inhaltliche Empfehlung für Studiengänge der Wirtschaftsinformatik an Fachhochschulen heraus.[11] Im Jahr 2009 wurde die Internationale Tagung Wirtschaftsinformatik erstmals außerhalb Deutschlands in Wien (Österreich) abgehalten.

Seit den frühen 2000er Jahren entwickelte sich aus der Wirtschaftsinformatik die Verwaltungsinformatik, die das Arbeitsfeld Öffentliche Verwaltung hat.[12]

Das ERCIS in Münster

Die erste Fakultät, in deren Bezeichnung "Wirtschaftsinformatik" verwendet wird, wurde 2001 an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg[13] eingerichtet (Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik). 2004 wurde das Forschungszentrum für Wirtschaftsinformatik/Information Systems, das European Research Center for Information Systems (ERCIS) an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster gegründet.[14]

2005 veröffentlichte die Gesellschaft für Informatik vom Fachbereich Wirtschaftsinformatik die erarbeiteten Rahmenempfehlungen für Bachelor- bzw. Master-Studiengänge Wirtschaftsinformatik an Universitäten. Weder 2006 noch 2007 wurde eine eingereichte Wirtschaftsinformatik-Skizze zur Förderung im Rahmen der Exzellenzinitiative zur Antragstellung aufgefordert. 2007 wurde von einer Fachkommission im Auftrag der Wissenschaftlichen Kommission Wirtschaftsinformatik „Rahmenempfehlungen für die Universitätsausbildung in Wirtschaftsinformatik“ erarbeitet, die von der Gesellschaft für Informatik bestätigt wurde.

Von der Universität Duisburg-Essen wurde 2010 das internationale Studierenden-Austauschnetzwerk IS:link gegründet, das exklusiv Studierenden der Wirtschaftsinformatik die Möglichkeit geben soll, ein effizientes Auslandssemester an angeschlossenen Partneruniversitäten zu absolvieren und um damit der zunehmenden interkulturellen Vernetzung - vor allem im Bereich der Wirtschaftsinformatik - beizutragen.

Problemstellungen in Unternehmen durch Wirtschaftsinformatik

Wie das Produktivitätsparadoxon in den 1970er und 1980er Jahren aufzeigt, kann es zu erheblichen Problemen bei der Einführung von IT-Systemen und der Durchführung von IT-Software-Projekten in Unternehmen kommen. Dabei sind folgende Probleme häufig anzutreffen:

  • Anforderungsproblematik: unrealistische Projektziele, unkontrollierte Ausdehnung des Projektumfangs ohne einen Plan, der eine solche Ausdehnung erlaubt;
  • Schätzungsproblematik: unangemessene Zeitplanung, kein vorgesehener Prozess für eine Neuschätzung bei einer Veränderung des Projektablaufs, keine vernünftige Überprüfungen;
  • Qualitätsproblematik: stichprobenartige Qualitätstests anstatt eines übergreifenden Kontrollprozesses, der Qualität im gesamten Projekt implementiert/sichert;
  • Teamproduktivitätsproblematik: schwache Teamproduktivität, die dazu führt, dass viele Arbeitsprozesse wiederholt werden müssen, da das ursprüngliche Ergebnis ungenügend ist;
  • Projektmanagementproblematik: fehlende oder fehlerhafte Planung, Leistungswerte, Einschätzung des Einflusses von Änderungen und Problemen, etc.; fehlende Schätzwerte führen zum Fehlen von Leistungswerten;
  • Kulturproblematik: andere, nicht-westliche Kulturen haben andere Vorstellungen von Arbeitsprozessen und Arbeitsbeziehungen; bspw. wird in einigen traditionellen ostasiatischen Kulturen so viel Wert auf gute Beziehungen gelegt, dass auftretende Probleme nicht explizit oder unzureichend benannt oder verschleiert werden.

Studium

Aktuelle Studiensituation

In Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz wird Wirtschaftsinformatik als eigener Studiengang an Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien angeboten.

Ab 1999 können im deutschsprachigen Raum die Abschlüsse Bachelor of Science und Master of Science in Wirtschaftsinformatik erworben werden, die die früheren Diplome ersetzen. Nicht zuletzt aufgrund der von der Politik geforderten Profilbildung von Hochschulen bietet fast jeder Studiengang irgendwelche Besonderheiten. Die Struktur der Studienmodelle kann in eine reguläre Struktur - so wie sie an den meisten Hochschulen implementiert ist - und eine spezielle Struktur unterschieden werden.

  • Reguläre Studienmodelle:
    • Bachelor: 6 bis 8 Semester. Einige Studiengänge enthalten fakultativ bzw. obligatorisch ein oder mehrere Auslands- oder Praxissemester.
    • Master: 2 bis 4 Semester. Entweder Vertiefung eines Bachelor in Wirtschaftsinformatik oder zur Erweiterung der Kenntnisse im Bereich Wirtschaftsinformatik ohne vorhergehendes Studium der Wirtschaftsinformatik. Ein Auslandssemester wird oder mehrere Auslandssemester werden insbesondere im Masterstudium zunehmend integraler Bestandteil der Curricula, um dem internationalen Umfeld Rechnung zu tragen, in dem die Ökonomie sowie IT stattfinden.
  • Spezielle Studienmodelle:
    • Integrierte Formen, die einen Erwerb von Bachelor und Master in vier Jahren ermöglichen.
    • In Österreich auch der Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.) nach 10 Theoriesemestern in Bachelor/Master Struktur.

Die Unterrichtssprache ist im deutschsprachigen Raum überwiegend Deutsch. Einige Studiengänge bieten optional Veranstaltungen in Fremdsprachen, meist Englisch an, einige Studiengänge verlangen innerhalb eines bilingualen Studiensystems einen vorgegebenen Anteil an englischsprachig erworbenen Credit points oder müssen vollständig in englischer Sprache bewältigt werden. Für die Zulassung zu diesen fremdsprachigen Studiengängen sind i. d. R. entsprechende Sprachkenntnisse in Form eines international anerkannten Testzertifikats nachzuweisen.

Auch an Berufsakademien, teilweise im tertiären Bildungsbereich, oder Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien wird eine entsprechende Ausbildung angeboten. Außerdem existieren diverse Angebote des Fernstudiums an einer Fernuniversität oder Fernfachhochschule im Bereich Wirtschaftsinformatik.

Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, Wirtschaftsinformatik als Fachrichtung oder Schwerpunktfach innerhalb eines Studiums der Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftspädagogik, Informatik, der Informationswissenschaft, der Volkswirtschaftslehre oder des Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren.

Auslaufende Studienformen

Vorherige akademische Abschlüsse an Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen sind der

  • Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH): 6 bis 7 Theoriesemester, sowie 1 bis 2 Semester außerhalb des Studiums in einem Unternehmen
  • Univ. Diplom-Wirtschaftsinformatiker (abgekürzt Dipl.-Wirt.-Inf., Dipl.-Wirtsch.-Inf., Dipl.-Wirt.-Inform. oder Dipl.-Wirtsch.-Inform.): Regelstudienzeit 9 bis 10 Semester - praktisch oft mindestens 11 Semester, sowie meist 1 Praktikumssemester
  • Mag. rer. soc. oec., DI/Dipl.-Ing., Österreich: Je nach Universität und Studienplan etwa 8-10 Theoriesemester, wobei diese Studienpläne 2001 abgeschafft wurden, aber noch beendet werden können.

Teilweise werden die Bezeichnungen der Abschlüsse noch hochschulspezifisch ergänzt.

Promotion

Es besteht allgemein mit erreichtem Master Degree die Möglichkeit innerhalb eines Promotionsstudiums an Universitäten den Grad des Doktors oder PhD zu erlangen, in der Regel im Fachgebiet Wirtschaftsinformatik. Für Absolventen der Wirtschaftsinformatik sind teils auch Doktoratsstudien in anderen Fachgebieten, wie zum Beispiel Betriebswirtschaftslehre, Informatik oder Volkswirtschaftslehre möglich.

Berufsausbildung zum Wirtschaftsinformatiker

Deutschland

Im Rahmen der betrieblichen Lehrberufe gibt es die Ausbildung zum Fachinformatiker (IHK).

Fachschulen und Berufsfachschulen, Handelsschulen und Berufskollege bieten die meist zweijährige schulische Ausbildung „Staatlich geprüfter Wirtschaftsinformatiker“ oder Staatlich geprüfter Informatiker - Fachrichtung Wirtschaft sowie Staatlich geprüfter Assistent für Informatik (Berufsfachschulen und Berufskolleges) an.

Die Bildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammern bieten eine Weiterbildung für Betriebsinformatiker zum Wirtschaftsinformatiker (HWK) bzw. Betriebswirt für Informationstechnik (HWK) an.

Österreich

In Österreich ist Wirtschaftsinformatik (WINF) ein Pflichtfach in berufsbildenden Schulen und bildet einen Teil des Unterrichtskanons im Informatikunterricht.

Berufliche Perspektiven von Wirtschaftsinformatikern mit Hochschulabschluss

Absolventen eines Masterstudiums der Wirtschaftsinformatik können in der Forschung als Doktorand an einer Universität tätig werden. In der Wirtschaft gibt es verschiedene Einsatzgebiete, die je nach Berufserfahrung variieren können. Ein typischer Einsatzbereich des Wirtschaftsinformatiker ist die Beratung. Dort kann er in der strategischen aber auch der taktischen IT-Beratung tätig werden. Strategische Berufsfelder sind z.B. in der IT-Strategie, im Portfoliomanagement oder der Unternehmensarchitektur zu finden, wohingegen sich Wirtschaftsinformatiker auf der taktischen Ebene z.B. der IT-Architektur, insbesondere der Analyse, dem Design, den Tests und der Abnahme von IT-basierten Lösungen oder generell dem Projektmanagement zuwenden.

Daneben existieren verschiedene Möglichkeiten in der Industrie in Führungspositionen (CIO, Chief Architect, Projektleiter, IT-Stratege) oder in wichtigen, leitenden Positionen im Bereich der IT (Enterprise Architect, Solution Architect, Projektmanager, Testmanager, Test Architect, Business Analyst, Geschäftsprozessmodellierer) tätig zu werden.

Organisationen, Verbände und Vereine

Siehe auch

Literatur

  • Alpar, Paul; Grob, Heinz L.; Weimann, Peter; Winter, Robert: Anwendungsorientierte Wirtschaftsinformatik. 5. Aufl., Vieweg, Wiesbaden 2008. ISBN 3-834-80438-X
  • Ferstl, Otto K.; Sinz, Elmar J.: Grundlagen der Wirtschaftsinformatik. 5. Aufl.; Oldenbourg, München/Wien 2006. ISBN 3-486-57942-8
  • Fischer, Joachim; Dangelmaier, Wilhelm; Nastansky, Ludwig; Suhl, Leena: Bausteine der Wirtschaftsinformatik. 4. Aufl., Erich Schmidt, Berlin 2008. ISBN 3-503-06610-1
  • Hansen, Hans R.; Neumann Gustaf: Wirtschaftsinformatik 1. 9. Aufl., Utb, 2005. ISBN 3-825-22669-7
  • Heinrich, Lutz J.; Heinzl, Armin; Riedl, Rene: Wirtschaftsinformatik – Einführung und Grundlegung. 4. Aufl., Springer, Heidelberg et al. 2011. ISBN 978-3-642-15426-3
  • Heinrich, Lutz J.: Geschichte der Wirtschaftsinformatik – Entstehung und Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin. Springer, Heidelberg et al. 2011. ISBN 978-3-642-16858-1
  • Mertens, Peter et al.: Grundzüge der Wirtschaftsinformatik. 10. Aufl., Springer, Berlin 2005. ISBN 978-3-642-14726-5

Einzelnachweise

  1. vgl. Heinrich, Lutz J.: Wirtschaftsinformatik: Einführung und Grundlegung, S. 14
  2. Claus Rautenstrauch, Thomas Schulze: Informatik für Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsinformatiker, Springer, 2002, ISBN 9783540411550 http://books.google.de/books?id=jGT9PfvoZTIC
  3. Claus Rautenstrauch, Thomas Schulze: Informatik für Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsinformatiker, Verlag Springer, 2002, ISBN 9783540411550, Seite 4 [1]
  4. vgl. Mertens, Peter; Bodendorf, Freimut; König, Wolfgang; Picot, Arnold; Schumann, Matthias; Hess, Thomas: Grundzüge der Wirtschaftsinformatik, Springer, 2005, 9. Auflage, S. 3
  5. Mertens, Peter; Bodendorf, Freimut; König, Wolfgang; Picot, Arnold; Schumann, Matthias; Hess, Thomas: Grundzüge der Wirtschaftsinformatik, S. 6; Springer Verlag, 9. Auflage, 2005, ISBN 3-540-23411-X.
  6. Österle, Hubert ; Becker, Joerg ; Frank, Ulrich ; Hess, Thomas ; Karagiannis, Dimitris ; Krcmar, Helmut ; Loos, Peter ; Mertens, Peter ; Oberweis, Andreas ; Sinz, Elmar J.: Memorandum zur gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik. In: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, Jg.62 (2010), Nr. 6, S. 664 - 672- Volltext unter http://www.alexandria.unisg.ch/Publikationen/69397
  7. Österle, Hubert; Otto, Boris: Konsortialforschung: Eine Methode für die Zusammenarbeit von Forschung und Praxis in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatikforschung, in: Wirtschaftsinformatik, Jg. 52 (2010), Nr. 5, S. 273 – 285 - Volltext unter http://www.alexandria.unisg.ch/Publikationen/69449
  8. Alice Robbin: Rob Kling In Search of One Good Theory: The Origins of Computerization Movements.
  9. Ulrich Frank, Stichwort Informationstechnologie und Organisation, in: Schreyögg/Werder, Handwörterbuch der Unternehmensführung und Organisation, 4. Auflage, Stuttgart, Schäffer-Poeschel, 2004.
  10. vgl. Der Computer als Instrument der Forschung und Lehre in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
  11. Wirtschaftsinformatik an Fachhochschulen - Der fachliche Rahmen: Ein Grundsatzpapier des Arbeitskreises Wirtschaftsinformatik an Fachhochschulen, Fachbereichstag Informatik an Fachhochschulen (FBT-I) Schriftenreihe FBT-I 9/97 siehe auch http://www.akwi.de/materialien.php
  12. Frank Finkler: Konzeption eines Regierungsinformationssystems. Gabler Verlag, 2008, ISBN 9783486567663
  13. Fakultät WIAI der Universität Bamberg
  14. Gründung des ERCIS

Weblinks

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