- Gerar
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Gerar ist der Name eines Ortes in der Bibel, an dem sich Abraham, der Stammvater des Volkes Israel, eine Zeit lang niedergelassen haben soll (Gen. 20, 1). Der Ort befand sich im Süden Kanaans, das ungefähr das heutige Palästina und Israel mit Teilen Westjordaniens umfasste. Er lag zwischen den Städten Kadesch und Schur in der Nähe von Beerscheba wohl in Küstennähe: Denn das Gebiet wurde von Abimelech, einem König der Philister regiert (Gen. 26, 1).
Als Tribut für die Erlaubnis, dort wohnen zu dürfen, soll Abraham gemäß der biblischen Erzählung diesem König seine Frau Sarah überlassen haben. Dies gefährdete die Verheißung, die JHWH ihm vor seinem Aufbruch nach Kanaan gegeben hatte: Er werde Nachkommen haben und daraus werde ein großes Volk hervorgehen. Doch Sara war bis dahin kinderlos geblieben, und Abraham gab sie als seine Schwester aus, um seine Sippe vor möglichem Überfall zu schützen. Dann aber sei Gott dem fremden König im Traum erschienen und habe ihn gewarnt, die ihm nicht gehörende Frau anzurühren. Daraufhin habe Abimelech Abraham vor seinem Hofstaat zur Rede gestellt wegen seines Misstrauens, ihm seine Frau wiedergegeben und Vieh und Silber als Gastgeschenk dazu. Auch habe er ihm freigestellt, sich niederzulassen wo er wollte. Auf Abrahams Gebet zu Gott hin sei Abimelech von Unfruchtbarkeit geheilt worden, und seine Frauen konnten wieder Kinder gebären (Gen. 20).
Gerar und seine Königsfamilie ist damit in der Theologie der Erzvätergeschichten die erste Stadt in Kanaan, die den von Abraham ausgehenden Segen erfährt: „Ich will segnen, die Dich segnen, und verfluchen, die Dich verfluchen.“ (Gen. 12, 2f). Die Geschichte veranschaulicht Gottes rettendes Eingreifen, um die Völker- und Landverheißung an Abraham zu wahren und ihre Realisierung offenzuhalten. Dabei bekommt der fremde König Kinder, noch bevor Abraham und Sara selber einen Sohn erhalten.
Darin sieht die historische Forschung Anzeichen eines friedlichen Einsickerns von Hebräersippen in schon besiedelte Gebiete und im Einvernehmen mit ortsansässigen Bewohnern. Offenbar waren Abkommen auf Gegenseitigkeit mit den Philistern möglich, so dass die spätere Betonung der kriegerischen Einnahme und Zerstörung kanaanäischer Städte und Erzfeindschaft mit den Philistern nicht die tatsächlichen Ereignisse, sondern erst die Eroberungen der Davidzeit reflektieren könnte.
Die Geschichte der Versöhnung zwischen Abraham und Abimelech wiederholt sich in Gen. 26 nochmals auch mit Isaak, Abrahams Erben, und Rebekka, dies ist offenbar eine Dublette, die den Anspruch Isaaks auf dasselbe Land und ein fortdauerndes Schutzabkommen mit dessen Herrn bestätigen soll. Hier wird aber auch bereits ein aufkeimender Konflikt um Land, Brunnen und Wasser sichtbar.
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