Gerhard Sommer

Gerhard Sommer

Gerhard Sommer (* 24. Juni 1921 in Hamburg) ist ein ehemaliger SS-Untersturmführer der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ welcher an der Ermordung von 560 Zivilisten in dem italienischen Dorf Sant’Anna di Stazzema beteiligt war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sommer trat nach seinem zwölften Geburtstag im Juli 1933 in die Hitlerjugend ein und erreichte den Dienstgrad eines Jungzugführers im Deutschen Jungvolk. Am 1. September 1939 wurde er 18jährig in die NSDAP aufgenommen (Mitglieds-Nr. 7111565) und anschließend, im Oktober desselben Jahres, in die Waffen-SS als einfacher Soldat übernommen (Mitglieds-Nr. 474378). In der SS-Division „Leibstandarte Adolf Hitler“ kämpfte er an der Front im Westen, auf dem Balkan und in der Ukraine. Dort wurde er zweimal verwundet und erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Aus der evangelischen Kirche trat er im November 1942 aus. 1943 bewarb er sich als SS-Reserve-Führer. Nach einer Ausbildung in Proschnitz wurde er am 30 Januar 1944 zum SS-Untersturmführer ernannt. Zunächst als Zugführer, dann als Kompaniechef gehörte er der 7. Kompanie des II. Bataillons/SS-Panzergrenadier-Regiment 35 an. Am 19. August 1944 erhielt er das Eiserne Kreuz I. Klasse. Bei Kriegsende gehörte er der 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ an.[1]

Am 22. Juni 2005 wurde Sommer zusammen mit neun weiteren Angeklagten von einem italienischen Militärgericht in La Spezia des „fortgesetzten Mordes mit besonderer Grausamkeit“ an 560 Einwohnern des Bergdorfes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft und Entschädigungszahlungen verurteilt.[2] Sommer und vier Mitverurteilte legten Revision ein, das Urteil wurde jedoch 2006 von einem Militärgericht in Rom bestätigt.[3] Am 8. November 2007 bestätigte der italienische Kassationsgerichtshof in Rom die lebenslangen Haftstrafen für Gerhard Sommer und seine zwei Kameraden Georg Rauch und Karl Gropler. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa lehnte das Gericht den Antrag des Militärstaatsanwalts ab, das vorherige Urteil aufgrund eines Verfahrensfehlers zu annullieren und einen neuen Prozess anzusetzen.[4]

Ermittlungen in Deutschland wurden 2002 aufgenommen, zu einer Anklage kam es jedoch bisher nicht. Der Hamburger Rechtsanwältin Gabriela Heinecke, welche nach dem italienischen Urteil die Nebenklage für die italienischen Überlebenden des Massakers eingereicht hatte, wird bis heute die Akteneinsicht verweigert.

Gerhard Sommer wohnt heute in Hamburg.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Tribunale Militare di La Spezia, Urteil im Verfahren gegen Gerhard Sommer u.a., La Spezia, 22. Juni 2005; Bundesarchiv, SSO-Karte, Gebührnis-Karte, Sommer Gerhard, 24. Juni 1921; John P. Moore, Führerliste der Waffen-SS, s. u. Sommer Gerhard, 24. Juni 1921.
  2. Das Massaker von Sant’Anna di Stazzema am 12. August 1944 - Materialiensammlung 1 für eine bundesweite Kampagne zur Anklageerhebung in Deutschland Mai 2006, S. 12-14/17-19/23-24/30-34, (Pdf 880 KB)
  3. Lars Reissmann: Verurteilung wegen des SS-Massakers von Sant’Anna di Stazzema bestätigt. Lokalberichte Hamburg, 17. Jahrgang, Nr. 24, 23. November 2006, S. 8, (Pdf 553 KB)
  4. Kassationsgericht bestätigt lebenslange Haft für drei NS-Verbrecher Yahoo Nachrichten, 8. November 2007

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gerhard Sommer — (b. 24 June 1921, Rudolstadt, Germany) is a former SS Untersturmführer in the 16th SS Panzergrenadier Division Reichsführer SS who was involved in the massacre of 560 civilians on 12 August 1944 in the Italian village of Sant Anna di Stazzema. In …   Wikipedia

  • Sommer (Familienname) — Sommer ist ein Familienname. Der Name wurde wahrscheinlich von der Jahreszeit Sommer abgeleitet. Im 8. Jahrhundert Sumar, ab 1190 Sumer, ab 1292 Somer. Auch Sumber oder Summer – Bedeutung Korb, Geflecht, Handtrommel. Bekannte Namensträger… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Sattler — (* 16. Dezember 1955 in Darmstadt, Deutschland) ist ein deutscher Dermatologe, der spezialisiert auf dem Gebiet der Ästhetischen Chirurgie tätig ist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kritik 3 Schriften …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Hund — Gerhard Hund, Vortrag in Jena 2010 Gerhard Friedrich Hund (* 4. Februar 1932 in Leipzig) ist ein deutscher Schachspieler, funktionär und journalist sowie Computerpionier. Er ist von Beruf Mathematiker und Informatiker …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Anton von Halem — (* 2. März 1752 in Oldenburg (Oldenburg); † 4. Januar 1819 in Eutin) war ein deutscher Schriftsteller, Jurist und Oldenburger Verwaltungsbeamter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Faltermeier — Gerhard „Gerd“ Faltermeier (* 23. Oktober 1943 in Steinsberg, heute Gemeinde Regenstauf im Landkreis Regensburg; † 9. März 2009 in Karlsruhe), auch „Benno“ gerufen, war ein deutscher Fußballspieler. In den Jahren 1965 bis 1968 kam Faltermeier in… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Pilz — Nation Osterreich  Österreich Geburtstag …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Neuser — (* 29. Oktober 1938 in Wilgersdorf; † 7. August 1993) war ein deutscher Fußballspieler. Er begann seine Karriere zunächst in der Jugend des heutigen TuS Wilnsdorf/Wilgersdorf. Er wechselte 1958 zu den Sportfreunden Siegen. Beim Gewinn des Titels… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Marotzke — 1955 Gerhard Marotzke (* 30. September 1929) war Fußballspieler in der DDR und absolvierte ein Länderspiel mit der DDR Nationalmannschaft. Die erste Station in der Fußball Laufbahn von Gerhard Marotzke war die SG Volkspolizei Rostock, eine der… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Kleppinger —  Gerhard Kleppinger Spielerinformationen Geburtstag 1. März 1958 Geburtsort Ober Ramstadt, Deutschland Größe 186 cm Position Abwehr …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”