- Gertrud Rabestein
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Gertrud Rabestein (* 5. Januar 1903 in Naumburg; † 1974 in Stollberg/Erzgeb.) war eine deutsche Aufseherin in dem Konzentrationslager Ravensbrück und Oberwachtmeisterin im Gefängnis Naumburg.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Rabestein, gelernte Haushaltsgehilfin, arbeitete als Reinigungskraft im Landgericht Naumburg. Im Mai 1933 trat sie der Ortsgruppe Naumburg der NSDAP bei. Nachdem sie sich 1938 in der Frauenabteilung des Gefängnisses Naumburg als Wärterin bewarb, erhielt sie noch im selben Jahr eine Anstellung als Aufseherin im KZ Lichtenburg. Dort war sie auch mit Maria Mandl und Johanna Bormann tätig. Im Mai 1939 wurde sie mit den anderen Aufseherinnen in das neu eröffnete KZ Ravensbrück bei Fürstenberg versetzt, wo sie zeitweise als Hundeführerin fungierte. Sie erhielt dort den Spitznamen „Rabenaas“, da sie sich gegenüber Häftlingen äußerst brutal verhalten haben soll. Ab 1942 wohnte sie wieder in Naumburg und war bis zum Einmarsch der Roten Armee im April 1945 als Oberwachtmeisterin im Naumburger Gefängnis eingesetzt. Nach Kriegsende wurde Rabestein in Haft genommen und am 31. August 1948 vom Landgericht Halle (Saale) wegen Mordes und Misshandlung von KZ-Häftlingen zu lebenslanger Haft verurteilt. Trotz zahlreicher Gnadengesuche, zuletzt 1971 durch ihren Sohn, wurde Rabestein nicht amnestiert. Sie verstarb 1974 schwerkrank im Frauengefängnis Hoheneck.
Öffentliches Aufsehen erregte Rabestein nochmals 1953 in Zusammenhang mit Erna Dorn. Dorn gab sich nach Kriegsende in Halle (Saale) als ehemaliger KZ-Häftling aus. Einer Zeugenaussage im Prozess gegen Rabestein 1948 entzog sich Dorn bereits durch eine vorgetäuschte Schwangerschaft. Wegen anderer krimineller Delikte wurde Dorn 1951 verhaftet und später verurteilt. Während der Haft gab Dorn an, Mitarbeiterin der Politischen Abteilung des KZ Ravensbrück gewesen zu sein. Dorn wurde von ehemaligen Häftlingen des KZ Ravensbrück in der Zeitung Neues Deutschland beschuldigt, als Rabestein alias Dorn Verbrechen an KZ-Häftlingen begangen zu haben. Dorn wurde, obwohl alle ihre Angaben nicht belegbar waren, als „Die Kommandeuse von Ravensbrück, Erna Dorn alias Rabestein, das Rabenaas“ bezeichnet und am 1. Oktober 1953 durch das Fallbeil hingerichtet. Rabestein verbüßte währenddessen ihre Haft seit 1948 im Zuchthaus Hoheneck. Die Dorn untergeschobene Biografie Rabesteins mündete in einen der bedeutendsten Justizirrtümer der 1950er Jahre. Der bekannte Schriftsteller der DDR, Stephan Hermlin, verarbeitete diesen Fall 1957 in der antifaschistischen Novelle „Die Kommandeuse“. Der Neffe Rabesteins bat Hermlin 1985 per Brief aufgrund des Justizirrtums die Novelle zu überarbeiten, was Hermlin jedoch zurückwies.[1]
Literatur
- Ulrike Weckel, Edgar Wolfrum (Hrsg.): Bestien und Befehlsempfänger – Frauen und Männer in NS-Prozessen nach 1945. Vandenhoek und Ruprecht, Berlin 2003, ISBN 3525362722
- Hermann-Josef Rupieper, Daniel Bohse, Inga Grebe: "... Und das Wichtigste ist doch die Einheit": Der 17. Juni 1953 in den Bezirken Halle und Magdeburg. LIT Verlag, Berlin-Hamburg-Münster 2003, ISBN 3825867757
Weblinks
- Kurzbiografie von Gertrud Rabestein
- Christina Wittig: "Missbrauchter Mythos", in: Die Zeit, Nr. 25, S. 13, 1996
- Falco Werkentin: "Die sechs Leben der Kommandeuse", in: Berliner Zeitung, 15. Juni 1996
Referenzen
- ↑ Hermann-Josef Rupieper, Daniel Bohse, Inga Grebe: "... Und das Wichtigste ist doch die Einheit": Der 17. Juni 1953 in den Bezirken Halle und Magdeburg, LIT Verlag, Berlin-Hamburg-Münster 2003, S. 374ff.
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