Gertrudisnacht

Gertrudisnacht
Wehrhafter Schmied, Denkmal von Carl Burger in der Jakobstraße in Aachen

Die Gertrudisnacht war die Nacht vom 16. März auf den 17. März 1278. Der Name kommt daher, dass der 17. März der Namenstag der Gertrud ist.

In jener Nacht drang Graf Wilhelm von Jülich mit 469 bewaffneten Reitern im Gefolge in die freie Reichsstadt Aachen ein, um für König Rudolf I. von Habsburg, der im Konflikt mit dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl stand, fällige Steuern einzutreiben. Wilhelm wurde von seinen Söhnen Roland und Wilhelm sowie Wirich I. von Frentz (andere Quellen: mit drei Söhnen) begleitet. Die „Sage vom wehrhaften Schmied“ spricht von weiteren 500 Gefolgsleuten.

Wilhelm drang durch das von Verrätern geöffnete Kölnmitteltor in die Stadt ein. Als die Eindringlinge den Markt erreichten, formierte sich Gegenwehr, die sie zur Flucht über die Jakobstaße zum Jakobstor bewegte. Auf dem Weg dorthin etwa auf der Höhe des früheren Weißfrauenklosters wurden sie erschlagen. Die Sage berichtet, der Schmied habe Wilhelm schon erwartet und „wortlos mit seinem schweren Eisenhammer“ erschlagen. Andere Quellen sprechen von einem oder mehreren Metzgern anstelle des Schmiedes.

Im so genannten Sühnevertrag am 20. September 1280 auf Schloss Schönau wurde die Stadt Aachen unter anderem zur Zahlung einer hohen Summe Schadenersatz an die Grafenwitwe Richarda verpflichtet. Es bleibt zu spekulieren, ob der unerwartete Tod Wilhelms IV. in Aachen den drohenden Krieg zwischen der Grafschaft und den Kölner Erzbischöfen verhindert hat.

Am Ort des Geschehens wurde zunächst ein Sühnedenkmal errichtet, das in Teilen noch bis etwa 1800 bestand. 1909 wurde dort das Brunnendenkmal Wehrhafter Schmied errichtet. Wilhelms Leichnam wurde in der Kirche zu Nideggen unterhalb seiner starken Burg begraben, die Tumba mit einer lateinischen Inschrift mit Bezug auf das Ereignis versehen (deutsche Übersetzung nach Pippke/Pallhuber, auszugsweises Zitat: „Welch eine Wut, Bürger, drängte euch die Fürsten zu vernichten! Wilhelm IV. war wie ein leuchtender Stern seiner Vorfahren, auf ihn weisen die Taten seiner Ahnen hin. Mit Tatkraft begabt, trug er über den Schultern den weißen Rittermantel. Ihn erschlug man... “.[1]

Günter Krieger hat 2001 unter dem Titel „Gertrudisnacht“ hierzu einen historischem Kriminalroman verfasst: ISBN 90-5433-150-X.

Literatur

Thomas R. Kraus, Jülich, Aachen und das Reich. Studien zur Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Jülich bis zum Jahre 1328. Hg. Stadtarchiv Aachen, 1987, S. 137ff.

Einzelnachweise

  1. Walter Pippke, Ida Pallhuber: Die Eifel. DuMont Buchverlag, Köln 1984, ISBN 3 7701 1413 2, S. 36

Weblink


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • 1278 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 12. Jahrhundert | 13. Jahrhundert | 14. Jahrhundert | ► ◄ | 1240er | 1250er | 1260er | 1270er | 1280er | 1290er | 1300er | ► ◄◄ | ◄ | 1274 | 1275 | 1276 | 12 …   Deutsch Wikipedia

  • Altenaffeln — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Stolberg — Die Burg Stolberg von Süden gesehen (1999) Die Burg Stolberg erhebt sich auf einem steilen Kalkfelsen inmitten der Stolberger Altstadt in Stolberg (Rhld.) in der nordrhein westfälischen Städteregion Aachen. Sie ist Wahrzeichen, Wiege und… …   Deutsch Wikipedia

  • Flugplatz Werdohl-Küntrop — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Frenz (Adelsgeschlecht) — Die Adligen von Frenz sind aus dem Hause Limburg hervorgegangen. Sie galten im 13. Jahrhundert als bedeutende Persönlichkeiten, und ihr Territorialbesitz erstreckte sind von der Laufenburg an der Wehe als östlichstem Punkt über Frenz, Nothberg… …   Deutsch Wikipedia

  • Gero Kreuzberg — Günter Krieger (* 29. Januar 1965 in Langerwehe) ist ein deutscher Krimiautor; auch bekannt unter dem Pseudonym Gero Kreuzberg. Krieger schloss 1984 die Höhere Handelsschule ab und im Jahre 1988 die Ausbildung als examinierter Krankenpfleger. Elf …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Aachen — Die Geschichte der Stadt Aachen beginnt bereits in der Jungsteinzeit, als in der Gegend Feuerstein abgebaut wurde. Die Römer bauten auf dem heutigen Stadtgebiet Thermalbäder für ihre Soldaten, die nach dem Rückzug der römischen Truppen im 4.… …   Deutsch Wikipedia

  • Günter Krieger — (* 29. Januar 1965 in Langerwehe) ist ein deutscher Schriftsteller, der vor allem historische Romane schreibt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veröffentlichungen 2.1 Historische Romane …   Deutsch Wikipedia

  • Wehrhafter Schmied — Wehrhafter Schmied …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm IV. (Jülich) — Graf Wilhelm IV. von Jülich (* 1210; † 16. März 1278 in Aachen) war von 1225 bis zu seinem Tod Graf der Grafschaft Jülich. Sein Sarkophag befindet sich in der Kirche St. Johannes in Nideggen. Das erste Stadtsiegel Jülichs von um 1230 zeigte eine… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”