Gewindeformer

Gewindeformer

Der Gewindeformer ist ein Werkzeug zur spanlosen Herstellung von Innengewinden.

Inhaltsverzeichnis

Verfahrensbeschreibung

Der Gewindeformer wird ähnlich dem Gewindebohrer eingesetzt, wird also in einer rotierenden Werkzeugmaschine verwendet. Er besteht aus einem zylindrischen Schaft, der auf der Arbeitsfläche ein umlaufendes Gewinde besitzt. Im Gegensatz zum Gewindebohrer ist dieses nicht durch Schneidkanten unterbrochen. Auch besitzt der Schaft keine Spannuten, um zerspantes Material aufzunehmen.

Die Herstellung eines Innengewindes mit einem Gewindeformer geschieht wie beim Gewindebohrer durch Eindrehen des Werkzeugs in ein Bohrloch mit passendem Durchmesser. Anders als beim Gewindebohren entsteht das Gewinde jedoch nicht durch Ausschneiden von Material aus dem Bohrloch, sondern durch Verformen. Durch die Kanten des Gewindeformers wird das Material zur Seite gedrückt und zu einem Grat aufgeworfen, der nach mehreren Umdrehungen die Form der Nuten annimmt.

Einsatz

Mit dem Gewindeformer lassen sich kalt verformbare Materialien, also die meisten Metalle, bearbeiten. Duroplaste gehören zum Beispiel nicht dazu. Gewindeformer müssen eingesetzt werden, wenn keine Späne anfallen dürfen, z. B. weil sich ein Werkstück schlecht reinigen lässt. Auch bei einem hohen Verschleiß von Gewindebohrern bietet sich das Gewindeformen an.

Vorteile des Verfahrens sind:

  • Keine Späne
  • Kein Materialverlust
  • Höhere Standzeit als beim Gewindebohrer
  • Höhere Bearbeitungsgeschwindigkeit
  • Glattere Materialoberfläche nach der Bearbeitung
  • Hohe Präzision möglich

Nachteile des Verfahrens sind:

  • Höhere Anforderung an die Bohrlochtoleranzen
  • Einsatz als Handwerkzeug schlecht möglich
  • Höhere Wärmeentwicklung als beim Bohren
  • Viele Materialien lassen sich nicht formen
  • Oft ist der Einsatz eines Trennmittels notwendig

Eine weitere Eigenschaft des Verfahrens ist, dass viele Materialien beim Kaltverformen verfestigt werden. Dies erhöht die Auszugsfestigkeit von Gewinden. Häufig werden Gewindeformer bei Löchern eingesetzt, die mittels eines Fließformers hergestellt wurden.

Bohrdurchmesser

Auch für das Gewindeformen müssen vorher Bohrungen eingebracht werden.

Varianten

Selbstschneidende Blechschrauben sind oft in Wirklichkeit Schrauben, die ein Gewinde formen. Daneben gibt es auch die gewindeformenden, oder auch gewindefurchenden Schrauben für metrische Gewinde. Diese sind in der Lage ein metrisches Gewinde im Gegenstück durch Verdrängung zu erzeugen, wenn ein entsprechendes Bohrloch besteht. Die gewindefurchenden Schrauben haben oft ein spezielles Profil, das z.B. auf einem deformierten Zylinder als Grundform basiert, um die Gleitreibung beim Formen des Gewindes zu reduzieren. Voraussetzung für den Einsatz ist, dass das zu verdrängende Material eine niedrigere Festigkeitsklasse hat, als das der Schraube. Der Einsatz solcher Schrauben erspart jedoch mindestens zwei Arbeitsschritte im Vergleich zur konventionellen Gewindeherstellung mit Kernlochbohrung und Gewindebohrung.


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