Gezer

Gezer
Gezer (Israel)
Gezer
Gezer
Israel

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Gezer (hebräisch גזר), später Gazara, war eine Stadt im alten Israel. Sie wird heute überwiegend mit dem Tell Gezer (auch: Tell el-Jezer) identifiziert, der sich etwa auf halbem Weg zwischen Jerusalem und Tel Aviv befindet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Siegesstele des Merenptah

Erste schriftliche Belege für die Existenz Gezers datieren in die Zeit des ägyptischen Königs Thutmosis III. (15. Jahrhundert v. Chr.). Die Reliefs aus dem Tempel des Amun-Re in Karnak zeigen Gefangene aus Gezer aus dem Syrienfeldzug von 1468 v. Chr.[1]. Eine Inschrift aus dem Grabtempel von Thutmosis IV. (ca. 1410- 1402.) erwähnt Gefangene (Kharu) aus einer Stadt, die meist als Gezer rekonstruiert wird[1]. Aus den Amarna-Briefen lässt sich folgern, dass Gezer an den Konflikten der unter ägyptischer Oberhoheit stehenden Stadtstaaten Palästinas beteiligt war. Es haben sich über ein Dutzend Briefe aus Gezer an den ägyptischen König erhalten, sodass sich auch die Namen der Statthalter in Gezer rekonstruieren lassen: Milkilu, Addu-Dabi und Japahu. Sie berichten von der ständigen Bedrängnis durch die Habiru, ohne dass offenbar von ägyptischer Seite Abhilfe geschaffen wurde. In Gezer scheint eine wichtige Schreiberschule bestanden zu haben. Ein Bruchstück des Gilgameš-Epos, das zu Beginn der 50er Jahre von einem Hirten aus dem Kibbutz Megiddo an der Rampe des Abraumhaufens von Sektor AA gefunden wurde, stammt nach Analysen von Goren et al.[2] vermutlich aus Gezer. Vita[3] nimmt auf Grund paläographischer Studien an, dass ein Schreiber aus Gezer auch für die verbündeten Herrscher von Ginti-kirmil, Gath und Aschdod Briefe verfasste. Auch Briefe von Tagi (EA 266) und Jahtiru (EA 296) weist er diesem Schreiber zu. Letztere verwendeten aber auch andere Schreiber.

Unter den Ramessiden wurde die Herrschaft Ägyptens über die Gegend wieder gefestigt, die Siegesstele des Merenptah berichtet, dass Gezer von den Ägyptern erobert wurde. Ein Elfenbeinfund am Tell Gezer, auf dem sich der Name Merenptahs in einer Kartusche fand, stützt diesen Bericht.

Im Buch Josua wird ein König von Gezer namens Horam erwähnt, der zur Zeit von Josuas Eroberung der Stadt Lachisch gegen die Israeliten zu Hilfe kommt, dabei aber erschlagen wird. Gezer wurde von den Israeliten erobert, die kanaanäische Bevölkerung des Ortes versklavt. Die Stadt hatte durch ihre Lage im Grenzgebiet zu den Philistern strategische Bedeutung. Sie wurde dem Stammesgebiet von Ephraim zugeschlagen, dann aber der levitischen Sippe von Kehath als Freistatt zugesprochen.

Dem biblischen Bericht zufolge (2. Sam 5,25) schlug König David die Philister von Gibeon an bis nach Gezer. Offenbar befand sich der Ort in der Folge aber in ägyptischem Besitz, denn der Pharao (wohl Siamun) übergab die Stadt anlässlich der Heirat seiner Tochter mit König Salomo als Mitgift.

Während der Makkabäerkriege wechselte die Stadt, jetzt Gazara genannt, mehrmals den Besitzer. Auf ein spätantikes Bistum geht das Titularbistum Gazera der römisch-katholischen Kirche zurück. In der Folge wurde der Ort verlassen und blieb bis in die Neuzeit unbewohnt. Heute befindet sich neben der Ausgrabungsstätte eine kleine Siedlung.

Herrscher

  • Milkilu, Amarna-Zeit [4](EA 267–271)
  • Ba'lu-dānu, Amarna-Zeit [5] (EA 293–2944)
  • Japahu, Amarna-Zeit [5] (EA 297–300)
  • Horam zur Zeit Josuas

Forschungsgeschichte

Tell Gezer wurde 1871 vom französischen Archäologen Charles Clermont-Ganneau ausgegraben. Es folgten weitere Ausgrabungen in den Jahren zwischen 1902 und 1907 durch Robert Macalister im Auftrag des Palestine Exploration Fund. Auch danach war Gezer das Ziel intensiver Ausgrabungen, so im Jahr 1934 durch Alan Rowe, 1964 durch G. E. Wright, sowie durch William Dever, Yigael Yadin und durch die Andrews University. Seit 2006 werden die Ausgrabungen von Steve Ortiz vom Southwestern Baptist Theological Seminary (Fort Worth, USA) und Sam Wolff (Israel Antiquities Authority) fortgeführt.

Aufbau der Siedlung

Das monumentales Stadttor ist vergleichbar mit dem Tor von Hazor.

Funde

Megalithen in Gezer

In Gezer wurden zehn Megalithen, sowie neun Grenzsteine gefunden. Einer der Steine trug die Aufschrift Grenze von Gezer die Identifizierung des Tell Gezer mit der Stadt Gezer. Er wird in das 1. Jt. v. Chr. datiert.

Gezer-Kalender

Bei der Ausgrabung des Tells wurde der so genannte Gezer-Kalender gefunden, der auf das 10. Jahrhundert v. Chr. datiert wird. Er stellt einen der frühesten Texte in hebräischer Sprache dar. Möglicherweise handelt es sich um einen Kalender zur Bestimmung saisonaler landwirtschaftlicher Tätigkeiten; denkbar ist aber auch, dass es sich um eine Art Volkslied oder um Schüleraufzeichnungen handelt.

Literatur

  • William Foxwell Albright: The Gezer Calendar. In Bulletin of the American Schools of Oriental Research 1943, 92, 16-26. (Originalbeschreibung des Fundes, englisch).
  • George A. Barton, The Levitical Cities of Israel in the light of the excavation at Gezer. The Biblical World 24/3, 1904), 167-179.
  • Immanuel Benzinger: Gazara. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 887–889.
  • William G. Dever, Gezer revisited: New excavations of the Solomonic and Assyrian period defenses. The Biblical Archaeologist 47/4, 1984, 206-218.
  • William G. Dever, Late Bronze Age and Solomonic defenses at Gezer: New evidence. Bulletin of the American Schools of Oriental Research 262, 1986, 9-34.
  • Israel Finkelstein, On archaeological methods and historical considerations: Iron Age II Gezer and Samari. Bulletin of the American Schools of Oriental Research 277/278, 1990, 109-119.
  • John S. Holladay, Jr., Red Slip, burnish, and the Solomonic gateway at Gezer. Bulletin of the American Schools of Oriental Research 277/278, 1990, 23-70.
  • H. Darrell Lance, Gezer in the land and in history. The Biblical Archaeologist 30/2, 1967, 34-47.
  • Joe D. Seger, Reflections on the gold hoard from Gezer. Bulletin of the American Schools of Oriental Research 221 , 1976, 133-140 (Memorial Issue: Essays in Honor of George Ernest Wright) .
  • Daniel Sivan: The Gezer calendar and Northwest Semitic linguistics. In: Israel Exploration Journal 48,1-2 (1998), S. 101–105 (Eine aktuelle sprachwissenschaftliche Analyse des Textes (englisch)).
  • David Ussishkin, Notes on Megiddo, Gezer, Ashdod, and Tel Batash in the Tenth to Ninth Centuries B. C. Bulletin of the American Schools of Oriental Research 277/278, 1990, 71-91.

Weblinks

 Commons: Gezer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b H. Darrell Lance, Gezer in the land and in history. The Biblical Archaeologist 30/2, 1967, 36
  2. Y. GOREN, H. MOMMSEN, I. FINKELSTEIN N. NA’AMAN, A PROVENANCE STUDY OF THE GILGAMESH FRAGMENT FROM MEGIDDO, Archaeometry 51/5, 2009, 763–773
  3. J.-P. Vita, The Gezer-Corpus von El-Amarna: Umfang und Schreiber, Zeitschrift für Assyriologie 90, 2000, 70–77
  4. Goren, Y., Finkelstein, I., Na’aman, N., Inscribed in clay: provenance study of the Amarna tablets and other Near Eastern texts. Tel Aviv, Institute of Archaeology, Tel Aviv University 2004, 271–274
  5. a b Goren, Y., Finkelstein, I., Na’aman, N., Inscribed in clay: provenance study of the Amarna tablets and other Near Eastern texts, Institute of Archaeology, Tel Aviv University, Tel Aviv 2004, 271–274
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